Essen. Essens Kinderärzte hätten sich Entlastung bei PCR-Tests gewünscht. Warum die Stadt aber eigene Corona-Testzentren für verzichtbar hält.

Während die Stadt Essen keine eigenen Testzentren betreibt, in denen PCR-Tests angeboten werden, gibt es in anderen Städten durchaus solche Angebote. Zum Beispiel in Düsseldorf. Dadurch dürfte sich der Obmann der Essener Kinder- und Jugendärzte, Dr. Ludwig Kleine-Seuken, bestätigt fühlen. Er hatte sich kürzlich von der Stadt Entlastung bei den aufwendigen PCR-Tests gewünscht – das Essener Gesundheitsamt winkte ab.

Stadt Düsseldorf bietet PCR-Tests an – Essen nicht

Laut aktueller Erlasslage könne das Amt den niedergelassenen Ärzten diese Tests gar nicht abnehmen, hatte Gesundheitsdezernent Peter Renzel erklärt. Die Ärzte sollten Patienten mit Symptomen testen und die symptomlosen an die (kommerziellen) Testzentren verweisen. Das Düsseldorfer Gesundheitsamt handhabt das augenscheinlich anders: „Symptomatische Personen, vom Gesundheitsamt kontaktierte enge Kontaktpersonen und Personen mit einem positiven Schnell- oder Selbsttest können einen PCR-Testtermin über die städtische Corona-Hotline unter der Rufnummer 0211 89-96090 vereinbaren“, heißt es im Online-Service. Das Angebot gelte für jeden, der in Düsseldorf wohnt oder arbeitet. Und zwar auch für diejenigen, „die in der Corona-Warn-App ein erhöhtes Risiko angezeigt bekommen“.

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Kleine-Seuken kann seine jungen Patienten und ihren Familien nicht an ein kostenloses städtisches Testzentrum weiterleiten, sondern müsste sie auf kostenpflichtige Tests verweisen. Stattdessen lässt er sich oft überreden und nimmt PCR-Tests auch bei asymptomatischen Patienten vor. „Für jeden einzelnen Test muss der Arzt einen Extra-Kittel, Handschuhe, Mundschutz und Visier überziehen.“ Das häufige Umziehen koste viel Zeit im Praxisbetrieb, in dem die Kinderärzte ohnehin „am Anschlag“ arbeiteten. „Die meisten Kollegen lassen sich von den Bitten der Eltern und ihrer Not bequatschen“, sagt Kleine-Seuken. Doch die verlorene Zeit fehle am Ende zum Beispiel für das Impfen der Kinder. Ein städtisches Zentrum, das ausschließlich PCR-Tests mache, könnte da eine große Entlastung bedeuten.

Stadt hält Teststruktur für ausreichend

Die Stadt sieht dafür jedoch keine Notwendigkeit. So teilt Pressesprecherin Silke Lenz mit: „Die unteren Gesundheitsbehörden haben gemäß Paragraf 2 der Coronateststruktur-Verordnung den Auftrag für eine ausreichende Teststruktur in ihrem Zuständigkeitsbereich zu sorgen.“ Diese Aufgabe nehme Essen in „umfangreichen Maß“ wahr. Es gebe nicht nur zahlreiche Zentren, die kostenlose Schnelltests anbieten, sondern auch „unterschiedliche Testanbieter im Stadtgebiet“, bei denen man PCR-Tests erhalte, wie sie vor allem in der Reisezeit benötigt wurden.

Lenz ergänzt: „Die PCR-Testungen im Krankheitsfall obliegen der medizinischen Versorgung.“ Das bestreitet Kleine-Seuken auch gar nicht, er weist aber darauf hin, dass es in der Verordnung zur Teststruktur durchaus heiße: „Darüber hinaus können die Städte auch selber Testzentren einrichten und betreiben.“ Ein Angebot, dass die Kinderärzte hilfreich fänden. Der Vize-Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Essen, Dr. Michael Hill, sagt dagegen, die Hausärzte könnten die PCR-Test „ganz gut“ in ihren Praxisalltag einbauen. Das werden auch die Kinderärzte weiter tun müssen: Die Stadt sieht keinen Anlass, PCR-Teststellen zu betreiben.