Essen-Werden. Gaumenfreuden aus der Steiermark serviert das Restaurant Kettner’s Kamota in Essen-Werden. Was hinter dem Austrian-Pop-Art-Schlemmerort steckt.

  • Ein Restaurant mit österreichischen Spezialitäten fehlt bislang in Essen.
  • Ein junger Koch aus der Steiermark will das ändern. „Kettner’s Kamota“ nennen er und seine Geschäftspartnerin diesen Austrian-Pop-Art-Schlemmerort.
  • Am 8. Januar startet der Betrieb.

Gaumenfreuden aus Österreich wie Backhendl, Krautfleckerl oder Kaiserschmarrn finden sich in Essener Restaurants eher selten auf der Speisekarte. Dem möchten der Spitzenkoch Jürgen Kettner und seine Geschäftspartnerin Wiebke Meier abhelfen: Steiermarksches Flair zieht in die Hufergasse 23 ein. Am 8. Januar öffnet dort das Restaurant „Kettner’s Kamota“. Hinzu kommen mit der „Greisslerei“ ein steirischer Feinkostladen und eine Kochschule.

Kamota ist ein „gemütlicher und schöner Ort“

Seit einem halben Jahr schon wird in den Räumen, in denen lange Jahre ein italienisches Restaurant beheimatet war, gewerkelt. Die 125 Quadratmeter wurden zu einem Kamota entwickelt. „Das hört sich japanisch an, ist aber Dialekt“, sagt Jürgen Kettner lachend. Der gebürtige Österreicher klärt auf: „Kamota ist zu Deutsch ein gemütlicher und schöner Ort.“

Das neue Restaurant „Kettner's Kamota“ liegt an der Ecke Hufergasse/Grafenstraße im Herzen der Altstadt von Essen-Werden.
Das neue Restaurant „Kettner's Kamota“ liegt an der Ecke Hufergasse/Grafenstraße im Herzen der Altstadt von Essen-Werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Wohnzimmer-Atmosphäre verbreitet das in warmen Braun-, Fuchsia- und Grautönen gehaltene Interieur auf jeden Fall. „Als Hommage an meine Heimat Steiermark haben wir Dekoartikel platziert, aber sie sind immer einen Tick verändert, modernisiert, zum Teil auch ironisiert“, berichtet Jürgen Kettner.

Ein „Austrian-Pop-Art-Schlemmerort“

Eine trendige Tapetenwand in Felloptik etwa, auf der lackierte Holztafeln mit traditionellen Handwerksmotiven zu sehen sind, der unechte Wildschweinkopf, oder ein „Küss die Hand“, das auf einem Untersetzer für Servierschalen eingraviert ist.

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Stilecht auch die Toilettentüren, auf denen die Konterfeis von Kaiser Franz Joseph I. und Sissi prangen. Das Restaurant mit seinen 42 Sitzplätzen sei ein „Austrian-Pop-Art-Schlemmerort“, findet der Inhaber.

Sternekoch Berthold Bühler vom „Résidence“ ist Mentor

Kettner, der vom Gault-Millau jüngst als „Junges Talent“ ausgezeichnet wurde, zählt zu den Spitzenkräften seiner Zunft. Die Affinität zum Kochen ist ihm in die Wiege gelegt, stammt er doch aus einer Metzgerfamilie. Dennoch beschritt der heute 33-Jährige zunächst einen ganz anderen Weg. Er absolvierte eine Ausbildung zum Maschinenbautechniker. Recht schnell habe er aber erkannt, dass dies nicht das Richtige für ihn ist.

„Küss die Hand“: Mit österreichischer Höflichkeit werden die Gäste auch in der Küche im Untergeschoss begrüßt. Hier werden die Veranstaltungen der Kochschule stattfinden.
„Küss die Hand“: Mit österreichischer Höflichkeit werden die Gäste auch in der Küche im Untergeschoss begrüßt. Hier werden die Veranstaltungen der Kochschule stattfinden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Nach einem Praktikum beim Sternekoch Heinz Winkler in Chiemgau gelangte er nach Essen. Dort durfte der 22-Jährige seine Künste im Kettwiger Sternerestaurant „Résidence“ vervollkommnen. Sternekoch Berthold Bühler wurde zu seinem Mentor.

Das Restaurant-Wagnis mitten in der Pandemie

Danach kochte er u.a. mit Sternekoch Robin Pietsch in Wernigerode, 2020 eröffneten beide das „Pietsch by Kettner“. Auf der Karte standen Menüs der japanischen Kaiseki-Küche, gekocht mit Zutaten aus dem Harz.

Mit der Essenerin Wiebke Meier, die Erfahrungen in der Organisation und Leitung verschiedener Restaurantkonzepte hat, entwickelte Kettner 2021 (beide arbeiteten da im „„Mama San““) die Idee, ein Restaurant mit österreichischen Spezialitäten an der Ruhr zu eröffnen. Ein Wagnis mitten in der Pandemie. „Aber weshalb nicht?“, sagen beide und freuen sich auf ihre Gäste.

Im Restaurant „Kettner's Kamota“ in der Werdener Hufergasse können auch steirische Feinkostspezialitäten erworben werden.
Im Restaurant „Kettner's Kamota“ in der Werdener Hufergasse können auch steirische Feinkostspezialitäten erworben werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Es gibt eine lebhafte Gastroszene in Essen-Werden

Warum das Lokal ausgerechnet in Werden angesiedelt ist? Sicher habe man sich auch in Kettwig und Bredeney nach Immobilien umgeschaut. „Die Wahl fiel auf Werden, weil hier zum einen gerade die Fläche in der Hufergasse frei wurde, zum anderen, weil es ringsum eine lebhafte Gastroszene, viele kleine Läden und Boutiquen, aber auch gute Restaurants und Cafés gibt“, sagt der Steirer. Die Lage inmitten der von Fachwerkbauten geprägten Altstadt sei einfach perfekt.

Öffnungszeiten und Angebote

Das Restaurant „Kettners’ Kamota“, Hufergasse 23 in Essen-Werden, ist dienstags bis sonntags von 17 bis 23 Uhr geöffnet. Freitags wird ein Business Lunch von 12 bis 14 Uhr angeboten.

Daneben gibt es eine Feinkostabteilung, österreichisch: Greisslerei. Dort können Gäste selbsthergestellte Zutaten, wie etwa eine Salatsosserl oder einen Eierlikör nach Familienrezept, erwerben. Die Öffnungszeiten dafür stehen noch nicht fest.

Jeden dritten Sonntag im Monat ist zudem eine Kochschule geplant, bei der typisch österreichische Speisen zubereitet werden. Weitere Informationen gibt es auf www.kettnerskamota.de.

Das Zepter am Herd schwingt Jürgen Kettner. Mit seinem Team möchte er ein Dining-Sharing-Konzept kreativ umsetzen, nach dem Motto: Avantgarde trifft auf österreichische Regionalität. Zahlreiche Produkte kommen denn auch aus seiner Heimat: einfache, saisonale Zutaten von Gemüsebauern, Seefischern, Wildzüchtern und Jägern.

Dazu die Produkte aus der Ruhr-Region. „Wir verfeinern die Traditionsrezepte und österreichischen Klassiker mit einem Twist“, beschreibt er sein Credo. Der Gast solle nicht mit schwerem Magen nach Hause gehen, Leichtigkeit sei wichtig.

Und das Teilen. „Das ist in Restaurants verpönt, bei uns gehört es zum Konzept.“ Jeder dürfe von den Gerichten der anderen probieren. Es gebe sogar ein Menü mit bis zu neun Gerichten zu diesem Zweck.