Essen. Der Weihnachtsmarkt Essen läuft seit Freitagvormittag. In Zeiten steigender Inzidenzen mischt sich bei Schaustellern neben Zuversicht auch Sorge.

Glühwein und 3G: Mit einer Mischung aus Bangen und Zuversicht haben die Schausteller am Freitagvormittag (12.11.) den Essener Weihnachtsmarkt in der Innenstadt eröffnet. 170 Hütten und Stände sollen die Besucherinnen und Besucher bis zum 23. Dezember in die City locken. Auf dem gesamten Veranstaltungsgelände müssen Gäste also entweder geimpft, genesen oder getestet sein (Test nicht älter als 24 Stunden).

Indes hat das Robert Koch-Institut (RKI) wegen rasant steigender Inzidenzwerte in Deutschland „dringend“ dazu geraten, „größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren“. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte jüngst eine Absage von Weihnachtsmärkten gefordert – auch in NRW gibt es Diskussionen über strengere Regeln für Großveranstaltungen im Freien.

Weihnachtsmarkt Essen 2021: EMG hält Freiluft-Veranstaltungen für unbedenklich

Richard Röhrhoff, Geschäftsführer der Essen Marketing GmbH, sieht dazu keinerlei Anlass: „Veranstaltungen unter freiem Himmel halte ich für unbedenklich.“ Das gelte zumal für einen Weihnachtsmarkt, wo sich – anders als beim Karneval – Fremde in der Regel gar nicht nahekommen. „Schon vor einem Jahr habe ich dank unseres Hygienekonzepts den Weihnachtsmarkt für vertretbar gehalten, und das gilt in diesem Jahr erst recht.“

Sollte für Weihnachtsmärkte statt 3G bald 2G gelten, dann sei das kein Problem. „Da tauschen wir einfach die Schilder aus“, so Röhrhoff. Aus den Stichproben wisse man, dass ohnehin fast alle Besucher von Innenstadt-Veranstaltungen geimpft sind. „Die Leute lassen sich auch deshalb impfen, weil sie raus wollen, und etwas erleben wollen.“

Auf dem Weihnachtsmarkt Essen gilt die 3G-Regel.
Auf dem Weihnachtsmarkt Essen gilt die 3G-Regel. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Anders als etwa in Duisburg, gebe es in Essen auf dem Weihnachtsmarkt bewusst keine geschlossenen Räume wie etwa die beliebten urigen Hütten.

Weihnachtsmarkt Essen 2021: Sehnsucht nach Veranstaltungen spürbar

Auf dem Essener Kennedyplatz rührt Schaustellerin Nicole Vogel gegen 11 Uhr an ihrem Imbissstand erstmals nach anderthalb Jahren Zwangspause wieder ihre Ruhrgebiets-Currysoße an. „Da müssen wir jetzt durch“, sagt sie in Anbetracht der Diskussion und weht den Dampf zur Seite, der aus dem großen Topf steigt.

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Claudia Fackler hat alle Lebkuchenherzen in ihrem Stand akkurat aufgehängt und denkt laut nach: „Wohin mit der ganzen Ware, falls sie nächste Woche alles verbieten sollten?“ Den Gedanken verwirft die Schaustellerin lieber wieder schnell. Falls die Bedingungen verschärft werden sollten, hat sie zusätzliche Plexiglasscheiben besorgt, diese könnte sie noch als Schutzmaßnahme installieren.

Doch eigentlich müsste der Abstand zu den Kunden sowieso reichen: „Ich bin jetzt 48 Jahre auf dem Weihnachtsmarkt, ich war noch nie erkältet, hab mich noch nie angesteckt.“ Zwei Jahre hat sie jetzt keine Süßwaren verkaufen können, „ich bin ja froh, dass wir überhaupt wieder etwas machen können“.

Schausteller können 3G-Nachweise auch kontrollieren

Dass die Bürger große Sehnsucht haben nach Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt, das hat Klaus Meyer Oetzmann in den letzten Tagen während des Aufbaus seines Duftkerzen-Standes bemerkt: „Die Leute sind wegen der Impfungen auch nicht mehr so ängstlich, trotz jetzt steigender Zahlen.“

Klaus Meyer-Oetzmann in seinem Duftkerzenstand: „Die Leute sind wegen der Impfungen auch nicht mehr so ängstlich, trotz jetzt steigender Zahlen.“
Klaus Meyer-Oetzmann in seinem Duftkerzenstand: „Die Leute sind wegen der Impfungen auch nicht mehr so ängstlich, trotz jetzt steigender Zahlen.“ © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das deckt sich mit Vor-Ort-Eindrücken. Die meisten Menschen sind froh, dass sie wieder Weihnachtsmarktfeeling erleben können. Den ersten Glühwein des Jahres trinkt ein Ehepaar aus Wanne-Eickel seit jeher auf dem Essener Weihnachtsmarkt, so auch am Freitag. Sie sagen: „Wir wünschen uns etwas Normalität. Wir sind vernünftig, geimpft und halten es deshalb für vertretbar, auf den Markt zu gehen.“

Gesprächsthema ist auch, wie und ob die 3G-Regel auf dem Veranstaltungsgelände kontrolliert werden soll. Veranstalter EMG kündigt stichprobenmäßige Kontrollen an, außerdem können die Schausteller selbst nach entsprechenden Nachweisen fragen. Kann ein Gast diese nicht erbringen, haben die Schausteller Hausrecht und können die Besucher des Platzes verweisen. „Das würde ich auch tun“, sagt Benjamin Vogel, der einen Glühweinstand samt Sitzplätze betreibt.

>>> Weihnachtsmarkt Essen 2021

  • 12. November bis 23. Dezember, täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet.
  • Freitags und samstags von 11 bis 22 Uhr.
  • Dienstag: Studententag mit Ermäßigungen und Angeboten an vielen Ständen
  • Mittwoch: Familientag mit Aktionen und Rabatten.
  • Verkaufsoffener Sonntag in der Innenstadt: 12. Dezember von 13 bis 18 Uhr

>>> INFO: Essener Lichtwochen finden bis zum 8. Januar statt

  • Parallel zum Weihnachtsmarkt und noch bis zum 8. Januar finden in der Innenstadt die Essener Lichtwochen statt.
  • Es gibt verschiedene Standorte in der City, in diesem Jahr gibt es etliche beleuchtete Tiere zu sehen – darunter unter anderem ein Nashorn (Willy-Brandt-Platz), ein Orca (Burgplatz) und ein Elch (Flachsmarkt).
  • Die insgesamt gibt es neun Standorte, an denen die Beleuchtung mit Einbruch der Dunkelheit eingeschaltet wird.