Essen. Ende 2021 haben bekannte Essener Restaurants ihre Türen für immer geschlossen. Häufig, aber nicht immer war Corona der Grund. Eine Übersicht.

Lockdown, Abstandsregeln, 2G: Die Corona-Pandemie hat der Gastronomie in Essen extrem zugesetzt. Einige Restaurants haben die schwere Zeit nicht überstanden und mussten im vergangenen Jahr schließen. Andere haben aus ganz anderen Gründen dichtgemacht. Eine Übersicht der im Jahr 2021 geschlossenen Restaurants, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Acht Monate Corona-Zwangspause, dann kam die Flut: Das Restaurant Drago an der Zornigen Ameise, seit 37 Jahren in Bergerhausen ansässig, bleibt für immer geschlossen. Gerade war Sabina Begic, Tochter des Restaurantgründers Drago Begic, mit ihrem Team nach der pandemiebedingten Schließung wieder durchgestartet, da kam der nächste Schock. Nach den heftigen Regenfällen im Juli 2021 stand der Keller komplett unter Wasser, viele dort gelagerte Lebensmittel mussten weggeworfen werden. Durch die dicken Wände des Hauses von 1778 trocknete alles nur langsam.

Sabina Begic vom „Drago“ an der Straße Zornige Ameise: Wegen Corona und der Flut schließt das Restaurant für immer.
Sabina Begic vom „Drago“ an der Straße Zornige Ameise: Wegen Corona und der Flut schließt das Restaurant für immer. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Schweren Herzens beschloss Familie Begic das Aus des Traditionslokals, die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten sich etwas anderes suchen. Das Inventar des Lokals wurde an einem Wochenende verkauft – und viele Stammgäste kamen, um ein letztes Erinnerungsstück zu ergattern.

Beliebte Gaststätten schließen im Essener Westen

Die Corona-Pandemie hat auch bei Birgit und Edvard „Eddi“ Sesko zum Entschluss geführt, das „Haus Sesko“ in Borbeck nach 42 Jahren aufzugeben. Corona hat dem Wirtepaar übel mitgespielt – so wie der ganzen Branche. „Die Umsätze gingen auf 30 Prozent zurück“, sagt Edvard Sesko. „Wenn wir denn überhaupt geöffnet hatten.“ Deshalb entschied er sich früher als geplant für die Rente. Seine Frau hat einen neuen Job im Lebensmittelhandel gefunden. Das Haus haben die Seskos verkauft. Ob es eine Gaststätte bleiben wird, ist noch ungewiss.

Das Wirtepaar Birgit und Edvard Sesko hätte ihr Restaurant „Haus Sesko“ in Essen-Borbeck gern noch weiter betrieben. Doch dann kam Corona.
Das Wirtepaar Birgit und Edvard Sesko hätte ihr Restaurant „Haus Sesko“ in Essen-Borbeck gern noch weiter betrieben. Doch dann kam Corona. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zum Jahresende hat Gastronom Asmir Hodzic nach fast 15 Jahren den Betrieb der Talschänke im Essener Hexbachtal eingestellt. Die Talschänke im Stadtteil Bedingrade ist seit vielen Jahren über die Grenzen Essens hinaus ein beliebtes Ausflugslokal. Doch nun hieß es dort für Wirt und Stammgäste Abschied nehmen. „Es tut mir sehr leid, wir sind hier eine Institution gewesen, ein Anlaufpunkt für jedermann“, sagt Hodzic. Er musste schließen, weil ihm der Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt worden war. Die gesamte Immobilie hatte der Eigentümer bereits im vergangenen Jahr für 1,2 Millionen Euro zum Verkauf angeboten. Stammgäste sind nun gespannt, wie es im neuen Jahr dort weitergehen wird.

In Frintrop hat ebenfalls eine gastronomische Institution die Türen geschlossen: die Gaststätte „Bei Gojko“ an der Ecke Frintroper Straße / Im Wulve. Doch dort gibt es bereits etwas Neues. Koch Matthias Garg hat dort Ende Oktober den „Garpunkt“ eröffnet. „Es ist eine deutsche, sowohl bodenständige als auch gehobene Küche“, sagt er über sein Konzept. „Mir ist wichtig, die Waren so weit wie möglich aus der Region zu beziehen. Avocado wird man bei mir nicht entdecken.“

Schon neue Pläne für das Restaurant „Tatort“ in Essen-Rüttenscheid

Mit dem „Tatort“ hat ein Restaurant geschlossen, das sich mit seiner ebenso sinnenfrohen wie verfeinerten französischen Küche ein Alleinstellungsmerkmal im Rüttenscheider Süden erkocht hat. Entsprechend groß ist das Bedauern bei den Stammgästen, von denen der Tatort viele besaß. Corona war nicht der Grund für die Schließung, betonen die Macher, Geschäftsführer Jean Edouard Mathis und Restaurantleiter Predrac Milovic. Vielmehr habe sich nach zehn erfolgreichen Jahren das Gefühl eingestellt, einmal etwas Neues machen zu wollen. Der 41-jährige Mathis führt auch private Gründe an.

Jean-Edouard Mathis schloss sein Restaurant „Tatort“ in Essen-Rüttenscheid – aber nicht wegen Corona.
Jean-Edouard Mathis schloss sein Restaurant „Tatort“ in Essen-Rüttenscheid – aber nicht wegen Corona. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zu den besonderen Merkmalen des Tatorts gehört die Bistro-ähnliche Atmosphäre, in dem kleinen Raum aß man wirklich miteinander – und kam manchmal über Tische hinweg ins Gespräch. Wer es eher dezent und ruhig beim Essen mag, hatte hier schon mal Schwierigkeiten. Die vergleichsweise große Enge hätte in Corona-Zeiten ein Handicap sein können, doch war der Tatort bis zum letzten Tag praktisch immer gerappelt voll.

Zurzeit laufen bereits die Umbauarbeiten, die Gastronomin Natti Pierazzi hat das kleine Lokal gemietet, ein weiteres italienisches Restaurant wird entstehen, das aber auch Unkonventionelles bieten will. „Pazza Italiana Kitchen“, soll der Name sein. Pazza heißt übersetzt „verrückt“. Man darf gespannt sein.

Mit dem Café Mondrian verliert Essen-Rüttenscheid eine Institution

Dirk Volkmer fing als Kellner im Rüttenscheider Café Mondrian an, später übernahm er den Laden. Ende 2021 musste er dichtmachen.
Dirk Volkmer fing als Kellner im Rüttenscheider Café Mondrian an, später übernahm er den Laden. Ende 2021 musste er dichtmachen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Eine echte Institution hat Rüttenscheid mit dem Café Mondrian verloren. Weil er die staatlichen Corona-Hilfen zu spät bekam, konnte Betreiber Dirk Volkmer die Miete nicht mehr bezahlen. Als die lang ersehnte Zahlung kam, hatte er schon die Kündigung auf dem Tisch. Schweren Herzens schloss er deshalb zum Jahresende nach 33 Jahren die Türen. Neben dem normalen Café-Betrieb hatten im Café Mondrian auch immer wieder Partys mit DJs stattgefunden, an die sich manch einer gern erinnert.

Ein Nachfolger für die Räumlichkeiten an der Rüttenscheider Straße 113 war schnell gefunden: Der bekannte Essener Gastronom Franco Giannetti will im ehemaligen Mondrian sein achtes Lokal eröffnen. Entstehen soll ein Café-Restaurant mit Ganztagskonzept: Frühstück, Mittagessen und Abendessen.