Essen. Corona hat viele Selbstständige offenbar nicht abgeschreckt. Die Nachfrage nach Büros im Triple Z ist ungebrochen, wie diese Neuzugänge zeigen.
Markus Thommessen hat, wie er sagt, einen Luftsprung gemacht, als die Zusage aus dem Gründerzentrum Triple Z kam. Vor zwei Wochen hat er sein Büro in der ehemaligen Maschinenhalle des alten Zechengebäudes an der Katernberger Straße bezogen. Von hier aus wird der Kommunikationsdesigner nun sein junges Unternehmen Kopfgold vorantreiben.
Im März 2020 hatte sich Markus Thommessen selbstständig gemacht und anschließend selbst erlebt, „wie heiß umkämpft“ der Markt in Essen gerade für kleine attraktive Büroräume ist. Und wie distanziert und geschäftsmäßig Vermieter und Makler agieren. „Im Triple Z war das anders. Da habe ich mich sofort gewollt gefühlt“, erzählt er.
Der Gründer lobt dort nicht nur die günstigen Mietpreise, „die mir sehr entgegenkommen“. Er schätzt auch das Netzwerk mit anderen Start-ups, das das Triple Z bietet. „Das ist ein großartiger Mix hier.“
Triple Z Essen zählt 28 Neuzugänge
Wie das Beispiel von Markus Thommessen zeigt: Das Triple Z hat sich in den 25 Jahren seines Bestehens zu einer beliebten Adresse für Start-ups entwickelt. Das Gründerzentrum mit seinen rund 90 Mietern ist nahezu ausgebucht. Viele Anfragen junger Unternehmen muss Zentrumsleiter Stefan Kaul daher ablehnen. Daran hat auch Corona nichts geändert. „Es hat sowohl 2020 wie auch bislang in 2021 keinen Abbruch gegeben“, berichtete Kaul am Freitag auf der Hauptversammlung der Triple Z AG.
Von Anfang 2020 bis heute gab es im Gründerzentrum 28 Neuzugänge von Start-ups. Das seien mehr Zuzüge als in Vor-Corona-Zeiten, sagt Kaul. Im gleichen Zeitraum wiederum zogen 17 Unternehmen aus. Das ist in den meisten Fällen auch so gewollt, denn das Triple Z will vor allem eine Starthilfe für junge Firmeninhaber sein und kein Dauervermieter.
Dennoch macht Kaul kein Hehl daraus, dass Corona das eine oder andere Start-up im Triple Z in Schwierigkeiten gebracht hat. In vielen der Fälle seien die Soforthilfen des Bundes überlebensnotwendig gewesen. „Das waren wichtige Stützungsmaßnahmen, die gewirkt haben“, betont Kaul.
Aber auch das Triple Z scheint in dieser Zeit das eine oder andere Auge zugedrückt zu haben, wenn die Miete nicht pünktlich floss. Abzulesen ist das in der Bilanz der Triple Z AG. Der Posten Forderungen ging gegenüber 2019 deutlich in die Höhe, bewegte sich mit 85.000 Euro aber noch auf einem tragbaren Niveau.
Neue Halle im Triple Z schon zu 60 Prozent vermietet
99 Prozent Auslastung erreicht das Gründerzentrum im Norden der Stadt derzeit. 105 Anfragen zählte Kaul allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres. Um der großen Nachfrage besser gerecht zu werden, hatte der Anteilseigner RAG Stiftung im vergangenen Jahr bereits zwei Steigerhäuser erworben. Bis auf zwei, drei Büros seien diese aber auch schon wieder vermietet, machte Kaul deutlich.
Im November dieses Jahres soll nun der große Erweiterungsbau fertig werden: eine 1600 Quadratmeter große Halle. Diese ist ebenfalls schon zu 60 Prozent vermietet. Drei Unternehmen, die bereits im Triple Z sitzen, werden sich dort erweitern: die R(h)eingarnelen, Mpire Trends mit der Modemarke Lookabe und Movido, ein Dienstleister für medizinische Aus- und Weiterbildung. Neu hinzu kommt Asrdo, das mittels Drohnentechnologie Kampfmittel sondiert und Baugründe erkundet.
Wenn die Halle im November eingeweiht wird, dann will das Triple Z seine Geburtstagsfeier zum 25. nachholen. Immer vorausgesetzt, die Corona-Lage lässt dies zu.
Diese Start-ups sind neu im Triple Z (Beispiele):
May Wiese: Das Unternehmen will mit Mystery-Shopping die Verkaufserfolge von Unternehmen verbessern. Das heißt Testkunden kontrollieren in Märkten die Servicequalität. Das Team von Firmengründer Michael May arbeitet für große Unternehmen in den Branchen Automobil, Fitness, Gastronomie, Handel, Telekommunikation, Touristik und Verkehr.
Avantgarde Industrial Service: Max Gertz hat sich mit seiner Avantgarde Industrial Service UG auf digitale Messtechnik und Energieerfassung spezialisiert. Per Funk wird der Verbrauch von Gas, Fernwärme oder Wasser ausgelesen und die Daten anschließend digital aufbereitet. „Wir alle kennen komplizierte Heizkostenabrechnungen, die niemand richtig versteht – dagegen wollen wir etwas tun“, erklärt Max Gertz in einem Triple-Z-Interview.
Unigy: Das Unternehmen unterstützt Energiehersteller und -versorger, beste Preise beim Kauf oder Verkauf von Energie zu erzielen. Es setzt dabei Algorithmus basierter Programmen und künstliche Intelligenz.
Greenbomb: Das Modelabel steht für urbanen Trendstyle – aber nachhaltig. Es vertreibt fair und umweltschonend produzierte Textilien. In Essen designt Greenbomb Motive, die auf T-Shirts, Hoodies, Postern und Geschirrtüchern landen.