Essen-Freisenbruch. Die Brücke im Essener Osten ist für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt, der Neubau lässt auf sich warten. Gesucht wird Lösung für Busse.

  • Die Brücke am Sachsenring zwischen Essen-Freisenbruch und Horst wurde in diesem Jahr für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt
  • Eine Überprüfung der Brücke hatte ergeben, dass das fast 100 Jahre alte Bauwerk marode ist
  • Politiker fordern Übergangslösung für den öffentlichen Nahverkehr

Kaum erwies sich die Brücke am Sachsenring als nicht mehr tragfähig, sperrte die Stadt Essen die Straße für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Das war Anfang des Jahres. Bis mit einem Neubau überhaupt begonnen werden kann, werden nun wohl noch rund fünf Jahre vergehen. Damit ist diese wichtige Verbindung zwischen Horst und Freisenbruch gekappt – für Busse etwa. Das treffe besonders Schüler und Senioren hart, beklagt CDU-Ratsherr Luca Ducree und fordert eine Zwischenlösung.

„Damit wird die neue Brücke wohl frühestens 2028 fertig sein“, fürchtet Ducree. Das bedeute für jeden, der etwa auf der Strecke auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sei, über Jahre enorme Umwege und Zeitverluste. Schüler treffe das jeden Tag. Aber auch Senioren, die etwa zum Arzt oder Einkaufen müssten. Dabei könnte die Ruhrbahn beispielsweise Sprinter einsetzen. Auch wenn man damit nicht Hunderte von Schülern befördern könne, wäre es zumindest eine Teillösung für Senioren. Wenige Fahrzeuge könnten zwischen 10 und 18 Uhr im Einsatz sein.

Die Strecke ist die Hauptverbindung der beiden Essener Stadtteile

Bislang habe die Ruhrbahn gegen diesen Vorschlag argumentiert, da das Fahrgastaufkommen zu groß sei, erzählt der Politiker von einem Ergebnis nach einem Treffen vor Ort. Damit aber, machten es sich die Verantwortlichen zu einfach: „Der Bedarf ist groß, da es ja die Hauptverbindung der beiden Stadtteile ist.“

Die Ursache für die aktuelle Verkehrseinschränkung der Brücke am Sachsenring (S-Bahnhof Eiberg) ist das Ergebnis einer Brückenhauptprüfung, und die fand bereits Ende 2020 statt. „Dabei wurden erhebliche Schäden am rund 100 Jahre alten Bauwerk festgestellt. Das führte dazu, dass nur noch Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen die Brücke befahren dürfen“, erklärt Stadtsprecherin Jasmin Trilling die Lage. Daher kann seit Anfang des Jahres der ÖPNV – und damit auch der Schulbusverkehr – die Brücke nicht mehr nutzen. Bis dahin lag die Beschränkung auf der 1926 erbauten Brücke bei 24 Tonnen mit dem Zusatz „Linienverkehr frei“.

Neue Berechnungen sollen zeigen, wie belastbar die Brücke derzeit ist

Kritisiert die abwartende Haltung von Stadt und Ruhrbahn:  Ratsherr Luca Ducree fordert eine Zwischenlösung für den Busverkehr, der den Sachsenring derzeit nicht befahren darf.
Kritisiert die abwartende Haltung von Stadt und Ruhrbahn: Ratsherr Luca Ducree fordert eine Zwischenlösung für den Busverkehr, der den Sachsenring derzeit nicht befahren darf. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das Amt für Straßen und Verkehr sucht derzeit einerseits nach kurzfristigen Alternativen und plant zudem den Neubau einer Brücke. Zu den kurzfristigen Maßnahmen soll die erneute Überprüfung zählen. „Der nächste Termin dazu konnte im Dezember mit der Deutschen Bahn abgestimmt werden, denn für Arbeiten oder Prüfungen an der Brücke muss das darunter liegende Gleisbett frei sein“, erklärt die Stadtsprecherin.

Die genaueren Berechnungen ein Jahr nach der Hauptprüfung sollen dann aufzeigen, ob die Schäden sich verschlimmert haben und inwieweit die Brücke noch belastbar ist. Mit diesen Ergebnissen könnten dann weitere Maßnahmen geplant werden, denkbar seien etwa eine Verstärkung des alten Bauwerks oder auch eine Behelfsbrücke. Parallel zu diesen Prüfungen werden bereits jetzt der Abriss und Neubau der Brücke geplant: „Dazu müssen ein Bebauungsplanverfahren für diesen Bereich und entsprechende Beteiligungen durchgeführt werden.“

Stadt Essen muss mit der Bahn längere Sperrpause abstimmen

Zusätzlich dazu muss dann mit der Deutschen Bahn eine längere Sperrpause abgestimmt werden, da der darunterliegende Bahnverkehr dafür eingestellt werden muss. Alles in allem geht die Stadt vom Baubeginn 2026 aus.

Die Ruhrbahn wiederum hat mit Sperrung der Brücke Anfang des Jahres einen Umleitungsverkehr für die Linien 164/184 und den NE 5 eingerichtet. Mitte März wurde dann ein zusätzlicher E-Wagen (E 69) für die Schüler aus dem Hörsterfeld zur Wolfskuhle eingerichtet. Nach den Sommerferien erhielt dieser E-Wagen noch eine zusätzliche Fahrt. „Damit ist das Thema Schülerverkehr aus unserer Sicht sehr gut bedient“, findet Ruhrbahnsprecherin Simone Klose.

Unklar ist, ob die Ruhrbahn Kleinbusse im Essener Osten am Sachsenring einsetzen kann

Die Einschränkungen für den ÖPNV

Wegen der Beeinträchtigung des ÖPNV – die Brücke wird von den Ringlinien 164 und 184 jeweils im 10 Minutentakt sowie vom Nachtexpress NE 5 befahren – gibt es laut Stadt seit Februar Änderungen für den Busverkehr am Sachsenring.

Die Linien 164 und 184 sind getrennt, die neue Nacht-Express-Linie NE 51 wurde eingeführt. Die Buslinie 164 bedient den südlichen Bereich des DB-Gleise, die Linie 184 den nördlichen. Der betroffene NE 5 endet seit 1. Februar im Hörsterfeld, der nördliche Bereich wird durch die zusätzliche Linie NE 51 bedient, die zwischen Steele S und Haltestelle Albert-Schweitzer-Straße pendelt. Die Bushaltestelle Essen-Eiberg entfällt ersatzlos.

Ob der Einsatz von Kleinbussen grundsätzlich möglich sei, das sei derzeit noch unklar. Hierzu müsse zunächst das in Auftrag gegebene Gutachten der Stadt zur Brückenuntersuchung abgewartet werden. Und komme Ende 2022/ Anfang 2023 – also lange vor der geplanten Fertigstellung der neuen Brücke – eine provisorische Brücke zum Einsatz, dann soll damit auch sichergestellt werden, dass der ÖPNV wieder die gewohnten Linienwege fahren könne.

Nicht nur Luca Ducree dauert das alles viel zu lange: „Ein Jahr lang nichts zu tun und auf die Behelfsbrücke als einzige Lösung im kommenden Jahr zu verweisen, ist schon ganz schön dünn.“ Selbst wenn dieser Übergangsbau Mitte 2022 käme, wären weitere sieben Monate vergangen. Daher fordert er: „Es muss eine Lösung her, es ist genug Zeit verschenkt worden.“