Essen. Ein angeblich negativer PCR-Test einer Prostituierten vom Essener Straßenstrich hat sich als Fälschung herausgestellt. Die Kripo ermittelt.

Ein gefälschter Corona-Test einer Prostituierten sorgt in Essen für schärfere Kontrollen am Straßenstrich und strafrechtliche Ermittlungen der Polizei. Bislang weiß niemand, wie viele der illegalen Nachweise womöglich in Verkehr gebracht worden sind. Da nach Überzeugung der Stadt nicht auszuschließen ist, dass gerade im Rotlicht-Milieu weitere Fälschungen im Umlauf sind, sollen die kommunalen Ordnungskräfte in diesen Tagen ganz genau hinschauen.

Aufgeflogen ist das Ganze, als eine Rumänin vor wenigen Tagen einen vorgeschriebenen angeblich negativen Covid-Nachweis bei der Stadt vorlegen wollte, um sich und ihr Gewerbe anzumelden. Als Mitarbeiter des Sachgebiets Prostituiertenschutz das Papier sahen, wurden sie jedoch stutzig und überprüften das vermeintliche Dokument.

Bei dem Corona-Test handelte es sich um eine Farbkopie

Schließlich stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um keinen regulären Nachweis, sondern eine schlichte Farbkopie handelte. Bestätigt wurde der Fälschungsverdacht durch eine Rücksprache mit einem Laboratorium in Rostock, wo der Test angeblich durchgeführt worden sein sollte. Ein Abgleich der Personalien brachte schließlich Gewissheit, dass dies nicht der Fall war.

Tatsächlich existiert im Internet ein „Max Mustermann“-Blankoformular des Instituts in Ostdeutschland. Denkbar ist, dass es ausgedruckt, modifiziert, eingescannt und abermals ausgedruckt wurde, um einen bis zu etwa 80 Euro teuren PCR-Test zu umgehen. Denn den müssen Prostituierte alle 48 Stunden erneuern lassen, um legal ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen.

Die Impfbereitschaft am Straßenstrich ist höher geworden

Für die Betroffenen, die nicht in die Illegalität abtauchen wollen, um die Ausgaben zu umgehen, „ist das eine Katastrophe, das ist Geld, was sie wieder anschaffen müssen“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Allerdings sei auch festzustellen, dass die zunächst sehr verhaltene Impfbereitschaft der Frauen aufgrund „sehr großer Vorbehalte“ sowohl am Essener Straßenstrich als auch in den Bordellen an der Stahlstraße eine höhere geworden ist, seitdem die Vorschriften verschärft worden sind und ein einfacher Negativ-Nachweis nicht mehr anerkannt wird.

An der Gladbecker Straße sind nach Erkenntnissen der Stadt 19 Prostituierte geimpft worden. Weitere hätten sich ihren Piks im Impfzentrum in der Messe Essen abgeholt, nachdem sie von den Sozialarbeiterinnen vor Ort auf das Angebot aufmerksam gemacht worden seien. Es habe auch im Rotlicht Impfsprechstunden gegeben. Erst am Freitag noch habe die Stadt den Frauen ein weiteres Immunisierungsangebot am Straßenstrich gemacht. Wie hoch die Impfquote unter den Frauen an der Stahlstraße und der Gladbecker Straße insgesamt ist, kann die Sprecherin nicht sagen.

Gefälschte PCR-Tests tauchen immer mal wieder auf

Nachdem der versuchte Betrug der Prostituierten am 31. August aufgefallen war, schaltete die Stadt die Polizei Essen ein und erstattete Strafanzeige wegen des Verdachts der Urkundenfälschung. Polizeisprecherin Sonja Kochem bestätigte einen entsprechenden Vorgang. Nähere Erkenntnisse zu dem Fall lägen jedoch bislang nicht vor, da die Kripo noch nicht mit ihren Ermittlungen begonnen habe.

Parallel läuft gegen die Verdächtige ein ordnungsrechtliches Verfahren nach dem Infektionsschutzgesetz, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz, die allerdings betont, dass gefälschte PCR-Tests „immer mal wieder“ auftauchen, und zwar nicht nur im Milieu, sondern auch bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten - sei es im Impfzentrum oder bei Überprüfungen von Reiserückkehrern. Wer erwischt wird, dem droht ein Bußgeld in Höhe von 250 Euro und im Extremfall auch eine Haftstrafe.