Essen-Bredeney. Die Etuf-Golfanlage wurde beim Hochwasser kaum beschädigt. Aktive spenden deshalb für Flutopfer. Warum sie vom Image des Elitesports weg wollen.
Viel Glück hatten die Golfer des Etuf bei der Flutkatastrophe im Juli. Obwohl ihr Gelände bis zum Baldeneysee reicht, richtete das Hochwasser kaum Schäden an der Anlage an. Angesichts der massiven Zerstörungen anderswo in Essen wollen die Golfer helfen – und gleichzeitig dem Image des Elitesports entgegenwirken.
„Bei uns waren zum Glück nur zwei Bahnen überschwemmt, einige Hindernisse, so genannte Bunker, müssen repariert werden“, sagt Wolfgang Kaerger, Spielführer der Etuf-Golfsenioren. Die organisierten mit der Damengruppe zusammen ein Turnier für die Flutopfer. Startgelder und Spenden in Höhe von 3400 Euro kamen zusammen. Die Sparkasse Essen verdoppelt den Betrag im Rahmen ihrer Spendenaktion „Gut für Essen“, so dass insgesamt 6800 Euro zur Verfügung stehen. Soziales Engagement gehört für die Golfer dazu: Bereits seit Jahren engagieren sie sich für die Notaufnahmestelle Spatzennest des Kinderschutzbundes.
Etuf-Golfer wollen Flutopfern in Essen mit dem erspielten Geld helfen
44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich am Turnier. „Wir sind besonders daran interessiert, dass den von der Flut betroffenen Essener Sportvereinen geholfen wird“, sagt Peter Weber, Präsident der Golf-Riege. Ein von den deutschen Olympia-Golfern signiertes Trikot soll noch für wohltätige Zwecke versteigert werden.
Die Golf-Riege des Etuf wurde 1962 gegründet und hat rund 520 Mitglieder, davon 150 bis 200 Aktive. Die Mitglieder im Alter von acht und 94 Jahren bespielen die idyllisch am Ufer des Baldeneysees gelegene Neun-Loch-Anlage. Das Image des Elitesport wolle man hinter sich lassen. „Wir sind ein sehr familienfreundlicher Golfclub“, erklärt Peter Weber.
Die kleine Anlage am Baldeneysee ist auch für Kinder und Senioren gut geeignet
Das liege unter anderem an der recht kleinen Anlage. Mit neun Bahnen sei sie zwar nicht bundesligatauglich, habe aber den Vorteil, dass man in zwei bis zweieinhalb Stunden eine Runde schaffe und nicht wie auf großen Plätzen mit 18 Löchern vier Stunden und mehr brauche. „Bei uns kann man auch mal nach Feierabend noch eine Runde spielen.“ Erweiterbar sei die Etuf-Anlage aufgrund ihrer Lage zwischen Wald und Baldeneysee nicht, dafür sei der Platz recht flach und damit auch für Kinder und Senioren gut geeignet.
Der Verein Etuf besteht aus sieben Riegen
Der Etuf (Essener Turn- und Fechtklub) besteht aus insgesamt sieben Riegen. Der Verein ist in den olympischen Sportarten Golf, Tennis, Hockey, Rudern, Fechten, Segeln und Turnen aktiv.
Die Riegen sind durchlässig, so dass Sportler einer Riege auch Angebote der anderen nutzen können und sich die Riegen gegenseitig mitfinanzieren, was besonders für die Sportarten wichtig ist, die teurere Sportgeräte und Trainingsmöglichkeiten brauchen.
Man betreibe den Sport ernsthaft, pflege aber auch die Geselligkeit. Die Vereinsgastronomie und die gesamte Anlage seien Treffpunkt für alle Generationen. „Hier spielen nicht nur Konzernchefs, sondern Aktive unterschiedlichster Berufsgruppen“, betont Seniorenspielführer Wolfgang Kaerger. Natürlich sei Golf keine preiswerte Sportart, erläutert Etuf-Sprecher Jens Wachowitz. Das resultiere beispielsweise aus dem hohen Pflegeaufwand, den eine rund 17 Hektar große Fläche nun mal benötige. Allein elf Mitarbeiter, teils in Teilzeit, seien mit der Pflege des Grüns an der Freiherr-vom-Stein-Straße beschäftigt. „Wir bemühen uns, die Anlage vogel- und insektenfreundlich zu gestalten und führen auch immer wieder Baumpflanzaktionen durch“, ergänzt der Vorsitzende.
Wer außerhalb der Trainingszeiten der einzelnen Gruppen spielen will, bucht sich Abschlagzeiten über eine Handy-App. Gebucht werden kann im Zehn-Minuten-Takt, gespielt wird bis zum Einbruch der Dunkelheit. Pro Gruppe sind vier Personen zugelassen. „Ganz wichtig ist, dass man die Platzreife-Prüfung abgelegt hat. Es gibt im Golf eine Sicherheitsetikette, die unbedingt eingehalten werden muss, denn der kleine, sehr harte Ball, der bei entsprechenden Schlägen eine hohe Geschwindigkeit erreicht, ist sehr gefährlich. Da muss man sich an bestimmte Regeln halten“, so Hans Wilhelm Stremmel, Kapitän der Golfsenioren.
Auch Mitglieder über 90 Jahre gehören zu den Seniorengolfern
Neue Mitglieder, auch aus anderen Riegen des Vereins, seien willkommen. Gespielt wird von Ostern bis zum Martinsgansturnier im November. Danach hat das Sommergrün Zeit zur Erholung. Es gibt aber auch Bahnen, die im Winter bespielt werden können. „Wenn es im Winter zu feucht ist, spielen wir nicht. Und bei Schnee wird es schwierig, da sinkt der Ball ein“, sagt Peter Weber und lacht. Golfspielen könne man in jedem Alter, so seien sechs der 52 Seniorengolfer, die sich einmal pro Woche zum Turnier treffen, über 90.