Essen/Mülheim. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Essen und Mülheim hat sich binnen eines Monats nahezu verdoppelt. Am häufigsten schlugen die Täter tagsüber zu.

Es gibt so manche Zuwächse auf den vielen Feldern der Kriminalität, die bei der Polizei Essen alle Alarmglocken schrillen lassen müssten - etwa wenn die Zahl der Wohnungseinbrüche so sprunghaft in die Höhe schießt, wie sie es im vergangenen Monat getan hat: 149 dieser Delikte wurden den Ermittlern der Behörde an der Büscherstraße im November bekannt. Das waren 72 mehr als im Oktober und damit nahezu doppelt so viele.

Noch deutlicher fiel die Steigerung bei den Einbrüchen aus, bei denen die Täter ausschließlich tagsüber zuschlugen: Diese Straftaten legten von 28 auf 80 Fälle zu, was einer Verdreifachung gleichkommt. Die früh einsetzende Dämmerung mag dafür als Erklärung herhalten.

Dass die Experten der Polizei Essen beim Blick auf diese mehr als deutlichen Zahlen dennoch gelassen bleiben, ist nicht nur einer Erkenntnis geschuldet, nach der etwa die Hälfte aller Einstiege in Wohnungen im Versuchsstadium stecken geblieben sind. Vielmehr haben die Ermittler mit diesem hohen Sprung in der Statistik durchaus gerechnet, sagen sie. Mit dem Monat November beginne alle Jahre wieder die Hochsaison der Einbrecher, die Steigerung sei mithin kein Ausreißer, sondern ein „jahreszeitlicher Peak“, der sich mit Beginn der dunkelsten Monate immer wieder einstelle.

Aufs Jahr bezogen hat sich die Lage entspannt

Aufs ganze Jahr bezogen habe sich die Lage sogar eher weiter entspannt: Hat die Kriminalitätsstatistik der Essener Polizei für das gesamte vergangene Jahr noch 1381 Wohnungseinbrüche (1093 in Essen/288 in Mülheim) ausgeworfen, wurden in den ersten elf Monaten 2021 bislang insgesamt 1020 dieser Delikte bekannt. Dass die Täter im Dezember häufiger als 361 Mal in beiden Städten zuschlagen, um den Jahresabschluss 2020 zu „schlagen“, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Alarmierend ist allenfalls die Aufklärungsquote: Sie liegt im aktuellen Jahr bei durchschnittlich 13,5 Prozent und schwankte zwischen 4,3 Prozent im Januar und 21,57 Prozent im Februar.

Zur besseren Einordnung mag ein kurzer Rückblick dienen: Noch in 2015 waren der Polizei stadtweit 3029 Einbrüche bekannt geworden, ein bis dahin nie dagewesener Höchststand und immerhin 1927 Delikte mehr als im vergangenen Jahr gezählt wurden, in dem die Täter dennoch einen Schaden von rund drei Millionen Euro hinterließen.

Essener Einbruchszahlen liefen gegen den Trend

Wobei sich in 2020 eine Entwicklung vollzog, für die die Behörde keine rechte Erklärung hat: Während die Kriminalität insgesamt und auch lockdown-bedingt in Essen auf ein 30-Jahres-Tief rutschte, beispielsweise bei den Diebstählen 444 und bei der Straßenkriminalität 520 Fälle weniger registriert wurden, legten die Deliktzahlen bei den Wohnungseinbrüchen im zweiten Halbjahr überraschenderweise noch zu. Und zwar gleich so stark, dass mit 1093 Delikten der Vorjahreswert von 934 am Ende um 159 (davon 94 Versuche) sogar noch übertroffen wurde, während diese Straftaten landesweit um rund acht Prozent zurückgegangen waren.

Insgesamt aber haben mehr Aufklärung und womöglich aufmerksamere Nachbarn sowie eine bessere technische Prävention mit dazu beigetragen, dass die Einbruchszahlen in Essen auf einem deutlich niedrigeren Stand sind als noch vor ein paar Jahren. Den besten Schutz vor Einbrechern bietet nach wie vor eine gute mechanische Sicherung von Türen und Fenstern.

Allenfalls zusätzlich Sinn machen nach Auffassung der Polizei elektronische Schließsysteme rund ums Haus, oder Bewegungs- und Öffnungsmelder, die mittlerweile ohne eine aufwendige Kabelverlegung auskommen, sondern virtuell miteinander und auf Monitoren sichtbar kommunizieren. Kostenlose und markenneutrale Beratung in allen Fragen der technischen Prävention an Dach und Fach, aber auch rund um die Mobile Sicherheit, wenn es darum geht, Fahr- oder Motorräder vor Langfingern oder Einbrechern zu schützen, bekommen Interessierte an der Bochumer Straße 20 in Essen-Steele.

Beratungsstelle ist an zwei Tagen in der Woche geöffnet

Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle ist dienstags 8.30 bis 15.30 Uhr und an jedem ersten Samstag im Monat von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Für Besucher gelten die 3G-Regeln und die Maskenpflicht. Zu den Mitarbeitern sollte der übliche Corona-Abstand gehalten werden. Terminanfragen für die technische Beratung sind unter 0201/829-4444 und auch per E-Mail möglich: kpo.essen@polizei.nrw.de.

Die Ausstellung „Technische Prävention“ liegt in der Fußgängerzone. Haltestelle für Bus/Bahn und S-Bahn S1 ist der „Bahnhof Essen-Steele“. Von dort führt eine Fußgängerbrücke direkt zum Kaiser-Otto-Platz. Über die Hansastraße gelangt man vor dem Grendplatz links auf die Bochumer Straße. Nach wenigen Metern befindet sich das Ziel auf der rechten Seite.