Essen. Viele Straßen in Essen sind so schmal, dass das Parken verboten ist. Das Ordnungsamt hat Knöllchen verteilt. Anwohner fordern Ausnahmeregelungen.
- Das Ordnungsamt hat Knöllchen in Wohnstraßen verteilt.
- Die Regel: Die Straße muss mindestens 3,05 Meter breit sein, auch wenn Autos am Rand parken.
- Anwohnern fordern jetzt Ausnahmen von dieser Regel.
Drei Meter und fünf Zentimeter - so breit muss die Straße noch sein, wenn ein Auto am Rand parkt. Nachdem Anwohner in Essen-Karnap Knöllchen vom Ordnungsamt kassiert hatten, meldeten sich weitere Essener und Essenerinnen. Einer davon hat den Zollstock jetzt immer im Kofferraum liegen. Die Kalkstraße in Schönebeck ist nämlich mit 4,45 Metern zu schmal, um dort zu parken. Das weiß auch das Ordnungsamt und verteilte dort ebenfalls Zettelchen. „Abzocke“ nennt der Anwohner das und fordert Ausnahmen von der Regel.
Parken in Wohnstraßen müsste mit zusätzlichem Verkehrsschild geregelt werden
Der 68-Jährige behauptet, das Ordnungsamt sei vier Mal da gewesen und hätte jeweils mindestens 30 Autos aufgeschrieben. Das Presseamt erklärt hingegen, dass es in den vergangenen vier Wochen lediglich 18 Knöllchen in der Kalkstraße gegeben habe - und das, weil sich jemand über die Parksituation in der Schönebecker Wohnsiedlung beschwert habe.
Man könne Planungsfehler aus der Vergangenheit nicht durch Knöllchen ausgleichen, erklärt der Essener, der seit 1996 in der Kalkstraße wohnt und „immer am Straßenrand geparkt hat“. Mit Planungsfehler meint er, dass die Straße in den 50er-Jahren gebaut wurde und schon da hätte breiter sein müssen. Die Stadtverwaltung weist jedoch darauf hin, dass genug Platz sein müsse für breite Fahrzeuge wie Müll- und Rettungsfahrzeuge. „Die Müllwagen fahren schon immer mit zwei Rädern über den Bürgersteig“, hält der Anwohner dagegen und fordert genau diese Ausnahme auch für alle anderen Fahrzeuge.
Parkproblem ergibt sich in vielen Siedlungsgebieten
Es müsse ein Verkehrsschild geben, das deutlich macht, dass der Gehweg mitgenutzt werden könne - mit allerhöchster Vorsicht. Gleichzeitig müsse auf dieser Straßenseite dann Parkverbot gelten, auf der anderen Seite könnten dann alle in einer Reihe ihr Auto abstellen. Dieses Verkehrsschild könnte dann nicht nur in seiner Straße in Schönebeck zum Einsatz kommen, denn der Rentner weiß: „Das Problem ergibt sich in vielen Siedlungsgebieten, die Straßen sind einfach zu schmal.“ Er fordert die Stadtverwaltung auf, „logische Ausnahmen“ und Lösungen zu finden statt Knöllchen zu verteilen, das sei „ideenlos und nicht bürgernah“.
Es gehe hier schließlich um Siedlungsstraßen und keine Autobahnen - dort gebe es im Übrigen in Baustellenbereichen Fahrbahnbreiten von 2,50 Metern und es werde Tempo 80 gefahren. Vor diesem Hintergrund müsse es doch in Wohnbereichen intelligentere Lösungen geben, als Knöllchen zu verteilen. Der Anwohner weiß, dass die Rechtssprechung der vergangenen Jahre und die Straßenverkehrsordnung eindeutig 3,05 Metern für Wohnbereiche vorschreibt.
Anwohner parken in Nebenstraßen - aber auch die sind zu schmal
In der Konsequenz parken die Anwohner jetzt in Nebenstraßen, die zum Teil ebenfalls nicht genug Raum bieten. Man sieht auch Einfahrten, in denen drei Autos hintereinander abgestellt sind, was dem 68-Jährigen zufolge zu „fleißigem und gefährlichem Rangieren“ führt, wenn der hinterste losfahren will. In weiterer Konsequenz sei die Kalkstraße zur Rennstrecke geworden - genug Platz sei ja jetzt da. Genau darüber hatten sich auch die Anwohner der Thusneldastraße in Karnap beklagt, die sich außerdem eine „Knöllchen-Vorwarnung“ seitens der Stadt gewünscht hätten.
„Vorabhinweise erfolgen nur in Ausnahmefällen bei besonderer Sachlage“, erklärt Stadtsprecherin Jacqueline Schröder. Zuletzt sei das in der Straße „Hegehofs Wiese“ in Katernberg der Fall gewesen. Unweit der Zollverein- und Viktoriastraße hatten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes Zettel an die Scheibenwischer der verbotswidrig parkenden Autos geklemmt - zur Vorwarnung. Offenbar mit mäßigem Erfolg: „Im Ergebnis hat die Hegehofs Wiese gezeigt, dass dennoch im weiteren Verlauf mit Ahndungen agiert werden musste, da weiterhin falsch geparkte Fahrzeuge festgestellt werden mussten“, so Schröder.