Essener Süden. Die Bezirkspolitiker fragen empört: Warum gibt es keinen Aufzug am Stauwehr in Essen-Werden? Der Ruhrverband als Betreiber erklärt die Gründe.

  • Das Problem ist bekannt: Menschen mit Mobilitätseinschränkung haben kaum Chancen, das Stauwehr in Essen-Werden zu betreten.
  • Die Politikerinnen und Politiker der Bezirksvertretung IX wollen endlich eine Lösung.
  • Der Ruhrverband als Betreiber der Anlage erklärt, warum er dafür die Stadt Essen in der Pflicht sieht.

Das Problem der fehlenden Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Menschen am Stauwehr in Werden ist noch nicht gelöst. Der Unmut der Bezirksvertreter, die das Thema nun zum wiederholten Male auf der Tagesordnung hatten, dürfte aber bei den Verantwortlichen angekommen sein. Der Ruhrverband als Betreiber der technischen Anlage sieht hier eindeutig die Stadt Essen in der Pflicht.

Rampensteine sollen die Schieberille für Fahrräder ersetzen

Die Baldeneysee-Konferenz, in der neben dem Ruhrverband und der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft auch die Stadtverwaltung mit verschiedenen Ämtern vertreten ist, strebt eine für die Bezirkspolitiker wenig glückliche Lösung an: Weder Aufzug noch Rampe soll es geben, aber für die nördliche Treppenanlage einen Handlauf in der Mitte. Und: Statt der vorhandenen Schieberille sollen für die Fahrräder Rampensteine gesetzt werden.

Ein Schauspiel ist es, wenn die Wassermassen vom Baldeneysee in die Ruhr abgelassen werden. Grund dafür ist, dass der Pegel des Stausees immer gleich hoch sein muss.
Ein Schauspiel ist es, wenn die Wassermassen vom Baldeneysee in die Ruhr abgelassen werden. Grund dafür ist, dass der Pegel des Stausees immer gleich hoch sein muss. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

„Das ist aber noch keine endgültige Lösung. Zunächst einmal wollen wir für den Radtourismus, der in der Region sehr zugenommen hat, Verbesserungen schaffen“, erläuterte Boris Orlowski, der vor dem Gremium zunächst über sein erstes Jahr als Geschäftsführer der Weißen Flotte Baldeneysee berichtete. Als Mitglied der Baldeneysee-Konferenz wurde er jedoch gleich zum Dilemma Barrierefreiheit um seine Position befragt.

Schlechte Erfahrungen mit Abfall und Unrat am Regattaturm

Die ist eindeutig: Einen Fahrstuhl am Stauwehr lehnt er ab. Teuer sei nicht nur die Errichtung einer solchen Anlage, sondern vor allem die Instandhaltung und Pflege. „Es sind Schäden vor allem durch Kot, Vandalismus, Graffiti zu befürchten.“

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Entsprechende Erfahrungen machten er und seine Mitarbeitenden der Weiße Flotte nach jedem Wochenende am Regattaturm. Dort feierten bei schönem Wetter viele Leute, was ihnen auch zu gönnen sei, so Orlowski. Allerdings hinterließen die Menschen auch entsprechenden Unrat. „Und wer soll am Stauwehr dann jeden Tag die Aufzüge putzen?“, fragte er deshalb in die Runde der Bezirksvertretung.

Stadt Essen muss für mehr Fußgänger-Komfort zahlen

In die selbe Kerbe schlug der Sprecher des Ruhrverbandes, Markus Rüdel. „Die Anlage wird nachts nicht bewacht werden können. Es gibt keine Kontrollen.“ Das mache sich bereits am Wehr-Bauwerk durch Graffiti und andere Vandalismusschäden bemerkbar.

Schleusenbetrieb für Personenschiffe und Sportboote

Die Wehranlage in Werden besitzt drei Öffnungen, die durch Hubwalzen verschlossen sind. Das Kraftwerk nutzt ein mittleres Gefälle von 8,7 Metern. Zwischen Wehr und Kraftwerk gibt es eine Schleuse. Da Berufsschifffahrt findet nicht mehr stattfindet, dient die Schleuse ausschließlich der Durchfahrt von Personenschiffen der Weißen Flotte, von Unterhaltungsfahrzeugen und von Sportbooten.

Die Stauhöhe des Baldeneysees müsse aufgrund des Wasserdrucks auf die Stauanlagen immer gleich bleiben, so Markus Rüdel. „Die Wassermenge, die reingeht, muss auch wieder rausgehen“, erklärt der Ruhrverbandssprecher.

Orlowski wie auch Rüdel sehen in einem Brückenbau mit Rampe eine probate Lösung. Finanziert werden müsste dieses Projekt allerdings von der Stadt Essen. Orlowski: „Für den Ruhrverband ist das eine Betriebsstätte.“ Die Stadt Essen habe eine Nutzungsgenehmigung, die die Überquerung des Bauwerks als Fußgänger erlaube. Soll der Komfort verbessert werden, muss die Stadt zahlen. „Die Stadt müsste sich um entsprechende Fördermittel bemühen, um eine Rampe finanziert zu bekommen“, schlug Markus Rüdel vor.

Locker lassen wollen die Bezirksvertreter indes nicht. „Wir sprechen uns gerne gegen Fahrstühle aus, wenn man uns dort eine andere Art der Barrierefreiheit verspricht“, stellte die Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt klar.