Essen-Haarzopf. Peter van der Mark aus Haarzopf ist bei den Schlepper-Freunden Ruhrtal aktiv. Warum ihn die Leidenschaft für alte Landmaschinen gepackt hat.

Wenn sie vorbeiknattern, sind ihnen neugierig-bewundernde Blicke gewiss: alte, liebevoll restaurierte Traktoren, die heute nicht mehr auf dem Feld eingesetzt werden, sondern nur noch zu Ausfahrten genutzt werden. Sie sind der ganze Stolz ihrer Besitzer, die sich zu den Schlepper-Freunden Ruhrtal Essen zusammengeschlossen haben. Einer von ihnen ist Peter van der Mark aus Essen-Haarzopf. Warum ihn Trecker so faszinieren.

Peter van der Mark ist Ur-Haarzopfer und engagiert sich im dortigen Bürgerverein, organisiert üblicherweise das Haarzopfer Sommerfest mit, das in diesem Jahr zum zweiten Mal coronabedingt ausfällt. Der 67-Jährige war bis zur Rente als Masseur tätig. Seit Jahren begeistert er sich zudem für alte Landmaschinen und hat bei der Schlepper-Gemeinschaft Gleichgesinnte gefunden.

Schlepper-Freunde Ruhrtal treffen sich regelmäßig zu Ausfahrten mit den Traktoren

Die Schlepper-Freunde Ruhrtal sind ein loser Zusammenschluss von Trecker-Freunden, die sich im Sommer regelmäßig zu Ausfahrten und Präsentationen ihrer Fahrzeuge treffen. Landwirte sind die wenigsten von ihnen. Es sind eher Männer (und eine Frau), die sich ihren Kindheitstraum vom Traktor-Fahren erfüllen und den für die heutige Landwirtschaft nicht mehr leistungsfähigen Maschinen zu einem zweiten Leben verhelfen.

Bei schönem Wetter fahren die Traktor-Fans der Schlepper-Freunde Ruhrtal gemeinsam aus und pflegen die Geselligkeit.
Bei schönem Wetter fahren die Traktor-Fans der Schlepper-Freunde Ruhrtal gemeinsam aus und pflegen die Geselligkeit. © Unbekannt | Hermann Lohmann

Peter van der Mark fährt nicht nur spazieren, sondern nutzt alte Traktoren auch für die Haarzopfer Bürger. „Den Rasen im Bürgerpark, um den ich mich ehrenamtlich mit kümmere, mähe ich schon mal mit dem Trecker“, sagt er und lacht. Eine weite Anfahrt hat er nicht. Sein Haus und die Garage, in der er oft stundenlang schraubt und lackiert, liegen ganz in der Nähe des Parks.

„Meine Begeisterung für Trecker hat sich seit den 1990er Jahren immer weiter entwickelt. Damals habe ich sechs Jahre lang mit einer Samba-Truppe am Rosenmontagszug teilgenommen. Dafür habe ich mir damals den ersten Traktor gekauft, um einen Hänger zu ziehen“, erinnert sich van der Mark. Mit 23 Metern habe er damals das längste Gefährt des Zuges gehabt.

Haarzopfer steckt viel Arbeit in die alten Landmaschinen

Die Begeisterung für den Karneval erlosch, die für alte Trecker wuchs über die Jahrzehnte. Und so kaufte er sich im Januar erstmals ein richtig altes Schätzchen im stark heruntergekommenen Zustand, nahm es in monatelanger Arbeit komplett auseinander und restaurierte es in der Garage. „Wenn ich so etwas mache, dann auch richtig“, sagt Peter van der Mark und zeigt stolz seinen glänzend rot lackierten IHC 644, ein amerikanisches, aber in Neuss produziertes Modell von 1975 mit 60 PS.

Hermann Lohmann, Gerd Scheidt und Peter van der Mark (v.l.) basteln an einem alten Traktor P217 von Porsche, Baujahr 1961.
Hermann Lohmann, Gerd Scheidt und Peter van der Mark (v.l.) basteln an einem alten Traktor P217 von Porsche, Baujahr 1961. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Bei den Ausfahrten muss er immer hinten fahren, sonst versperrt er den anderen die Sicht“, sagt Hermann Lohmann und lacht. Der 62-Jährige aus Hösel stammt vom Bauernhof und ist den Schlepper-Freunden Ruhrtal privat wie (neben-)beruflich verbunden. Der selbstständige Maschinenbauer hat einen Ersatzteilservice und vertreibt auch Teile für die alten Schätzchen.

