Essen-Borbeck. Der Unfallschwerpunkt auf dem Weidkamp in Essen-Borbeck bleibt im Fokus. Lösungsmöglichkeiten der Unfallkommission sind jedoch begrenzt.

Die jüngste Serie von Fahrradunfällen auf dem Weidkamp in Essen-Borbeck beschäftigt erneut die Unfallkommission. Doch viel Handlungsspielraum bleibt den Verkehrsexperten offensichtlich nicht.

Auf der Straße Weidkamp in Borbeck war es zuletzt zu drei Radunfällen binnen zweier Tage gekommen. Wie berichtet, wurde nur einer davon der Polizei gemeldet. Beim dritten Unfall jedoch wurde eine 58-jährige Radfahrerin so schwer verletzt, dass ein Krankenwagen und auch die Polizei auf den Plan gerufen wurden. Jedes Mal waren die Unfallopfer mit dem Rad in die Straßenbahnschienen geraten oder auf den Gleisen weggerutscht und gestürzt. Die Tram selbst war jedoch an keinem der Unfälle ursächlich beteiligt.

Unfallkommission tagt am 15. September und macht den Weidkamp erneut zum Thema

„Auf der nächsten Sitzung der Unfallkommission am 15. September wird dieser Gefahrenpunkt auf jeden Fall wieder ein Thema sein“, bestätigt Stadtsprecher Patrick Opierzynski. „Öffentlich ist diese Sitzung allerdings nicht.“ Über die Zustände vor Ort seien die Stadt, die Verkehrsbehörde und Polizei stets informiert und darüber im Gespräch gewesen, seit der Weidkamp bereits vor Jahren zum Unfallschwerpunkt erklärt wurde.

Das große Problem in Borbeck sei nicht zuletzt die „Komplexität der Kreuzung, an der fünf Straßen zusammenlaufen und auf der sich neben der Straßenbahn auch viele Radfahrenden von allen Himmelsrichtungen nähern“, so Opierzynski weiter.

Deutlich mehr Alleinunfälle mit dem Rad

Die Unfallstatistik der Polizei (Stand März 2020) weist in Essen und Mülheim einen Zuwachs von Rad- und Pedelec-Unfällen um 11 Prozentpunkte auf. In Essen stieg die Zahl der Unfälle um 31 auf 565 (plus 7,7,5 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr gab es in Essen jedoch keinen tödlichen Unfall (2019: 1).

Die Zahl der Alleinunfälle mit Rad und Pedelec 2020 stieg in Essen auf 137. Das sind 30 Unfälle mehr als noch im Vorjahr (plus 28,04 Prozentpunkte).

Die Beschilderung einer Ausweichroute über die parallel zum Weidkamp verlaufende Armstraße sei erst kürzlich eingerichtet worden. Neben einem Hinweisschild wird auch der alternative Streckenverlauf skizziert. „Damit sind die Möglichkeiten der Beschilderung allerdings praktisch schon ausgeschöpft“, gibt Opierzynski zu bedenken.

Alternative über die Armstraße in Essen-Borbeck ist nicht mehr als eine Empfehlung

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Zumindest soll nun ein weiteres Hinweisschild mit der Aufschrift „Gefährliche Kreuzung“ an der Ecke Weidkamp/Armstraße angebracht werden. Ein solches weißes, rechteckiges Schild hängt bereits an der Hülsmannstraße vor der Einmündung in die Armstraße, um den Radverkehr entsprechend auf die Alternativroute zum Weidkamp hinzuweisen.

Generell sei die Route über die Armstraße jedoch nicht mehr als ein Angebot an Radfahrende, nicht etwa eine verbindliche Vorschrift oder Verkehrsregel. „Viele, die auf dem Rad unterwegs sind, fahren schon seit Jahren über den Weidkamp. „Daran dürfte sich wohl auch nicht viel ändern“, sagt Opierzynski.

Radweg am Weidkamp ist weiterhin nutzbar, gilt aber nur in Richtung Borbeck

Ein solches Hinweisschild will die Stadt zeitnah an der Ecke Weidkamp und Armstraße aufstellen.
Ein solches Hinweisschild will die Stadt zeitnah an der Ecke Weidkamp und Armstraße aufstellen. © Stadt Essen

Der den Weidkamp begleitende Radweg in Fahrtrichtung Borbeck wurde laut Information der Stadt übrigens nicht aufgehoben. „Die Markierungen auf dem Bürgersteig wurden allerdings vor rund zwei Jahren entfernt, weil der begleitende Radweg zu schmal gewesen sei“, teilt die Verkehrsbehörde mit. Seitdem dürfen Radfahrer und Fußgänger den Bürgersteig gemeinsam nutzen. Es gelte die gegenseitige Rücksichtnahme, wobei Fußgängern Vorrang zu gewähren sei, erklärt Opierzynski.

Das Problem ist, dass mit den Markierungen auch ein Großteil der Hinweisschilder beseitigt wurde. Die Anwohner gehen deshalb davon aus, dass der Radweg gänzlich aufgehoben worden sei. „Die Verkehrsbehörde wird sich das noch einmal vor Ort ansehen und die Beschilderung bei Bedarf optimieren“, so Opierzynski.

Die für Radfahrende so gefährliche Situation vor Ort wird dadurch allerdings nicht entschärft, da der Radweg nur in Fahrtrichtung Borbeck befahren werden darf, den Radverkehr in Richtung Bottrop also nicht entlasten kann. Dazu reicht das Platzangebot auf dem Gehweg einfach nicht aus. „Genau deshalb hat die Unfallkommission sich für die Umleitung über die Armstraße entschieden“, so Opierzynski. „Ob diese Route angenommen wird, muss die Zukunft erweisen.“ Der Unfallschwerpunkt Weidkamp jedenfalls bleibt weiter unter Beobachtung.