Essen. Essen hat in Sachen Photovoltaik erheblichen Nachholbedarf. Wie die Stadt mit einer neuen Förderung nun Anreize schaffen möchte.

In Sachen Photovoltaik hat Essen noch erheblichen Nachholbedarf. Um auch im Vergleich zu den Nachbarstädten aufzuholen, hat der Stadtrat im Juni die Weichen für eine „Solar-Offensive“ gestellt. Das Ziel: Die Zahl an Photovoltaik-Anlagen soll binnen vier Jahren nahezu verdoppelt werden. Um Privatpersonen und Unternehmen in der Stadt Anreize zu geben, hat der Umweltausschuss jetzt eine Photovoltaik-Förderrichtlinie beschlossen.

Als Leiter der Grüne Hauptstadt Agentur Essen ist Kai Lipsius gleichzeitig Klimaschutzschutzbeauftragter der Stadt. Aus Essens Nachholbedarf macht er kein Hehl. „Photovoltaik ist ein wesentlicher Bestandteil des Klimaschutzes und ohne den Ausbau von Photovoltaik wird Essen die Klimaziele nicht erreichen.“

Ende 2020 waren in Essen 2365 Photovoltaikanlagen gemeldet

Die statistische Erfassung von Photovoltaik in Essen ist relativ einfach, denn jede Anlage muss der Bundesnetzagentur gemeldet werden. Danach waren Ende des vergangenen Jahres 2365 Solarstromanlagen in Betrieb. Sie erzeugen eine Strommenge, die rund 6000 Vier-Personen-Haushalte verbrauchen. Zum Vergleich: Die „Innovation City“ Bottrop hat weitaus mehr Anlagen auf ihren Dächern.

Ist die Essener Solar-Offensive erfolgreich, so das Kalkül, dann könnten dank der Vier-Jahres-Förderung jedes Jahr 550 Anlagen hinzukommen, macht unterm Strich ein Plus von 2200.

Wichtiger Adressat des Förderprogramms sind private Haushalte. Eine Modellrechnung: Wer sich eine Anlage mit einer Leistung von sechs Kilowatt-peak (kWp) anschaffe, müsse Kosten von rund 9000 Euro (inklusive Montage und Mehrwertsteuer) einkalkulieren. Die ab dem 1. Januar 2022 gültige Förderrichtlinie sehe einen städtischen Zuschuss von 1000 Euro vor – das sind umgerechnet 11 Prozent der Anschaffungskosten. „Wir wollen Anreize geben und die Anschaffung einer Photovoltaikanlage wirtschaftlicher machen“, so Kai Lipsius.

Förderprogramm läuft am 1. Januar 2022 an – Anträge an Grüne Hauptstadt Agentur

Wenn der Stadtrat abschließend am 25. August grünes Licht für die „Solar-Offensive“ gibt, soll das Förderprogramm am 1. Januar 2022 starten. Fördermittel können dann bei der Grünen Hauptstadt Agentur beantragt werden.

Die Förderhöhe ist gestaffelt nach der Leistung der jeweiligen Photovoltaikanlagen: 500 Euro Förderung gibt es für Anlagen mit 1 bis 2 kWp; 750 Euro über 2 bis 5 kWp; 1000 Euro 5 bis 10 kWp und 100 Euro je angefangener kWp bei 10 bis 40 kWp. Für solarthermische Anlagen gibt es pauschal 750 Euro Förderung bei Warmwasserbereitung und 1000 Euro pauschal für Warmwasserbereitung und Heizung.

Besonders belohnt die Stadt die Kombination von Photovoltaik und Gründach. Pro kWp-Leistung gibt’s einen Bonus von 100 Euro.

Einen weiteren Bonus gibt es für die Umsetzung eines Mieterstromkonzepts für Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern. Bei Neubauten gibt die Stadt Fördermittel von 100 Euro pro versorgbarer Wohneinheit, bei älteren Mehrfamilienhäusern (Bestand) gibt es 400 Euro Förderung pro versorgbarer Wohneinheit.

Grundsätzlich gestalte sich die Installation von Photovoltaik auf den Dächern von Mehrfamilienhäusern in der „Mieterstadt Essen“ schwieriger, so Lipsius. Denn ein Hauseigentümer könne zwar eine Photovoltaikanlage anschaffen und installieren, aber von seinen Mietern dürfe er nicht verlangen, dass sie sich von ihm mit Strom beliefern lassen.