Essen. Das Lebensmittel-Liefergeschäft im Revier wächst. Picnic will weiter investieren, die Ketten Oda und Knuspr wollen neu in die Region kommen.
Mit einem rasanten Expansionstempo hat das Start-up Picnic das bis vor einigen Jahren im Ruhrgebiet noch brach liegende Feld des Belieferungsgeschäfts mit Lebensmitteln beackert. Während Picnic an Rhein und Ruhr weitergehende Pläne vorantreibt, werden auch Wettbewerber auf den Ballungsraum mit seinen mehr als fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern aufmerksam.
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Bereits im kommenden Jahr will der auf dem norwegischen Heimatmarkt erfolgreiche Online-Supermarkt Oda in Deutschland starten. Nach eigenen Angaben hat sich das Unternehmen dafür zwei dicht besiedelte Metropolen ausgesucht: die Hauptstadt Berlin und das Ruhrgebiet. Nach Informationen der „Lebensmittelzeitung“ (LZ) soll Oda in Bochum bereits einen Standort für ein Lebensmittel-Lager gefunden haben. Um die Investitionen für den deutschen Markteintritt schultern zu können, sollen die Norweger laut LZ 220 Millionen Euro bei Kapitalgebern eingesammelt haben.
Norweger und Tschechen entdecken das Revier
Während Picnic weitgehend Markenartikel der Moerser Supermarktkette Edeka Rhein-Ruhr gebührenfrei ausliefert, versteht sich Oda eher als Discounter. In Norwegen bestreiten Kundinnen und Kunden über den Onlineanbieter ihre Wocheneinkäufe und füllen ihre Vorräte auf.
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Picnic hat seine Wurzeln in den Niederlanden und Oda in Skandinavien. Ab 2023 will auch der tschechische Lieferdienst Knuspr im Revier Fuß fassen. Das Unternehmen ist deutschlandweit bisher nur im Großraum München unterwegs. Als Dreh- und Angelpunkt für die Expansion im Westen hatte Knuspr-Chef Erich Comor zuletzt ebenfalls Bochum als Logistik-Standort ins Gespräch gebracht.
Picnic plant Zentrallager in Oberhausen
Derweil ist Pionier Picnic dabei, seine starke Position im Revier zu stärken. In Oberhausen will das Start-up nach eigenen Angaben ein „automatisiertes Fulfillment-Center“ bauen lassen. Das geplante Zentrallager soll die Grundlage schaffen, um auch über NRW hinaus zu wachsen – etwa in Hannover und Frankfurt. Niederländische Medien hatten darüber spekuliert, dass das Picnic-Lager gleich neben dem nagelneuen Logistikzentrum von Edeka Rhein-Ruhr auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Hugo an der Autobahn A2 in Oberhausen-Sterkrade entstehen könnte. Eine Bestätigung gibt es dafür allerdings nicht.
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Edeka stellt Picnic nicht nur einen Großteil der Ware zur Verfügung. Der größte deutsche Lebensmittelhändler ist auch an dem Start-up beteiligt. Der geplante Ausbau des Liefergeschäfts beim Branchenprimus weckt offenbar auch den Ehrgeiz bei der Nummer 2. Laut „Lebensmittelzeitung“ will auch Rewe Dortmund das Geschäft frei Haus ausbauen. Der Schnelllieferdienst Rewe Flink erreicht nach Angaben auf der Homepage im Revier bislang nur Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Moers, Mülheim und Essen.
>>> Online-Umsatz wächst
Deutschland hinkt beim Lieferservice von Lebensmitteln etwa gegenüber USA oder Großbritannien deutlich hinterher. Das Geschäft wächst aber auch hierzulande. Betrug der Umsatz 2014 noch 618 Millionen Euro, waren es 2020 bereits 2,7 Milliarden Euro.
Neben zahlreichen lokalen Initiativen sind in einigen Revierstädten inzwischen auch die Gorillas unterwegs.