Essen. Die Essener Spitzenköchin Erika Bergheim schlägt in der renovierten Pierburg in Kettwig ein neues Kapitel auf. Ein Baustellenbesuch.

  • Fast ihr halbes Berufsleben stand die Essener Spitzenköchin Erika Bergheim in Diensten von Schloss Hugenpoet.
  • Nun schlägt sie ein neues Kapitel auf: In Essen-Kettwig geht bald das Gourmet-Restaurant „Pierburg - Erika Bergheim“ an den Start.
  • Beim Baustellenbesuch zeigt die Kochkünstlerin, wie ihre neue Wirkungsstätte Gestalt annimmt.

Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, würde Spitzenköchin Erika Bergheim schon längst im neuen Restaurant am Herd stehen und ihre Gäste verwöhnen. Doch es hat Verzögerungen bei der Renovierung gegeben, weshalb sich Bewunderer ihrer Kochkunst nun einen neuen Eröffnungstermin im Terminkalender dick anstreichen dürfen. „Am 11. November soll es endlich losgehen“, verrät die Betriebsleiterin und Küchenchefin des neuen Lokals. Eines, mit dem die ebenso ehrgeizige wie leidenschaftliche Kochkünstlerin erneut nach einem Stern am Kochhimmel greifen dürfte.

Anderer Termin, abgewandelter Name: Die ursprüngliche Überlegung, die frühere Pierburg in „Landgasthaus Bergheim“ umzutaufen, haben sie inzwischen verworfen. Jetzt steht fest, dass der geneigte Feinschmecker demnächst in die „Pierburg – Erika Bergheim“ einkehren wird.

Noch haben in der „Pierburg“ die Handwerker das Sagen

Herzstück der neuen „Pierburg“ ist die Profi-Küche mit viel Edelstahl, Highend-Geräten und dunkelgrünen italienischen Wandfliesen, die Erika Bergheim selbst ausgesucht hat. Rechts gehts zum umgebauten großen Saal.
Herzstück der neuen „Pierburg“ ist die Profi-Küche mit viel Edelstahl, Highend-Geräten und dunkelgrünen italienischen Wandfliesen, die Erika Bergheim selbst ausgesucht hat. Rechts gehts zum umgebauten großen Saal. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Knapp zwei Monate vor der Eröffnung haben noch Handwerker, Architekten und Dekorateure das Sagen an der Schmachtenbergstraße 184 in Essen-Kettwig, ein ländlicher Fleck am Rande der Großstadt. Es ist laut und staubig auf der Baustelle, aber die Arbeiten kommen jetzt gut voran. Draußen wird es einen neuen Parkplatz geben, bequeme Zu- und Ausfahrten und eine schicke Terrasse. Für Gäste mit Handicap haben sie extra eine Rampe angelegt. Anstreicher verpassen der Fassade des mehr als hundert Jahre alten Traditions-Gasthauses an diesem Spätsommertag gerade einen strahlend weißen Anstrich. Die Fassade des Erdgeschosses wird im Eingangsbereich demnächst in kräftiges Blau getaucht mit goldenen Buchstaben drauf. Kurzum: Hier wird – außen wie innen – alles auf links gedreht.

Mittendrin in diesem Gewusel steht die Kochkünstlerin. Sie ist aufgeräumt und macht dem Publikum die neue Pierburg schmackhaft: „Es wird alles viel heller, geräumiger und gastlicher werden.“

Der Gast kann den Kochkünstlerinnen in der neuen „Pierburg“ über die Schulter schauen

Das Herzstück des neuen Gourmet-Restaurants, die nagelneue „MKN“-Küche, steht bereits in voller Pracht da. MKN gilt als Mercedes unter den Restaurant-Küchen. Die Edelstahlflächen sind noch mit Schutzfolien bedeckt. Sie verraten, dass – nun, wir sind in Essen – Thyssenkrupp den Edelstahl geliefert hat. Weiße Wandfliesen wechseln sich ab mit sattgrünen italienischen Steingutfliesen, die die Küchenchefin eigens ausgewählt hat.

