Essen. Der Projektentwickler Panattoni baut in Essen-Bergeborbeck ein City Dock. Was dieses Angebot an Gewerbe- und Logistikflächen so neuartig macht.

Mit dem wachsenden Onlinehandel und den Lieferdiensten ist auch die Logistik im Umbruch. Nicht mehr nur die klassische Lagerhalle an der Autobahn ist da gefragt. Die Anbieter suchen zunehmend kleinere stadtnahe Depots, um von dort aus die Ware schnell zu ihren Kunden zu bringen. Auf die Spitze treiben das derzeit die Lebensmittel-Lieferdienste, die – wie Gorilla oder Flink in Essen – eine Lieferung binnen zehn Minuten ab Bestellung zusagen.

Dass die sogenannte letzte Meile bis zum Kunden reibungslos funktioniert, wird daher für Lieferdienste oder Onlinehändler immer wichtiger. Doch in Essen, wie im gesamten dichtbesiedelten Ruhrgebiet, würden solche Logistikflächen fehlen, sagt Christian Hansmann, Geschäftsführer des Essener Maklerunternehmens Ruhr Real. „Es gibt eine hohe Nachfrage nach citynahen Grundstücken, aber zu wenige Angebote.“ Hansmann wagt sogar die Prognose, dass diese Flächen künftig das „Gold“ der Logistik werden.

Das City Dock liegt zwischen Hafen und Bottroper Straße.
Das City Dock liegt zwischen Hafen und Bottroper Straße. © Funklegrafik NRW | Anda Sinn

Das US-amerikanische Unternehmen Panattoni, ein Projektentwickler für Industrie- und Logistikimmobilien, hat diese Marktlücke erkannt und errichtet derzeit an mehreren Orten bundesweit sogenannte City Docks. Das sind Kombinationen aus Büro- und Lagerflächen, die je nach Bedarf flexibel aufgeteilt werden können. Zielgruppe sind dabei nicht nur Onlinehändler, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen, produzierendes Gewerbe, Handwerk sowie Start-ups.

Kleine Gewerbeeinheiten entstehen

Derzeit entsteht ein solches City Dock auch an der Lüschershofstraße in Essen-Bergeborbeck, unweit des Stadions an der Hafenstraße. Auf dem 22.000 Quadratmeter großen Gelände befand sich früher das Ausbildungszentrum der Bauindustrie, das 2019 nach Oberhausen umgezogen war. Vergangenes Jahr hatte Panattoni mit dem Abbruch der Bestandsgebäude begonnen und wird anschließend drei neue Gebäude auf dem Areal errichten. Diese werden schließlich zehn Gewerbe-Einheiten mit Mietflächen zwischen 1300 und 6000 Quadratmeter bieten. Zur Höhe der Investition machte Panattoni auf Nachfrage keine Angaben.

Panattoni wird mit dem Bau seines Gewerbeparks auch ohne Vormietverträge starten. Das Unternehmen baut spekulativ. Das sei zwar eher ungewöhnlich bei Immobilien-Projekten, sagt Christian Hansmann von Ruhr Real. Es zeige aber, dass das Unternehmen vom Erfolg seines auf Flexibilität und Kleinteiligkeit setzenden Konzeptes überzeugt ist. Denn in Bestandsgebäuden lasse sich ein solches Angebot nur schwer realisieren, so Hansmann. Auch Fred-Markus Bohne, Managing Partner von Panattoni, sieht eine Marktlücke, die es schnell zu füllen gilt: „Wir realisieren den Gewerbepark ohne Vorvermietung, um den Nachfrageüberhang an modernen Flächen frühzeitig und vorausschauend bedienen zu können.“

Essen fehlen kleine Gewerbe- und Logistikflächen

Die Essener Wirtschaftsförderung (EWG) ist angesichts der Knappheit solcher Gewerbeflächen froh über Investitionen wie die von Panattoni. Ein Sprecher berichtet, dass die EWG regelmäßig Anfragen nach Flächen in solchen Businessparks wie auch nach Flächen und Immobilien für die sogenannte Last-Mile-Logistik erhält. Allerdings seien dafür passende meist kleinteiligere Flächen, die zentral gelegen sind und über genügend Parkplätze und Anlieferungsmöglichkeiten verfügen, kaum vorhanden.

Der Standort in Essen ist für Panattoni neben Hilden die erste City-Dock-Ansiedlung in Nordrhein-Westfalen und die erste im Ruhrgebiet. Vor allem die gute Anbindung an die Autobahnen A 42, A 40 und A 2 sowie an das lokale ÖPNV-Netz haben das Unternehmen überzeugt, das Konzept in der Ruhrmetropole umzusetzen.

Bezug im Herbst 2022

Im dritten Quartal dieses Jahres soll das City Dock in Essen bezugsfertig sein. Die Makler von Ruhr Real sind derweil überzeugt, dass bis zur Eröffnung alle Flächen wegen der kleinen Konkurrenz auf dem Markt vermietet sind. „Wir führen bereits gute Gespräche mit ersten potenziellen Mietern“, sagt Hansmann.

Die Preise sind für Logistikflächen in Essen allerdings gehoben. Die Lagerflächen werden ab 6,75 Euro für den Quadratmeter angeboten, die Büros kosten im Schnitt 10,50 Euro Miete pro Quadratmeter. Laut Gewerbemietspiegel für Essen, den der Maklerzusammenschluss Immopromeo jährlich erstellt, werden für Gewerbehallen jüngeren Baudatums Mieten zwischen 4,50 und 5,70 Euro verlangt. Da liegt das Panattoni-Projekt deutlich darüber. „Aber die Preise sind durchaus erzielbar“, betont Hansmann.