Essen. Ihr Abschied vom Essener Schloss Hugenpoet war eine Überraschung. Nun steht fest, wo Sterneköchin Erika Bergheim ab 2021 ihre Gäste empfängt.
Es war eine echte Überraschung in der Essener Gastro-Szene: Als in der vergangenen Woche bekannt wurde, dass Sterneköchin Erika Bergheim das bekannte Schloss Hugenpoet verlässt, herrschte großes Rätselraten über die Pläne der renommierten Küchenchefin. Nun steht fest, wo die 59-Jährige im kommenden Jahr ihre Kochkünste unter Beweis stellen wird.
Erika Bergheim bleibt dem Essener Süden treu und wird im kommenden Jahr als Betriebsleiterin und Küchenchefin die Pierburg übernehmen. Die Kettwiger Traditionsgaststätte, die seit 2015 von den Pächtern Heike Katthöfer und Birk Menzen betrieben wird, soll künftig dann „Landgasthaus Bergheim“ heißen.
Kündigung im Schloss Hugenpoet als Reaktion auf die Corona-Zwangspause
Nach Auskunft Bergheims ist der Wechsel eine Reaktion auf die monatelange Corona-Zwangspause. „100 Prozent Kurzarbeit ist nichts für mich. Ich mache das doch so gerne. Ich möchte einfach in der Küche stehen“, begründet die 59-Jährige ihre Entscheidung. Im „Laurushaus“, dem Gourmetrestaurant des Schlosses Hugenpoet, sei in den vergangenen Wochen und Monaten auch Außengastronomie oder eine anderweitige Lösung, den Betrieb zumindest teilweise zu öffnen, nicht möglich gewesen. Die andauernde Perspektivlosigkeit habe ihr zugesetzt: „Ich bin einfach gerne Köchin und habe noch so viele Ideen.“
Die möchte sie nun in der Pierburg umsetzen. Das Restaurant warb bislang vor allem mit „regionaler Küche ohne Chichi“. Mit Erika Bergheim dürfte die Gastro-Adresse nun eine deutliche Aufwertung erfahren. Die 59-Jährige will im neuen „Landgasthaus Bergheim“ „feine Gasthaus-Küche“ auf die Karte setzten, aber auch ein kleines Gourmet-Menü anbieten. Neben der Gaststube und dem kleinen Veranstaltungssaal, steht auch ein großzügiger Gartenbereich zur Verfügung, den die im Schlemmer-Atlas 2019 zur „Köchin des Jahres“ gekürte Bergheim im Sommer nutzen will.
Guide Michelin hat ihre Arbeit schon zweimal mit einem Stern belohnt
Damit kommen in Zukunft deutlich mehr Gäste in den Genuss ihrer herausragenden Kochkunst, die in den vergangenen Jahren immer wieder für Auszeichnungen sorgte. Schon 2009 hatte Erika Bergheim im Schloss Hugenpoet einen Michelin-Stern erkocht, der wegen eines Pächterwechsels vier Jahre später wieder verloren ging. 2017 gelang es ihr erneut, die Auszeichnung des Guide Michelin für das „Laurushaus“ zu holen.
Der kleine, fast familiäre anmutende Feinschmecker-Salon gilt seitdem als gastronomisches Aushängeschild der Kettwiger Fünf-Sterne-Superior-Herberge, wo man die Kündigung der langjährigen Küchenchefin mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen hat. „Unser Haus verliert mit Erika Bergheim eine seit vielen Jahren geschätzte, anerkannte, wertvolle und warmherzige Persönlichkeit“, ließ Hugenpoet-Direktorin Vivian-Jessica Schiller in der vergangenen Woche wissen.
„Wenn das nachher einen Stern wert ist, würde ich mich natürlich sagenhaft freuen“
Aber auch Bergheims Ambitionen für das neue „Landgasthaus Bergheim“ dürften nicht klein sein. „Ich bin nun mal ehrgeizig“, bekennt die 59-Jährige, die dabei als angenehm bescheidene, gänzlich unprätentiöse und eher Scheinwerfer-scheue Vertreterin ihrer Zunft gilt. „Und wenn das nachher einen Stern wert ist, würde ich mich natürlich sagenhaft freuen.“
Mit ihrem Abschied vom Schloss Hugenpoet ist Essen auf Sicht aber vermutlich erst einmal um einen Stern ärmer. Zwar ist die Auszeichnung formal ans Haus gebunden, doch gilt Bergheims moderne Gourmet-Küche als ausschlaggebendes Kriterium. Die 59-Jährige klingt allerdings nicht so, als ob sie einen sternlosen Zustand auf Dauer dulden würde. „Es gibt viele Pläne. Ich freu mich auf den Neuanfang.“ Wichtig sei ihr aber vor allem, „dass die Gäste sich wohlfühlen“.
Renovierung und Umbau der Pierburg seien derzeit noch in der Planungsphase. Wenn der Vertrag mit den bisherigen Pächtern beendet ist, soll es spätestens im Februar 2021 mit den Arbeiten losgehen. Läuft alles gut, hofft Erika Bergheim im Mai oder Juni nächsten Jahres, wieder in der Küche stehen zu dürfen. Am liebsten natürlich zu hundert Prozent – wenn Corona es bis dahin zulässt.