Komplett renoviert wird das Traditionslokal an der Schmachtenbergstraße 184. Der alte Saal wird viel heller und freundlicher aussehen als früher. Die flache Decke ist verschwunden, stattdessen fällt der Blick auf Holz.
Komplett renoviert wird das Traditionslokal an der Schmachtenbergstraße 184. Der alte Saal wird viel heller und freundlicher aussehen als früher. Die flache Decke ist verschwunden, stattdessen fällt der Blick auf Holz. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Erika Bergheim deutet auf Kühlschränke und Wärmemöbel, auf Herdplatten und Frittierwanne, in der sie im Geiste schon die kommenden Köstlichkeiten kocht und schmeckt. „Zum Beispiel Backhähnchen in geklärter Butter, ausgebackenes Obst oder Holunderblüten im Backteig.“ Allein schon beim Zuhören läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

Die Kochkünstlerin verspricht den Gästen eine „feine Gasthausküche mit einem zusätzlichen Gourmet-Menü“. Aus dem Restaurant im Schloss Hugenpoet, wo sie 23 Jahre und damit fast die Hälfte ihres Berufsleben gewirkt hat, hat sie Sous-Chefin Sandra Wnuck mitgebracht – die stellvertretende Küchenchefin und Patissière. „Wir sind sehr aufgeschlossen und interessieren uns immer für neue Kochtechniken“, sagt Erika Bergheim. „Alles kann, nichts muss“, fügt Sandra Wnuck hinzu.

Die neue „Pierburg“: Lounge mit Kamin, Kaffee und Kuchen und Weinstube

Im Kräutergarten der „Pierburg“ wächst das, was Spitzenköchin Erika Bergheim für ihre „feine Gasthausküche“ braucht: zum Beispiel frischer Salbei.
Im Kräutergarten der „Pierburg“ wächst das, was Spitzenköchin Erika Bergheim für ihre „feine Gasthausküche“ braucht: zum Beispiel frischer Salbei. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Im alten Saal haben sie die niedrige Decke entfernt und zur Küche hin eine ganze Wand weggestemmt. Sie wird ersetzt durch Glas, das dem neugierigen Restaurantbesucher erlaubt, den Kochkünstlerinnen und -künstlern beim Filetieren, Braten, Schmoren, Dünsten und Garnieren über die Schultern zu schauen.

Oben in der zum Baubüro umfunktionierten alten Pächterwohnung steht ein frischer Minzetee auf dem großen Tisch. Der Boden ist zugestellt mit Kartons voller Pfannen und Töpfe, Schalen und Schüsseln. Auch ein neuer Dörrautomat ist dabei.

Sheraton, Hugenpoet, Mädchengymnasium

Erika Bergheim fühlt sich durch und durch als Essenerin. Sie hat hier die Schule besucht und das Kochhandwerk erlernt - 1981 begann sie ihre Lehre im Sheraton, in dem der spätere Zwei-Sterne-Koch Berthold Bühler („Résidence“) mit Henri Bach Küchenchef war.

Zwischen 1997 und 2020 wirkte sie im Schloss Hugenpoet, erkochte sich zwei mal einen Michelin-Stern.

Erika Bergheim ist NRW-Genussbotschafterin. Schülerinnen des Borbecker Mädchengymnasiums haben den Speisesaal nach ihr benannt.

Computerausdrucke auf dem Tisch zeigen Gestaltungsvorschläge für die neue Inneneinrichtung – beispielsweise den mit Eichenparkett ausgeschlagenen Fußboden. Der Eingangsbereich beherbergt eine Lounge mit knisterndem Kaminfeuer und an der Stirnseite des alten Saals wird sich in voller Breite eine gemütliche Sitzbank erstrecken. Vorbei an der Glaswand zur Küche und fünf Weinkühlschränken erreicht der Gast die gemütliche Weinstube. „Weil wir Wein lieben“, heißt es. Mittags um zwölf soll das Lokal öffnen, nachmittags gibt es Kuchen und Kaffee, abends wieder Gourmetküche.

„Unser Ziel: ein voller Laden mit zufriedenen Gästen“

Immer wieder klingelt oben im Büro das Telefon, Leute wollen schon einen Tisch reservieren oder Geschenk-Gutscheine kaufen. Ein sicheres Indiz dafür, dass die Ungeduld der Kundschaft zunimmt. Bald will Erika Bergheim damit beginnen, die Winterkarte zu komponieren. Wenn das Lokal wie geplant am 11. November loslegt, darf die Martinsgans nicht fehlen. Heiligabend, am ersten Weihnachtstag und auch an Silvester wird das neue Restaurant geöffnet haben. „Ein voller Laden mit zufriedenen Gästen, das ist unser Ziel“, sagen die Kettwiger Kochkünstlerinnen.