Essen-Altenessen. Der Gesundheitskiosk soll kein Ersatz für die geschlossenen Kliniken im Essener Norden sein. Darum sehen Experten darin trotzdem einen Gewinn.

Der geplante Gesundheitskiosk soll kein Ersatz für die geschlossenen Krankenhäuser im Essener Norden sein: Was für die Verantwortlichen längst klar ist, wollten die Organisatoren der 16. Altenessen-Konferenz am Sonntag auch den 120 Besuchern und Besucherinnen in der Zeche Carl noch mal verdeutlichen.

Zusammenhang von Umweltfaktoren und Gesundheit zeige sich in Essen

Susanne Moebus vom Urban Public Health Institut der Universität Essen referierte über den Zusammenhang von Umweltfaktoren und Gesundheit. Die das Stadtgebiet durchquerende A40 trenne die Lebenswelten nicht nur materiell, sondern auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Natur- beziehungsweise Grünflächen. Statistisch sei belegt, dass je grüner die Lebensumwelt ist, desto besser die Gesundheit der Menschen.

Die Kioske – der Name ist durchaus umstritten – sollen ein Baustein in der Gesundheitsversorgung sein. Bürger und Bürgerinnen sollen in den Einrichtungen, die zunächst in der Alten Badeanstalt in Altenessen und in Stoppenberg geplant sind, auf die Bedürfnisse abgestimmte Versorgungs- und Beratungsangebote erhalten. Angesprochen sind beispielsweise Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, chronisch oder mehrfach erkrankte Menschen, werdende Eltern, Familien und Jugendliche. Die Eröffnung der Kioske wurde von diesem auf das nächste Jahr verschoben.

Gesundheitskiosk soll für Gesamtbevölkerung in Essen sein

Moebus: „Die Krankenhäuser in Essen bieten eine gute Gesundheitsversorgung. Es bedarf ergänzend dazu ein flexibles und zukunftsorientiertes ambulantes System.“ Der Gesundheitskiosk müsse nicht nur in ein medizinisches Netzwerk eingebettet sein, sondern auch durch die Beteiligung der Bürgerschaft ein effizienter Baustein der Gesundheitsversorgung im Essener Norden werden.“ Klaus Barkhofen, Mitorganisator der Altenessen-Konferenz sprach von einem „guten und lebhaften Neustart der Veranstaltung“ und betonte: „Wir wollten mit dem Vorurteil aufräumen, dass der geplante Kiosk ein Ersatz für die geschlossenen Kliniken sein soll.“

Der Katernberger Kinderarzt Dr. Al Attrach erklärte auf der Altenessen-Konferenz, dass viele Kinder seine Praxis aufgrund einer Verhaltens- und/oder Entwicklungsstörung aufsuchen. „Es bedarf eines niedrigschwelligen Angebotes, wie den Gesundheitskiosk, da viel Zeit für die Beratung der Kinder und deren Familien notwendig ist, da die Kinder auch oft weitere gesundheitliche Probleme wie Übergewicht aufweisen.“ Laut Susanne Moebus sind die Einrichtungen nicht nur für Menschen mit Migrationshintergrund oder Kinder gedacht seien, sondern für die Gesamtbevölkerung des Stadtteils.

Fachärztemangel im Essener Norden

Bezirksvertreter Friedel Frentrop (fraktionslos) betont jedoch, dass auch ein Kiosk niemanden zu Fachärzten schicken kann, die im Umfeld nicht vorhanden sind: „Leider haben sich die meisten Fachärzte südlich der A40 niedergelassen. Und das ist auch legitim, da der Bedarfsschlüssel an Fachärzten leider nicht auf die einzelnen Stadtbezirke berechnet wird. Hier bedarf es einer neuen Struktur der Verteilung, die jedoch nur auf Landes- und Bundesebene vorangebracht werden kann.“