Essen. Beatrix Strobel hat den Blues. Sie kommt zum ersten Festengagement ans Schauspiel Essen. Und gleich die erste Premiere wird abgesagt.

Nichts ist so beständig in einem Schauspielerleben wie die Unbeständigkeit. Der Wechsel von Wohnorten und Theatern gehört dazu. Beatrix Strobel kommt aus Gräfelfing, einem beschaulichen Münchner Vorort. „Da hat es mich rausgetrieben“, erzählt sie. Nach Berlin an die renommierte Schauspielschule Ernst Busch. Nun hat sie in Essen ihr erstes Festengagement in der Tasche und ist voller Tatendrang. Doch nach fünf Probentagen wurde die Arbeit mit Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer zu Brechts „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“ Corona-bedingt eingestellt. Nun wartet sie auf ihr Debüt.

Das Härteste ist die Trennung von sozialen Kontakten

Für ihre Traumstadt Berlin und die Traumschule hatte sie einiges zurückgelassen. „Die Familie, die Freunde. Das Härteste am Wohnortwechsel ist die Trennung von sozialen Kontakten“, so Beatrix Strobel. Die Erinnerungen an das Aufwachsen mit Reitsport, Handball und Geigenunterricht, mit Marionettentheater, Theatergruppen und vor allem unzählige Besuche des Volkstheaters hat sie mitgenommen. „Es ist ein Ort, der so frisch ist und ein junges Ensemble hat“, erklärt sie ihre Faszination für dieses Theater. Und dann gibt es noch den Bruder, der auch Schauspieler ist. Ihm will sie nacheifern, obwohl sie Angst hatte, dass es nicht klappt. Aber sie hat Talent und Glück: Die „Ernst Busch“ akzeptiert sie auf Anhieb.

Mittlerweile beherrscht die 23-Jährige Akrobatik, Bühnenkampf und Clownerie, hat erste Bühnenerfahrungen gesammelt bei Stückentwicklungen von Jungregisseur Marius Schötz und bei René Polleschs Diskurstheater mit „Cry Baby“ am Deutschen Theater. Der Fan von Herbert Fritschs Theater mit seiner „krassen Körperlichkeit“ kann sich für das Komödiantische ebenso begeistern wie für Dramen. „Theaterfixiert“ nennt sie sich, obwohl sie im April nicht nur die erste Premiere am Grillo-Theater, sondern auch den ersten großen Film in den Wind schreiben musste.

Sehnsucht nach der Bühne

„Ich sehne mich sehr nach der Bühne“, meint Beatrix Strobel. Da tut das Gefühl gut, erwünscht zu sein. Das Vorsprechen in Essen „war eine superschöne Erfahrung“. Ihr gefällt, dass das hiesige Theater mit Regisseuren wie Volker Lösch und Hermann Schmidt-Rahmer „politisch und sehr heutig ist“. Für den eigenen Einsatz muss sie sich noch bis zum Herbst gedulden.

Die Basis zum Wohlfühlen hat sie sich schon geschaffen: In der Nähe des Rathauses bezog sie zusammen mit einer Regieassistentin eine Wohnung. „Ein Späti, ein Laden, der 24 Stunden geöffnet hat, ist gleich um die Ecke“, berichtet sie begeistert. „Jetzt muss ich noch unbedingt ein gutes Yoga-Studio finden und Ballett ausprobieren.“ Voltigieren und Handball lasse sich einfach nicht mit dem Theater vereinbaren.

Zwei Jahre dauert ihr Festengagement am Schauspiel Essen. Erstmal will sie nur spielen. Doch es gibt auch einen Wunsch für die Zukunft. Und der ist wieder mit einem Umzug verbunden: „Irgendwann“, sagt sie, „möchte ich in einem anderen Kontext nach München zurückkehren und im Volkstheater auf der Bühne stehen.“