Essen-Borbeck. Die Betreiber hätten gern noch weitergemacht. Doch wegen den Folgen der Corona-Pandemie schließt das Essener Haus Sesko früher als geplant.
- Seit 42 Jahren existierte das Haus Sesko in Essen-Borbeck.
- In der Corona-Pandemie gingen die Umsätze bis auf 30 Prozent zurück.
- Die Betreiber entschieden sich deshalb schweren Herzens, das Essener Restaurant zu schließen.
Nach 42 Jahren ist Schluss: Früher als erwartet schließen Wirt Edvard Sesko und seine Frau Birgit ihr „Haus Sesko“ in Essen-Borbeck. Damit endet auch der zuletzt vergebliche Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie. Wie es nun mit der Traditionsgastronomie weitergeht.
Am Sonntag, 19. Dezember, wurde Abschied an der Theodor-Hartz-Straße gefeiert. Mit zahlreichen Stammgästen, die ihrem „Eddi“ über Jahrzehnte die Treue hielten. „Die meisten Getränke gingen aufs Haus“, sagt der Wirt. „Als kleines Dankeschön“, denn man sei hier eher eine große Familie gewesen.
Noch einmal hatte seine Frau Birgit ihre schon legendären Frikadellen serviert, „die früher so manche Hausfrau bei uns kaufte, wenn sie mal nicht selbst mittags am Herd stehen wollte“, wie sie stolz sagt. Doch das war vor der Pandemie, als das „Haus Sesko“ schon um 10 Uhr öffnete und sich die ersten Gäste schon eine Viertelstunde vorher vor der Tür versammelten. „Doch Corona hat viel verändert“, sagt Edvard Sesko mit trauriger Stimme. Zuletzt hatte das Haus Sesko erst ab 17 Uhr geöffnet.
Essener Wirt „Eddi“ Sesko: „62 ist zu früh, um gar nichts mehr zu machen“
Gerne hätte „Eddi“ – wie ihn alle nannten – noch ein paar Jahre weitergemacht: „Ich bin erst 62 Jahre alt. Das ist eigentlich noch zu früh, um gar nichts mehr zu machen“, sagt der gebürtige Slowene, der 1979 aus Altenessen nach Borbeck übersiedelte und fortan die Gaststätte unter seinem Namen gemeinsam mit seiner Tante betrieb.
Seine Tante Ilse hatte das Haus bereits 1969 gekauft und erst einmal zwei Etagen auf den Flachbau gesetzt, denn das einst so stattliche Gebäude hatte im Krieg arg gelitten. „Um 1900 herum war hier das Hotel Kaiserhof zu finden“, sagt Edvard Sesko. „Doch später wurde es zerbombt.“ Eine Gaststätte war das Haus später jedoch immer. Von 1973 bis zu seinem Einstieg betrieb es Tante Ilse als „Wibbelstube“. Sein Onkel Johann blieb in der Kneipe „Zum Johann“ in Altenessen.
Birgit Sesko (55) gab ihrem Edvard im Jahr 1986 das Ja-Wort. Seitdem stand sie ihm auch hinter dem Tresen zur Seite. „Zum Millennium haben wir das Gasthaus dann aufwendig renoviert und die Gaststätte zu dem gemacht, was es bis heute ist. Ein traditionelles Haus, wo sich die Menschen gerne zu einem geselligen Schluck trafen, auch wenn wir nie eine Mittagsküche hatten“, erinnert sie sich.
Im Saal von Haus Sesko wurde immer kräftig gefeiert – doch dann kam Corona
Interessenten gesucht
Die ehemalige Gastronomie „Haus Sesko“ wird aktuell zur Vermietung angeboten.Interessenten finden auf Ebay-Kleinanzeigen hier weitere Informationen. Dort ist auch der Kontakt zum neuen Eigentümer hinterlegt.
Auch der Saal wurde damals mächtig aufgepeppt. Dort wurde immer kräftig gefeiert – Karneval, Tanz in den Mai und auch Silvester. „Das waren immer unsere Highlights“, sagt Birgit Sesko mit Wehmut. Genauso wie das große Sommerfest mit Bierzelt und Livemusik auf dem Parkplatz hinter dem Haus. „Das haben wir regelmäßig gemacht, bis eben die Pandemie kam. Damit war nach 2019 Schluss.“
Corona hat dem Wirtepaar übel mitgespielt – so wie der ganzen Branche. „Die Umsätze gingen auf 30 Prozent zurück“, sagt Edvard Sesko. „Wenn wir denn überhaupt geöffnet hatten.“ Während des Lockdowns erwiesen sich die Mietwohnungen in den oberen Geschossen des Hauses als wichtige Einnahmequelle. „Ohne diese Alternative hätten wir wohl schon früher aufgeben müssen“, glaubt Birgit Sesko. Am Ende stellte sich die beiden nur die Frage: „Sollen wir noch ein paar Jahre weiterkämpfen oder hören wir auf?“
Am Ende siegte dann auch die wirtschaftliche Vernunft. Edvard Sesko: „Man weiß ja nicht, wie es weitergeht mit Corona und all den Einschränkungen.“ Was er als „Frührentner“ nun machen will, muss sich erst noch finden. Birgit Sesko hat bereits im April eine Anstellung bei Edeka gefunden.
Die Zukunft des Hauses ist noch völlig offen. Die Immobilie wurde bereits verkauft
Auch die Zukunft der Gaststätte ist noch nicht geklärt. Das Haus haben die Seskos an Boris Bednarek verkauft. „Ich bin ein waschechter Borbecker und habe hier mein Abitur gefeiert“, sagt er. Momentan bewirbt er das Gasthaus in den Kleinanzeigen von Ebay – zur Miete. „Aber ob es eine Gaststätte bleibt, ist noch völlig offen“, gibt er zu. Es gebe einige Interessenten, aber mit gänzlich unterschiedlichen Konzepten. Auch für eine Gastronomie, dann aber eventuell in anderer, modernerer Form. „Entschieden ist da bislang noch nichts“, sagt Boris Bednarek.
Beim Abschied von den vielen Stammgästen wurde natürlich auch darüber gesprochen. „Doch ich muss natürlich sagen, dass wir auf die weitere Verwendung des Hauses keinen Einfluss haben“, sagt Birgit Sesko. Am Sonntag erlebte sie mit ihren Gästen noch einmal einen echten Gänsehautmoment, wie sie sagt. „Da hakten sich alle unter und sangen das Lied von der kleinen Kneipe. Da gab es auch ein paar Tränen.“
Im Online-Profil auf Ebay ist der Name Sesko über der Tür bereits verpixelt. In Borbeck endet damit so etwas wie eine Ära, „denn wir waren hier schon eine Institution“, sagt Edvard Sesko.