Essen-Heisingen. Zu hohes Tempo und das Missachten von Rotlicht: Anwohner fordern eine Lösung für gefährliche Kurve in Essen. Warum die Stadt nicht reagiert.
Sie halten eine Liste mit heiklen Situationen und auch schweren Unfällen in Händen, haben die Hausfassade bereits renoviert und sorgen sich um die Sicherheit der Fußgänger: Immer wieder haben Anwohner der Heisinger Straße auf die Gefahren der Kurve und Ampelanlage vor ihrer Haustür hingewiesen. Nach einem schweren Unfall wurde hier bereits Tempo 30 festgelegt, doch das werde regelmäßig missachtet. Das Ergebnis nach einem Ortstermin lautete seitens der Stadt zwar „kein Handlungsbedarf“. Doch die Anwohner geben nicht auf.
Zur Entschärfung der Kurve sollten Vorschläge aufgestellt und geprüft werden - so sei man verblieben. „Es gab von unserer Seite konstruktive Vorschläge zur Entschärfung der Kurve mit einfachen Mitteln“, sagt ein Familienvater (44). Die Straße könnte mit Markierungen optisch verengt werden, leichte Schwellen wie auf der Hammer Straße in Kupferdreh und Werden oder eine temporäre Messtafel könnten angebracht werden, zählt er auf.
Fachleute sollten sich mit der Situation auseinandersetzen
Zudem könnte endlich die viel zu kurze Grünphase der Fußgängerampel neu eingestellt und ein Schutz der Häuser etwa durch eine Leitplanke oder Pfosten entstehen. Vielleicht würde auch eine leichte Erhöhung in der Fahrbahnmitte Abhilfe schaffen, lautet eine weitere Überlegung. Dabei hätten sie eigentlich Ideen von der Stadt und den Fachleuten erwartet, die sich tagtäglich mit Verkehrssituationen beschäftigen.
„Wir wollen ja nicht die Straße in den Wald verlegen oder die Kurve stilllegen, aber wir können doch nicht abwarten, bis etwas passiert“, sagt er und spricht für die acht Familien, die direkt an der Kurve leben und viele Bewohner der Siedlung dahinter, deren Kinder die Straße auf dem Schulweg queren.
Kinder nutzen die Strecke als Schulweg
Das Thema lässt ihnen keine Ruhe, immerhin habe sich die Lage auf der Heisinger Straße in Höhe Uhlenstraße zugespitzt: „Mittlerweile ist es nun so, dass die Geschwindigkeit regelmäßig überschritten und das Rotlicht häufig missachtet wird“, sagt ein anderer Anwohner (47). Vor allem morgens und abends, wenn der Berufsverkehr rollt: „Wir trauen uns kaum, unsere Kinder über den Bürgersteig oder zur nahe gelegenen Bushaltestelle laufen zu lassen.“
Nicht jeder Autofahrer halte bei Rot, andere stoppten erst in letzter Sekunde. Teile eines Wagens, mit dem die Fahrerin vor den Ampelmasten fuhr, landeten bereits an der Hausfassade. Die Nachbarn könnten zahllose Beispiele geben, in denen es brenzlig geworden sei, in denen es nach ihren Schilderungen gerade noch gut ausging. Da diese aber offenbar nicht von Belang seien, fragen sie sich: „Muss erst eine Katastrophe passieren, damit sich etwas tut? Wir möchten nicht erleben, dass hier Personen oder Gebäude zu Schaden kommen und etwas passiert, was man noch ohne Schwierigkeit vermeiden kann.“
Masten wurden bereits erneuert oder repariert
Oberbürgermeister reagierte auf Forderung
OB Thomas Kufen hat bereits vor rund zwei Jahren auf die Forderungen der Bürger reagiert und geantwortet. Von der Unfallkommission habe er erfahren, dass der Streckenabschnitt für die Kommission seit Beginn der Aufzeichnungen 2001 noch nie relevant gewesen sei, hieß es damals. Dafür müsse es eine bestimmte Anzahl schwerer Unfälle nach festgelegten Kategorien (mit Toten, Schwerverletzten,erheblichem Sachschaden) innerhalb eines Jahres gegeben haben.Und weiter hieß es: Glücklicherweise sei diese Zahl nicht erreicht worden. Unbestritten sei aber, dass es die erwähnten Unfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit gegeben habe.
Zumindest Verständnis hätten sie erwartet. „Dass aber so rein abwehrend und abblockend mit Belangen der Einwohner von Essen umgegangen wird, hätten wir nie für möglich gehalten“, sagt der 44-Jährige. Ob Stadt, Politik oder Oberbürgermeister, manche Antworten seien mehr als ärgerlich, wenn etwa auf Statistiken verwiesen werde, statt die Gefahr ernst zu nehmen. „Solch eine Abwehr zu erleben, wenn auf Missstände aufmerksam gemacht wird und es teils um Menschenleben geht, ist unbegreiflich.“
Dabei ist genau an dieser Stelle schon einiges passiert. „2019 und 2020 wurden dort insgesamt drei Mal im gesamten Kurvenverlauf vorhandene Masten erneuert oder repariert“, hat die Stadt zur Unfallhäufigkeit formuliert, das allerdings gleich mit nicht angepasstem Tempo nur weniger Verkehrsteilnehmer begründet.
„Es sei traurig, dass man auch hier scheinbar nichts gelernt hat“, bedauern die Nachbarn. Sie geben zu bedenken, dass vielleicht nicht jeder Unfallbeteiligte gleich die Polizei rufe. Und Beinahe-Unfälle in kritischen Situationen, die sie häufig beobachteten, landeten zudem in keiner Polizeistatistik, argumentierten sie bereits. Und sie bleiben dabei: „Hier muss gehandelt werden.“ Möglicherweise passiere das tatsächlich, wenn die Heisinger Straße neu gestaltet werde - das bleibt ihre Hoffnung.