Freisenbruch/Horst. . Damit der Eibergbach abwasserfrei wird, bauen die Stadtwerke einen Kanal zwischen Freisenbruch und Horst. Der Abschluss ist für Ende 2020 geplant.
Zwölf mal neun Meter misst die Baugrube am Schultenweg in Höhe des Philosophenweges. Rund fünf Monate Arbeit stecken in diesem riesigen Erdloch, in dem nun die Vortriebsmaschine eingerichtet wird. Mit dieser Technik werden die Betonrohre ins Erdreich gepresst, die am Ende des Großprojekts einen neuen 1,7 Kilometer langen Kanal zwischen Freisenbruch und Horst ergeben. 2021 wird dann der Eibergbach abwasserfrei sein, so wie es eine EU-Richtlinie vorsieht.
Begonnen haben die Bauarbeiten am Schultenweg im Oktober 2017.
Bereits zuvor sind die Leitungen für Wasser, Gas und Telefon umgelegt worden. „In den nächsten zwei Wochen wird das erste Rohr verlegt“, kündigt Bauleiter Thomas Sümpelmann von den Stadtwerken an. Jedes dieser Teilstücke ist vier Meter lang und hat einen Durchmesser von 1,6 bis drei Metern, so dass es vorsichtig mit dem Bagger in die Grube befördert wird, wo die Vortriebsmaschine wartet. Diese muss nun zunächst in der Tiefe aufgebaut werden. „Dafür wird die insgesamt 20 Meter lange Maschine jetzt in einzelnen Segmenten hinabgelassen“, erklärt der Bauleiter. Die anschließenden Arbeiten laufen dann in verdeckter Bauweise bis zu 15 Meter tief in der Erde: auf einer Länge von insgesamt 1,1 Kilometern.
Die Logistik ist die Herausforderung
Dabei gilt diese Technik nicht als Herausforderung, die sei bewährt, sagt Sümpelmann. Vielmehr müssten fortwährend zahlreiche logistische Fragen geklärt werden, denn die Arbeiten laufen parallel an drei Baugruben. Insgesamt sind drei Unternehmen im Auftrag der Stadtwerke mit dem Großprojekt beschäftigt, erklärt Sümpelmann.
Der Bauleiter steht mit den Diplom-Ingenieuren Wolfgang Liebig (Echterhoff Bau-Gruppe) und Reiner Segschneider (Björnsen Beratende Ingenieure GmbH) an der Baugrube Ecke Philosophenweg und zeigt zum Bürgerhaus Oststadt. „Der erste Abschnitt des neuen Kanals wird von hier aus in Richtung Westen führen“, sagt er. Die Vortriebsmaschine wird die Teilstücke der Rohre in die Erde drücken und dabei mit Druckluft arbeiten, um das Grundwasser zu verdrängen. Wie gut das gelingen wird, hängt auch davon ab, ob die Arbeiter auf Felsen stoßen.
Bislang gibt es keine Widerstände
„Bislang läuft alles planmäßig“, sagt der Bauleiter. Er hofft, dass es auch weiter ohne Widerstände gehen wird, auch wenn sie später mit dem Kanalbau in Richtung der Bahngleise in Eiberg vordringen. Von dort aus wird der Kanal weiter geführt, um auch das Abwasser aus den Straßen wie Falterweg, Weg am Berge und Hobestatt abzuleiten. Damit das, was die Haushalte ins Kanalsystem spülen, auch in dem neuen System landet, werden die bisherigen Rohre genutzt. „Dort, wo wir die Bestandsrohre in den neuen Strang übernehmen und anschließen, arbeiten wir in offener Bauweise“, sagt Thomas Sümpelmann.
Für die Anwohner bedeuten solche Baumaßnahmen immer auch Einschränkungen. „Sie leben in dieser Zeit mit den Belästigungen wie Staub, Lärm und Umwegen, da sie zum Beispiel ihre Garagen nicht wie gewohnt anfahren können“, beschreibt Wolfgang Liebig die Begleiterscheinungen der Baumaßnahme. Nicht nur er weiß, dass Anfragen von Bürgern zu solchen Großprojekten dazugehören.
Staub, Lärm und Umwege für Anwohner
Insgesamt stoßen sie auf viel Verständnis, wenn sie den Betroffenen ihr Vorgehen erklären. Wenn das Bauvorhaben abgeschlossen sein werde, soll der Eibergbach renaturiert werden. Dann verschwinden unter anderem die Betonschalen aus diesem. Bis dahin müssen sich die Anwohner gedulden.
Denn läuft alles weiterhin nach Plan, ist der Abschluss des Gesamtprojektes für Ende 2020 vorgesehen. Wem diese Zeitdauer unwahrscheinlich lang erscheint, dem sei gesagt, dass das Ergebnis ein „ausgewachsener Tunnel sein wird“, beschreibt Reiner Segschneider die Dimension des neuen Kanalsystems in Freisenbruch und Horst: „Hier entsteht ein riesiges Bauwerk, das im Boden verschwindet.“
>> ARBEITEN IN MEHREREN PHASEN
Die Baumaßnahmen für das neue Kanalsystem zwischen dem Schwimmzentrum Oststadt am Schultenweg und dem Weg am Berge verlaufen in mehreren Phasen. Grund dafür sind nach Auskunft der Stadtwerke die große Fläche, die dichte Bebauung und der erhebliche Höhenunterschied zwischen Freisenbruch und dem Tal des Eibergbachs.
In der ersten Phase wird parallel in drei Bereichen gearbeitet: am Schwimmzentrum Oststadt, am Philosophenweg, Hausnummer 2 bis zur Einmündung Schultenweg, sowie am Schultenweg auf Höhe des Ostparkplatzes, der zum Schwimmzentrum gehört.
Wegen der drei Baugruben muss der Verkehr teilweise umgeleitet werden, Schulbusse halten wie gewohnt, das Schwimmbad ist erreichbar.