Essen-Holsterhausen. Am alten Standort musste das Essener Traditionsrestaurant Haus Kalthoff seinen Betrieb aufgeben. Nun eröffnet es neu. Das sind die Pläne.
Aleksandra Ivanovic (31) ist quasi hinter der Theke aufgewachsen. 2017 übernahm ihre Mutter Vladanka (55) das Holsterhauser Traditionsrestaurant Haus Kalthoff von ihrer Großmutter, die den Betrieb seit 2009 und davor schon einmal in den Neunzigerjahren geführt hatte. Doch in den vergangenen Monaten wurde es immer schwieriger für den Familienbetrieb. Corona setzte dem Restaurant zu, Gäste bleiben aus. Irgendwann war klar: So geht es nicht weiter. Doch statt ganz zu schließen, fand die Familie Ivanovic eine Alternative.
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Das Haus Kalthoff ist nun an die Gemarkenstraße 88 gezogen und eröffnet am Donnerstag (13. Januar) neu. Die Räumlichkeiten dort sind deutlich kleiner, was der Familie mehr Spielraum verschafft. Am alten Standort hatten sie 360 Quadratmeter zu bewirtschaften, inklusive einem großen Raum für Gesellschaften und einer Kegelbahn. Noch dazu kümmerten sich Aleksandra, Vladanka und Vater Momir Ivanovic zuletzt nur noch zu dritt um Küche und Service – ab elf Uhr mittags durchgängig bis spät am Abend. „Wir konnten ja in der Situation keine neue Kraft einstellen“, so Aleksandra Ivanovic.
Essener Restaurant geht mit neuem Konzept an den Start
Der neue Gastraum des Hauses Kalthoff misst nur noch knapp 90 Quadratmeter. Auch das Konzept hat die Familie geändert. „Grillgerichte und Schnitzel gibt es nicht mehr, stattdessen Kneipenbetrieb und ein paar Kleinigkeiten“, kündigt Aleksandra Ivanovic an. So sollen zum Beispiel Toasts, Gulaschsuppe und ihre berühmten Frikadellen auf dem Speiseplan stehen. Durchgängiger Betrieb von elf Uhr mittags bis Mitternacht an den Wochenenden ist dagegen zunächst weiterhin geplant. „Bis wir sehen, ob es sich lohnt“, so Ivanovic. Auch wann es einen Ruhetag geben wird, steht noch nicht fest.
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Zum neuen Konzept sollen außerdem regelmäßig stattfindende Live-Konzerte gehören, sobald sich die Corona-Lage wieder etwas beruhigt hat. „Das ging vorher nicht, weil wir noch bis 22 Uhr die Küche offen hatten und uns darum kümmern mussten“, erklärt Ivanovic. Nun hofft die Familie, so eine neue Zielgruppe im sich stetig verjüngenden Holsterhausen zu erreichen. Auf Tradition setzt sie allerdings immer noch. In ihren neuen Räumlichkeiten, dem ehemaligen Zuhause der Kneipe „Ums Eck“, durften gemütliche Holzmöbel und die urige Biertheke nicht fehlen.
Viele Stammgäste im Holsterhauser Traditionsrestaurant
Der Abschied vom ehemaligen Standort fiel allen Beteiligten schwer. Wenn sich Aleksandra Ivanovic daran erinnert, kullern bei ihr immer noch die Tränen. Natürlich seien auch mit dem Gebäude viele Erinnerungen verbunden: Freizeit habe es in ihrer Kindheit schließlich selten gegeben, die meiste Zeit verbrachte sie im Gasthaus. Doch vor allem die vielen Stammgäste seien ihr extrem ans Herz gewachsen. „Wenn wir endgültig geschlossen hätten, hätten wir die Leute vielleicht nie wieder gesehen“, sagt Ivanovic und muss erneut die Tränen hinunterschlucken.
Restaurant in Eigenregie renoviert
Seit Ende Dezember hat die Familie Ivanovic ihr neues Restaurant an der Gemarkenstraße 88 in Eigenregie renoviert. Zwei Wochen waren sie damit beschäftigt.Einen Großteil der Einrichtung ihres alten, viel größeren Restaurants hat die Familie verschenkt: Ein großer Berg Dekoration und Geschirr ging an Freunde und Gäste.
Bitter sei der Abschied vor allem für den Kegelclub gewesen, der Chefin Vladanka Ivanovic sogar als Mitglied aufgenommen habe. Er hat in der neuen, kleineren Gaststätte keinen Platz mehr. Bei einer kleinen Abschiedsfeier Ende Dezember fanden Restaurantleitung und Stammgäste aber zumindest noch einmal zusammen, um gemeinsam Gutes zu tun. An diesem Abend sammelten sie knapp 1400 Euro Spenden, die anschließend der Holsterhauser Elterninitiative zur Unterstützung krebskranker Kinder übergeben werden konnten.
Essener Restaurantbesitzer sorgen sich wegen 2G-Plus
Etwas Sorge bereitet den Restaurantbetreibern nun nur noch die 2G-Plus-Regel, die ab Donnerstag (13. Januar) in der Gastronomie gilt. „Um die Verbreitung von Corona zu stoppen, ist das natürlich gut“, sagt Aleksandra Ivanovic. „Wir haben allerdings schon unsere Abschiedsfeier unter 2G-Plus-Bedingungen gemacht. Auch da haben manche gesagt: ‘Ich habe mich impfen lassen, warum soll ich mich jetzt noch testen?’“ Hoffnung mache lediglich, dass Geboosterte von der Regel ausgenommen sind.