Essen. Die Freibadsaison läuft in Essen besser als 2020, doch im Vergleich zu früher ist der Besucherrückgang drastisch. Das liegt nicht nur am Wetter.
Wer in den vergangenen Wochen das Grugabad besucht hat, konnte dort praktisch zu jeder Tageszeit in Ruhe seine Bahnen ziehen: Richtig voll ist Essens größtes Freibad in den eher kühlen Augusttagen nie. Und trotz des Gratiseintritts für Kinder bis zehn Jahren war auch der Zuspruch der jungen Besucher mäßig, zumal der Sprungturm schon in der zweiten Saison gesperrt blieb. In den anderen Freibädern sieht es ähnlich aus. Die Stadt zieht trotzdem eine verhalten positive Zwischenbilanz der Freibadsaison: Im Vergleich zu 2020 lief sie gar nicht so schlecht.
Wegfall der Mittagspause hat sich positiv ausgewirkt
Wie schon im Vorjahr begann diese Saison coronabedingt erst in der dritten Mai-Woche und wieder sind nur vier Freibäder geöffnet: Wegen des hohen Aufwands mit Datenerfassung, maximalen Besucherzahlen und Hygieneregeln meldete der Schwimmverein Steele 11 sein kleines Bad erneut von vornherein ab. In den anderen vier Freibädern wurden bis Mitte August 136.338 Badegäste gezählt. Im gleichen Zeitraum wurden im Vorjahr nur 94.067 Gäste verzeichnet. Sprich: Aktuell gebe es ein Besucherplus von 44 Prozent im Vergleich zu 2020. „Aufgrund der durchgehenden Öffnungszeiten ohne Mittagspause und des sehr warmen, aber kurzen Frühsommers hat sich insgesamt eine positive Entwicklung abgezeichnet“, resümieren die Sport- und Bäderbetriebe.
Der Blick auf die Besucherzahlen in den Vor-Corona-Jahren zeigt allerdings ein anderes Bild: 2019 kamen noch rund 380.000 Badegäste in die fünf Essener Freibäder, in der Rekordsaison 2019 waren es rund 490.000. Im Vergleich dazu sind die aktuellen Zahlen äußerst niedrig. Offenbar schreckt die Kombination aus Corona-Regeln und kühlem Sommer viele Badegäste ab. Die coronabedingten Höchstbesucherzahlen wurden jedenfalls nur an acht heißen Tagen erreicht: Sieben lagen in der zweiten Juni-Hälfte, dazu kam der 18. Juli. Danach habe „die unbeständige Wetterlage insbesondere in den Sommerferien dazu beitragen, dass wieder weniger Besucher und Besucherinnen als erwartet in die Bäder kamen“, erklärt die Stadt.
So erlebte es auch Josha Westkamp vom Verein Ruwa Dellwig, der das Freibad Hesse betreibt: „Gleich im Juni haben wir die maximale Zahl von gleichzeitig 1000 Besuchern auf dem Gelände an mehreren Tagen in Folge erreicht.“ Obwohl da noch die strenge Regelung galt, dass Badegäste Impf- oder Testnachweis vorlegen mussten. „Als die Corona-Einschränkungen dann fielen, wurde das Wetter schlecht.“ Die Gäste blieben weg. Der Verein könne froh sein, dass er in der bereits schwierigen Saison 2020 einen außerordentlichen Betriebskostenzuschuss von der Stadt erhalten habe und darauf erneut hoffen dürfe; auch habe es von Bund und Land Corona-Ausgleichsmittel gegeben.
Sommerschwimmkurse waren begehrt
Als Erfolg wertet Westkamp die Sommerschwimmkurse für Kinder: „Die 90 Plätze hätte ich zweimal vergeben können.“ Nun hoffe er auf guten Zuspruch beim Familientag am 29. August, dann könne die Saison Anfang September ausklingen. Auch die drei städtischen Freibäder sollen noch so lange geöffnet bleiben: „Wir hoffen noch auf einen beständigen Schönwetterspätsommer“, sagen die Sport- und Bäderbetriebe.
In der Rekordsaison 2018 kamen fast 500.000 Badegäste
Schon die Freibadsaison 2020 startete coronabedingt verspätet am 21. Mai und zunächst nur im Grugabad. Die Kombibäder Oststadt und Kettwig sowie das Freibad Dellwig (Hesse) folgten, das Freibad Steele 11 blieb geschlossen. Die Saison endete am 20. September, bis dahin hatten die vier Freibäder zusammen 139.223 Badegäste.Zum Vergleich: In der Saison 2019 zählten alle fünf Essener Freibäder von Anfang Mai bis Anfang Oktober 382.081 Badegäste. 2018 waren es in einer zwei Wochen kürzeren Rekordsaison sogar 493.476 Badegäste. In der aktuell laufenden Saison sind bisher 136.338 Badegäste gekommen. Grugabad: 51.535; Kettwig: 45.048; Oststadt: 25.935 und Dellwig: 13.820.
Die Sommerferien seien eher mittelprächtig ausgefallen. Das Angebot, umsonst schwimmen zu gehen, hätten 13.100 Kinder bis zehn Jahren wahrgenommen. Dass dabei gerade das Grugabad „weniger frequentiert“ wurde, könne auch daran liegen, dass der Sprungturm erneut gesperrt blieb. „Viele der Jugendlichen haben daher das Alternativangebot im Schwimmzentrum Kettwig genutzt, was auch die Besucherstatistik widerspiegelt“, teilt die Stadt mit.
Sprungturm im Grugabad soll 2022 repariert sein
Die Reparatur der Fenster am Sprungturm habe noch nicht einmal begonnen, weil die Auftragsvergabe gescheitert sei: „Die bisherigen Vergabeverfahren mussten wegen fehlender Angebote aufgehoben werden.“ Nun wolle man die Reparatur „auf Basis einer freihändigen Vergabe mit einer einfachen Angebotseinholung“ umsetzen. Geschätzte Kosten: etwa 70.000 Euro. Zum Saisonstart im nächsten Jahr sollen die Fenster fertiggestellt sein. Bei weiteren Sanierungsmaßnahmen auf der oberen Badeplatte habe man einen Termin fest im Blick: Im Jahr 2025 soll die Sprunganlage für die Turmsprung-Wettkämpfe der Universiade genutzt werden.