Essen-Bredeney. . Der historische Ruderkasten des Etuf wirkt nicht nur nostalgisch, er kommt auch ohne digitale Technik aus. Sportler nutzen ihn immer noch gern.
Der Essener Turn- und Fechtklub (Etuf) ist ein moderner, leistungsorientierter Verein mit ebensolchen Trainingsanlagen. Um so größer ist die Überraschung, wenn man in den Keller hinabsteigt – und sich beim Anblick des historischen Ruderkastens plötzlich in eine ganz andere Zeit versetzt sieht. Das Trainingsbecken mit fest installierten Rollsitzen und einem Wasserumlauf lässt jeglichen Komfort vermissen, von digitalen Messinstrumenten ganz zu schweigen. Dennoch wird der Ruderkasten nach wie vor gern zum Training genutzt – als Ergänzung zu den modernen Ruder-Ergometern im Kraftraum nebenan.
Vor 50 Jahren quälten sich die Aktiven beim Training
Wie lange es den Ruderkasten genau gibt, wissen weder Etuf-Geschäftsführer Jens Wachowitz noch die Aktiven. „Auf jeden Fall war er schon vor dem Krieg da und wurde danach wieder hergerichtet“, sind sich die „alten Herren“ der Ruderriege einig. „Das Ganze ist vor allem anstrengend. Hier sind wir schon vor 50 Jahren gequält worden“, erinnert sich Dieter Hohm mit ziemlich gemischten Gefühlen an die im Ruderkasten verbrachten Stunden. Der Ruderkasten soll sich schon im alten Vereinsheim am Ruhrufer befunden haben. Die Ruderriege des 1884 gegründeten Vereins wurde nämlich 1899 ins Leben gerufen, gerudert wurde damals auf der Ruhr, den Baldeneysee gab es noch nicht. Heute hat die Ruderriege 240 Mitglieder.
Das Wasser im Umlauf werde gelegentlich abgelassen und erneuert, ein Teil verdunste. Platz bietet das historische Trainingsboot für sieben Ruderer.
Sinnvoll sei das Training im Kasten allemal, auch wenn es zum Beispiel keine elektronische Messung der Wasserverdrängung gebe. Immerhin könne man die korrekte Ausführung der Bewegungen mit Hilfe eines Spiegels kontrollieren.
Die uralte Technik ist trotzdem gut durchdacht
„Der Kasten basiert auf einer uralten Technik, ist aber gut durchdacht. Da kannst du eine Strömung wie im Wildbach erreichen“, schwärmt Ruderriegen-Urgestein Helmut Gerds (77), der als Bootsbauer einen ganz besonderen Blick auf die Technik hat. Das alte Schätzchen sei ziemlich praktisch: Man könne die Sitze umdrehen, so dass die andere Seite trainiert werde.„Man kann den Siebensitzer auch zu weniger Leuten nutzen, aber dann muss man andere Riemen nehmen, sonst schafft man das nicht“, so Dieter Hohm.
„Gerade für das Wintertraining ist der Ruderkasten wichtig“, erklärt Geschäftsführer Jens Wachowitz. In der Halle seien Wind und Kälte, Wellengang und früh einsetzende Dunkelheit gleichgültig. „Auch für Anfänger ist das Becken perfekt, weil hier nicht die Gefahr des Kenterns besteht“, verweist Jens Wachowitz auf die bald startenden Ruder-Schnupperkurse.
Das Ruderbecken ist Treffpunkt für Jung und Alt
Dass der alte Ruderkasten noch immer genutzt werde, spreche für das Traditionsbewusstsein der Etuf-Ruderer. Viele wissen ihn aber auch als Treffpunkt von Jung und Alt zu schätzen. „Wenn wir nebenan im Fitnessraum sind, kommen wir ja am Ruderkasten vorbei. Da ergibt sich immer mal ein Gespräch“, sagt Mareike Adams. Die 28-Jährige gehört als Siebte im Doppelzweier bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 zu den erfolgreichsten Ruderinnen des Vereins. Sie sitzt ebenfalls gelegentlich im Kasten, wie auch Henning Sproßmann, der dreifache Deutsche Meister von 2018.
Die neuen Ruder-Schnupperkurse beim Etuf beginnen am 13. und 15. November. Die jeweils zehn Einheiten finden dienstags und donnerstags ab 19 Uhr statt.
Gerudert wird dabei im historischen Ruderkasten. Dort ist die Platzzahl auf sieben begrenzt. Teilnehmen könne Ruder-Einsteiger ab 16 Jahren, auch Nicht-Vereinsmitglieder. Die Kurse kosten jeweils 120 Euro.Anmeldung per E-Mail unter etuf@etuf.de .