Essen. Rot-Weiss Essen hat das Geheimnis um den neuen Stadionnamen gelüftet. Es heißt „Stadion an der Hafenstraße“. So wird die Umbenennung finanziert.
Monatelang ist heftig darüber spekuliert worden, wie das größte Essener Fußballstadion demnächst heißen soll. Jetzt hat Rot-Weiss Essen-Boss Marcus Uhlig die Katze aus dem Sack gelassen. Die Spielstätte des Regionalliga-Tabellenführers wird schon ab dem 1. Januar 2022 „Stadion an der Hafenstraße“ heißen, kündigte der Vereinsvorsitzende auf einer Pressekonferenz am Montag (15. November) an. Uhlig sprach von einer „echten Essener Lösung“.
Die seit 2012 bestehende und betont neutral gehaltene Bezeichnung „Stadion Essen“ wird damit schon bald der Vergangenheit angehören.
Die Umbenennung ist möglich geworden, weil die Eon-Tochter Westenergie (einst RWE AG und Innogy) den ursprünglich bis Juni 2024 laufenden Namensrechte-Vertrag mit dem Stadion-Besitzer GVE vorzeitig auflöst. Als Stadttochter ist die Grundstücksverwaltung Essen zuständig für die kommunalen Liegenschaften – von Sportstätten bis zu Kulturbetrieben.
„Echte Essener Lösung“: Bis zu 10.000 Stadionpaten zahlen alle sechs Monate 19,07 Euro
Künftiger Namensrechte-Inhaber für die nächsten fünf Jahre wird der Traditionsklub Rot-Weiss Essen selbst sein. Die Art und Weise, wie RWE die Millionen-Investition stemmen will, nennt Uhlig einzigartig im deutschen Fußball.
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Und so funktioniert’s: Elf Großunternehmen tragen mit jeweils einem „mittleren fünfstelligen Betrag“ den einen Teil der Investition. Den anderen Teil sollen bis zu 10.000 Fans und Freunde übernehmen, indem sie „Stadionpaten“ werden. Alle sechs Monate müssen sie dafür 19,07 Euro zahlen, das ergibt in fünf Jahren 190,70 Euro. Die Zahlen sind eine Anspielung auf das Jahr der RWE-Gründung.
Die Vereinsführung erhofft sich von der Schwarm-Finanzierung durch die Fans auch einen emotionalen Effekt. „Jeder Stadionpate soll in Zukunft sagen können: Das ist auch mein Stadion“, so Uhlig. GVE-Chef Dirk Miklikowski sprach von einer „Win-Win-Situation“.
Leuchttafel strahlt die Namen aller Stadionpaten in Acht-Stunden-Schleife aus
Der neue Stadionname werde in großen Leuchtbuchstaben – natürlich in den Vereinsfarben Rot und Weiß – an der Rückseite der West- und am Eingang zur Haupttribüne angebracht. Zusätzlich werde an der „West“ eine Leuchttafel angebracht, über die die Namen aller Stadionpaten in einer Acht-Stunden-Schleife flimmern.
Die Schriftzüge und Logs der elf Hauptsponsoren sollen im Stadion auf der Gegentribüne gezeigt werden. Von drei Unternehmen, so Uhlig, liege bereits eine feste Zusage vor. Mit anderen werden aussichtsreich verhandelt. Namen nannte der RWE-Vorstand noch nicht.
Er machte kein Hehl daraus, dass es neben RWE selbst noch andere Interessenten für die Stadionnamensrechte gegeben habe. Im modernen Fußball sei es längst üblich, Fußballstadien komplett nach Sponsoren zu benennen. Davon wolle sich RWE bewusst abheben. „So machen wir es nicht“, betont der Verein.
OB Thomas Kufen kündigte auf der Pressekonferenz bereits an, eine Stadionpatenschaft übernehmen zu wollen. Der alte Stadionname sei funktional gewesen und habe wenig Emotionalität versprüht. Die von RWE gefundene Essener Lösung sei das „richtige Signal“. Das Stadion sei auch Heimat des Frauen-Bundesligateams SGS Essen, aber RWE elektrisiere die ganze Stadt. Kufen erinnerte an den sensationellen RWE-Triumph Anfang des Jahres im DFB-Pokal gegen Leverkusen. Er appelliert an Privatleute und Unternehmen, die neue Rot-Weiss-Kampagne zu unterstützen.
Stadion an der Hafenstraße: Ex-Aufsichtsratschef erinnert an Hörfunkreporter
Die Wahl des neuen Stadionnamens dürfte bei geschichtsbewussten RWE-Fans gut ankommen. Das Wort „Hafenstraße“ ist seit jeher fest mit dem Essener Traditionsclub verbunden. Für Uhlig ist die Hafenstraße ein Fußballstandort, der vor Geschichte nur so trieft.
Altes Stadion existierte von 1920 bis 2012
Das alte Fußballstadion hieß von 1920 bis 1964 bereits „Stadion an der Hafenstraße“, von 1964 bis 2012 Georg-Melches-Stadion und seit 2013 Stadion Essen.
Als das neue Stadion 2012 in Betrieb ging, übernahm der Energiekonzern und Sponsor RWE AG, der zwei Millionen Euro der Baukosten getragen hatte, die Namensrechte. Als die RWE-Tochter Innogy vom Eon-Konzern übernommen wurde, gingen die Namensrechte fürs Stadion Essen an die Eon-Tochter Westenergie über.
Bei einer Befragung von Fußballfans zur Benennung des Stadions Essen gab es auch Vorschläge wie Helmut-Rahn- oder René-Pascal-Stadion. Facebook-Nutzer schlugen ferner Namen wie Willi-Lippens- und Otto-Rehhagel-Arena vor.
Mehr Infos: rot-weiss-essen.de
Ältere Fußballfans wie der frühere RWE-Aufsichtsratschef Christian Hülsmann begrüßen die Namenswahl. Hülsmann erinnert sich sehr gut daran, wie Hörfunk-Moderatoren bei Live-Übertragungen des WDR in den glorreichen fünfziger und sechziger Jahren in das „Stadion an der Hafenstraße“ schalteten.