Essen-Überruhr. Das neue Jahr beginnt für den Verein Tiergehege Wichteltal gleich mit ungeplanter Mehrarbeit. Warum der Tag der offenen Tür wohl wieder ausfällt.

  • Der Verein Tiergehege Wichteltal hat sich im März 2004 gegründet.
  • Alle Aktivitäten werden über Spenden finanziert.
  • Höhepunkt des Jahres ist normalerweise der Tag der offenen Tür.

Mit einer bösen Überraschung endete das Jahr 2021 für die Vereinsmitglieder vom Tiergehege Wicheltal in Essen-Überruhr. Am Morgen des Silvestertages entdeckten sie ein zerstörtes Zaunelement. Doch sie hatten Glück im Unglück.

„Keine der 30 Ziegen ist vom Gelände entwischt. Darüber wundere ich mich selbst“, freut sich der Vereinsvorsitzende Alexander Kirstein. Womöglich habe es daran gelegen, dass sich das zerstörte Zaunelement eher im hinteren Bereich des weitläufigen und mit Klettermöglichkeiten für die Ziegen ausgestatteten Geländes befinde und sich die Tiere bei dem aktuell nassen Wetter sowieso lieber in der Scheune aufhalten würden.

Die Polizei habe man wegen des zerstörten Zaunteils nicht informiert. „Wegen so etwas wollen wir da niemanden belästigen, aber natürlich gibt es bei all den schönen Dingen, die mit dem Gehege verbunden sind, auch solche negativen Erlebnisse“, sagt Kirstein.

Die Ehrenamtlichen des Tiergeheges Wichteltal in Essen bessern den Zaun nach Feierabend aus

Auch wenn kein Tier entlaufen sei und sich der Schaden am Zaun in Grenzen halte, sei die Sache mehr als ärgerlich und hätte auch ganz anders ausgehen können. Erstmal habe man den Zaun notdürftig geflickt, aber er müsse jetzt ordentlich repariert werden. „Da wir alle ehrenamtlich für den Verein tätig sind, müssen wir das nach Feierabend erledigen“, so der 51-Jährige. Um den Zaun zu befestigen, hatte man einen dort stehenden Baum in die Konstruktion integriert. Die Befestigung sei aber abgeschnitten worden und der Zaun daraufhin zusammengefallen.

In seiner Freizeit repariert Alexander Kirstein, Vorsitzender des Vereins Tiergehege Wichteltal, den defekten Zaun in Essen-Überruhr.
In seiner Freizeit repariert Alexander Kirstein, Vorsitzender des Vereins Tiergehege Wichteltal, den defekten Zaun in Essen-Überruhr. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Viel mehr Sorgen als das zerstörte Zaunelement bereitet dem Vorsitzenden aber die Tatsache, dass in diesem Jahr der Tag der offenen Tür wegen Corona wohl erneut ausfallen müsse. „Dann schon zum dritten Mal“, ärgert sich Kirstein. Traditionell finde der Tag der offenen Tür am Ostersamstag mit Hüpfburg, Kinderspielen, Kaffee, Kuchen, Gegrilltem und etwa 2000 bis 2500 Besuchern statt. Das werde wohl auch in diesem Jahr nicht gehen.

Kinder können die Ziegen beobachten

Das Wichteltal in Überruhr ist für Besucherinnen und Besucher nicht nur wegen der vielen Spazierwege, dem Ausblick auf die Ruhr oder der Einkehr in die Friedenskapelle ein reizvolles Ausflugsziel.

Besonders Familien besuchen gern das Tiergehege, in dem Kinder die Ziegen hautnah erleben, streicheln und füttern können. Auch zu Coronazeiten ist die Ziegenbeobachtung möglich, wenn auch die Veranstaltungen des Vereins ausfallen müssen.

Und selbst wenn sich die Coronalage noch plötzlich bessere, brauche man einen so langen Vorlauf, dass die Veranstaltung nicht mehr zu stemmen sei. „Das Event ist bei den Familien auf der Ruhrhalbinsel sehr bekannt und hat fast ein bisschen Volksfestcharakter. Das macht schon alles sehr viel Arbeit, aber wir wollen ja mit der Veranstaltung den Freunden und Förderern des Vereins etwas zurückgeben.“

Der Verein finanziert seine Arbeit für die Tiere über Spenden

Das Tiergehege Wichteltal ist einer von mehreren Vereinen in Essen, die sich um Tiere und ihre artgerechte Haltung kümmern. Er finanziere sich ausschließlich über Spenden, so der Betriebsleiter. Und so wolle man den Bürgern, die das Projekt finanziell unterstützten, einmal im Jahr zeigen, was man mit dem Geld mache. Die Spenden investiere man zum Beispiel in das Futter für die Ziegen, in Tierarztkosten, aber auch in die Verbesserung der Scheune oder eine neue Wasseranlage.

Gegründet hatte sich der Verein Tiergehege Wichteltal im März 2004. Das Gehege selbst gebe es schon seit den 1960er-Jahren Die Tiere hätten damals einem Rentner gehört, der dort wohnte und die Ziegen als Hobby hielt. „Als er starb, war klar, dass die Tiere geschlachtet werden, wenn sich niemand findet, der sie übernimmt“, so Kirstein. Sein Bekannter habe damals freiwilligen Helfern, die keine großen Vorkenntnisse hatten, beim Klauenschneiden der Tiere geholfen – und sei plötzlich um 30 Ziegen reicher gewesen, erinnert sich Kirstein an die Anfänge.

Die Ziegen kommen aus Tierheimen oder werden auch mal von der Polizei gebracht

Die Tierfreunde suchten und fanden weitere Helfer, er selbst habe eine Prüfung beim Amtsveterinär abgelegt, da die Betreuung einer Herde ja über die normale Haustierhaltung hinausgehe. Nach fast 20 Jahren sei natürlich keine einzige Ziege aus dem Ursprungsbestand mehr dabei. „Wir kaufen keine Tiere, sondern sie bekommen sie von Tierheimen, als Fundtiere von der Polizei, aus Restbeständen von anderen Herden. Die Ziegen werden uns aus ganz Deutschland gebracht“, berichtet der Betriebsleiter. Heute hat der Verein zwölf aktive Mitglieder.