Essen. Essener Premiere im Grillo-Theater: Wie Künstler der werkgruppe2 vom sozialen Abstieg bedrohten Frauen in ehemaligen Bergbauregionen nachspüren.
„Man denkt bei Arbeitern nur an Männer“, sagte Regisseurin Julia Roesler vom Künstlerkollektiv werkgruppe2 zur Uraufführung des dokumentarisch geprägten Films „Arbeiterinnen/ Pracujące kobiety". Er entstand unter anderem in Kooperation mit dem Schauspiel Essen und war bereits bei den Ruhrfestspielen zu sehen. Jetzt zeigt das Grillo-Theater die Essener Premiere mit Live-Musik.
Ursprünglich war ein Theaterstück geplant, das die Lebenswirklichkeit von Arbeiterinnen in den ehemaligen Bergbauregionen Ruhrgebiet und Niederschlesien spiegelt. Corona-bedingt konnte es im vergangenen Jahr nicht herausgebracht werden. Also wurde das auf Interviews beruhende Material in einen Film verwandelt.
Frauen berichten von Arbeitsverlust, Muttersein und negativen Beziehungen
https://www.waz.de/staedte/essen/arm-trotz-arbeit-essener-theater-zeigt-die-not-von-frauen-id232370487.htmlUmfangreiche Gespräche sind die Basis für die Arbeit der werkgruppe2. Aus den Interviews kristallisierten sich sechs Frauen aus drei Generationen heraus, die vom Verlust von Arbeit, Muttersein, von Negativerfahrungen in Beziehungen und politischer Verortung berichten. Die Schließung von Zechen oder dem Telekommunikationskonzern Nokia hatten unter anderem zum sozialen Abstieg geführt. Aber auch Kinder zu haben, erhöht das Armutsrisiko.
Aus den Erzählungen entstand ein Text für sechs individuelle Porträts. Diese Fiktionalisierung dient zum einen der künstlerischen Freiheit, zum anderen bietet es einen Schutzraum für die beteiligten Frauen. Drei Schauspielerinnen aus Essen (Janina Sachau, Trixi Strobel und das ehemalige Ensemblemitglied Ingrid Domann) und drei aus Polen (Janka Woźnicka, Marta Zięba, Bożena Baranowska) verkörpern sie, tragen zum Teil ihre Originalkleidung, die ihnen abgekauft wurde für den Prozess der Annäherung.
Gefilmt wurde in angemieteten Wohnungen, die keine Bilder von klassischer Armut bedienen. Die Aussagen sind so montiert, als würden sich die Protagonistinnen unterhalten und verstehen – auf Deutsch und Polnisch.
Termine: Samstag, 30. Oktober, 15 Uhr, und Sonntag, 31. Oktober, 18 Uhr. Karten: 0201/ 8122 200 und https://www.theater-essen.de/