Essen. Die Stadt Essen strebt mehr Solaranlagen auf ihren Immobilien an. Davon profitieren sollen auch Allbau-Mieter.
Die Stadt Essen holt sich die Sonne ins Haus: Für die Installation von Solaranlagen wird die Stadt auf Initiative von SPD, CDU und Grünen ein Kataster über sämtliche Dächer ihrer Immobilien und der ihrer Tochtergesellschaften erstellen. Ziel ist es, den Anteil an umweltfreundlichen Energieträgern bei der Stromgewinnung zu erhöhen.
Den Anstoß für die politische Initiative lieferte das Essener Bürgerbündnis (EBB) mit einem eigenen Antrag an den Rat der Stadt und dessen Fachausschüsse. Das EBB sah für die Stadt Essen nicht nur eine Chance, die Öko-Bilanz zu verbessern und nebenbei auch etwas für das Image zu tun. Nach Überzeugung des Bürgerbündnisses könnte die Stadt erhebliche Einnahmen erzielen, indem sie Dachflächen an Betreiber von Photovoltaikanlagen verpachtet. „Da wäre Musik drin“, sagt EBB-Fraktionschef Kai Hemsteeg.
Die Stadt Essen will mit Solaranlagen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten
In einer Modellrechnung, der die Dachflächen von 150 städtischen Sporthallen und 180 Schulen zugrunde liegt, kommt das EBB auf Pachteinnahmen in Höhe von 6,6 Millionen Euro über einen Zeitraum von 20 Jahren. Und das sei konservativ gerechnet, wie Hemsteeg betont.
SPD, CDU und Grüne mochten sich dem nicht anschließen, fanden die Idee eines Dachkatasters aber so gut, dass sie einen eigenen Vorschlag zur Abstimmung vorlegten. Als letzter der zu beteiligen Fachausschüsse stimmte der städtische Planungsausschuss zu. Die Zielrichtung ist eine andere als die des EBB: „Wir wollen mit unseren Dächern kein Geld verdienen. Wir wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagt Essens Umweltdezernentin Simone Raskob.
Genossenschaften betreiben auf städtischen Immobilien 26 Solaranlagen
Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Essen bereits Dächer für 26 Solaranlagen an Genossenschaften verpachtet. Laut Raskob für eine symbolische Pacht. Das Interesse, sich an Bürgersolaranlagen zu beteiligen, sei anfangs groß gewesen. Seit der Gesetzgeber aber die Einspeisevergütung für Solarstrom gesenkt hat, sei nur noch eine einzige Anlage hinzu gekommen.
Nun tun sich aber offenbar neue Geschäftsfelder auf. Es geht um so genannten Mieterstrom. Um Strom, der von Solaranlagen auf dem Dach eines Hauses erzeugt und ohne Umwege übers Stromnetz direkt im Gebäude verbraucht wird. Stadtwerke in Berlin, Bielefeld, Köln und weiteren Städten sind in dieses Geschäft bereits eingestiegen. Weiter dürften folgen. Hat die Bundesregierung doch angekündigt, dass Mieterstrommodelle künftig noch attraktiver werden sollen.
Die Mehrheit im Rat will dieses Geschäft nicht nur privaten Anbietern überlassen. Erster Ansprechpartner sind die Stadtwerke Essen, die eine „Photovoltaik-Initiative“ angekündigt haben. Eine Zusammenarbeit mit dem Allbau, dessen Mieter unmittelbar vom Ausbau des Solarstroms profitieren würde, böte sich an, heißt es.