Früher waren alte Schlepper preiswert zu haben

„Eigentlich bekommt man noch Ersatz, aber bei den Blechteilen wird es manchmal schwierig und geht ins Geld“, sagt Peter van der Mark. Apropos Geld: Früher habe man die ausgemusterten Schätzchen, die irgendwo im Gebüsch oder Schuppen vergammelten, den Bauern noch für kleines Geld abkaufen können. „Jetzt wissen sie, was sie dafür bekommen können“, erklärt der Haarzopfer, der für seinen roten Trecker 4500 Euro bezahlt hat.

Die Trecker-Restaurierung ist ein zeitaufwendiges Hobby

Allein in Haarzopf gibt es eine Handvoll Trecker-Fans, die bei den Schlepper-Freunden aktiv sind, wie Peter van der Mark berichtet.Der Rentner verbringt oft ganze Tage oder Wochenenden mit dem Traktor in der Garage. „Zum Glück hat meine Frau Verständnis dafür und die Schwiegersöhne teilen die Begeisterung für das Hobby“, sagt er.

Jetzt, nach der Restaurierung, sei er locker 10.000 bis 15.000 Euro wert. Was van der Mark aber nicht wirklich interessiert, denn abgeben will er sein frisch hergerichtetes Gefährt auf keinen Fall. Wie viel Zeit er genau in die Restaurierung gesteckt hat, habe er nicht nachgehalten, aber 500 Stunden seien es bestimmt. Ein zeitaufwendiges Hobby, 1000 bis 2000 Stunden für eine Vollrestaurierung seien keine Seltenheit.

Restaurierung der Trecker ist körperlich schwere Arbeit

Van der Mark hat das Dach des Traktors entfernt, Kupplung, Bremsen und Scheinwerfer erneuert, das Gefährt abgeschliffen, entrostet und neu lackiert beziehungsweise die großflächigen, glatten Teile in der Lackiererei arbeiten lassen. „Es soll ja schließlich gut aussehen“, sagt der handwerklich interessierte Haarzopfer, der auch schon ein komplettes Wohnmobil in vier Monaten selbst ausgebaut hat. So eine Traktor-Restaurierung sei schon anstrengend, „die Teile sind schwer wie Blei“, sagt er und das glaubt man ihm beim Blick auf die dicken Hinterreifen sofort.

Der Kreis der Schlepper-Freunde, zu dem sich vor Jahren mehrere Gruppen von Traktor-Fans zusammenschlossen haben, ist inzwischen auf rund 30 Leute gewachsen. „Bei den Ausfahrten sind mal mehr, mal weniger dabei. Natürlich nehmen wir auch unsere Frauen, Familie und Freunde mit. Aber meiner Frau reicht es nach einer Fünf-Stunden-Tour auf dem ungefederten Beifahrersitz meist erst mal wieder, das gibt nämlich richtig Muskelkater“, schmunzelt van der Mark.

Teilnehmer der Fahrten genießen die langsame Art der Fortbewegung

Man verabrede sich per Whatsapp oder Internet, vereinbare einen Treffpunkt und unternehme dann mehrstündige Fahrten von rund 50 Kilometern. Es gebe auch Leute, die mit Traktoren über die Alpen oder zum Nordkap führen, aber das müsse nicht sein. „Bei den Ausfahrten entdeckt man den Genuss der Langsamkeit, wenn man mit 20, 30 Stundenkilometern oder weniger, je nachdem, wie schnell der Schwächste fahren kann, unterwegs ist und die Landschaft genießt“, erklärt der 67-Jährige, der das Ski- und Motorradfahren zugunsten des Treckerfahrens aufgegeben hat.

Nachwuchs auf dem Traktor: Toni und Nele sitzen auf einem alten Trecker, Typ Fendt Dieselross, von 1954.
Nachwuchs auf dem Traktor: Toni und Nele sitzen auf einem alten Trecker, Typ Fendt Dieselross, von 1954. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Proviant und Regenjacke dürfen nicht fehlen, wenn es zum Beispiel ins Rheinland oder die Elfringhauser Schweiz geht. „Die Leute, die uns sehen, sind oft ganz begeistert und winken, aber einige beschweren sich auch, dass wir den Verkehr aufhalten und die Fahrzeuge stinken. Dabei ist es bei uns Traktoristen ein geflügeltes Wort, dass der Trecker nicht ölt, sondern markiert“, erzählt van der Mark.

Das rote Gefährt wird wohl nicht das letzte sein, das Peter van der Mark wieder zum Leben erweckt. Bei einem Haarzopfer Bauern hat er bereits ein weiteres altes Schätzchen gesehen. . .