Essen-Werden. Weil immer mehr Bankfilialen schließen, bietet die Essener Firma „Claudemus“ eine alternative Aufbewahrung für Wertsachen an. Das ist ihr Konzept.
Die Banken dünnen ihr Filialnetz aus: Verstärkt durch die Pandemie setzen die Geldinstitute aufs Online-Geschäft. Die Kunden müssen nun längere Wege in Kauf nehmen, wollen sie etwas persönlich erledigen – zum Beispiel, um Wertsachen in einem Schließfach zu deponieren. Und auch hier wird das Angebot durch Filialzusammenlegungen rarer. Auf diesem Geschäftsfeld sieht deshalb „Claudemus“ steigenden Bedarf. Das in Essen-Werden ansässige Unternehmen bietet als Alternative zu den etablierten Banken auf seinem Firmengelände Schließfächer an.
„In Essen sind wir die Ersten auf dem Markt“, sagt Inhaber Jörg Möller. Weitere bankenunabhängige Anbieter gibt es nur noch in Hamburg, Köln und Castop-Rauxel. „Der Bedarf ist da und er wird zunehmen. Denn wo sollen die Leute wichtige Unterlagen wie Versicherungspolicen, den Familienschmuck oder dergleichen lassen?“ Nicht zuletzt die Flutkatastrophe habe leider gezeigt, dass bestimmte Wertsachen daheim nicht adäquat gesichert seien.
Das Know-how aus dem Bereich Edelmetalle genutzt
Die Idee zu „Claudemus“ entstand bereits vor eineinhalb Jahren, berichtet Jörg Möller, Geschäftsführer der EMH Holding GmbH, unter deren Dach die Schließfach-Firma angesiedelt ist. EMH ist eine Scheideanstalt für Edelmetalle. Als Dienstleister für Industrie und Gewerbe werden in dem Werdener Betrieb seit dem Jahr 2016 beispielsweise Zahngold und Goldschmuck recycelt. Es entstehen Barren und Granalien, feine Metallkörner, die an weiterverarbeitende Firmen (u.a. für die Automobilindustrie) gegeben werden.
Unter dem EMH-Dach wird aber gleichfalls mit Edelmetallen gehandelt. „Aus diesem Kundenkreis haben wir von dem großen Bedarf an Lagermöglichkeiten erfahren, den Banken immer weniger befriedigen können. Gold ist eine Fluchtwährung, das hat sich gerade zum Beginn der Pandemie wieder gezeigt“, resümiert Möller. Gleichzeitig steige das Sicherheitsbedürfnis der Menschen aufgrund erhöhter Einbrüche und Betrugsfälle. „Deshalb haben wir unser Know-how aus dem Bereich Edelmetalle genutzt, um als Alternative zu den Geldinstituten Schließfächer anzubieten. Und das mit modernster Sicherheitstechnik.“
Einlass nach elektronischem Vier-Augen-Prinzip
Anders als bei Banken bedarf es keiner weiteren Person, um das Schließfach zu öffnen: Das Vier-Augen-Prinzip funktioniert bei „Claudemus“ rein elektronisch. „Mit der EC-Karte und einem Code kommt der Kunde durch die Eingangstür der Anlage“, erläutert Jörg Möller. Eine weitere Codeabfrage an der großen Stahltür zum Schließfachraum entsperrt das persönliche Fach durch die Firma. „Der Kunde beziehungsweise die Kundin nutzt dann den Schlüssel, um das eigene Fach zur Gänze zu öffnen.“
Fünf verschiedene Größen gibt es – von der flachen Variante für Pass, Urkunden, Schmuck und dergleichen bis zur großen Box, in der bequem einige Aktenordner Platz finden. 1062 Fächer bietet das Unternehmen in dem knapp 100 Quadratmeter großen Kellerraum an, der durch eine glänzende Stahl-Optik besticht. Das Ganze wird durch ein bekanntes Sicherheitsunternehmen ständig überwacht. „Nur eine Person darf sich im Raum befinden. Wer etwa von einem Angehörigen begleitet wird, muss das vorher anmelden“, erklärt Möller.
Öffnungszeiten
Das Unternehmen „Claudemus“ sitzt in Werden, Im Löwental 60. Die Schließfächer befinden sich im Keller des Gebäudes, der über einen gesonderten Eingang verfügt. Der Zugang zu den Fächern ist möglich von 8 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr.Informationen zu Schließfachgrößen, Preisen, Versicherungssumme und Mietmodalitäten sind der Homepage www.claudemus.de zu entnehmen.
Der Name „Claudemus“ kommt aus dem Lateinischen
Noch gibt es keinen 24-Stunden-Service. Für denkbar hält Jörg Möller ihn aber in Zukunft auf jeden Fall. Wer etwa ein Exemplar seiner wertvollen Uhrensammlung am Wochenende anlegen möchte, hat immerhin schon jetzt samstags die Möglichkeit, bei „Claudemus“ im Werdener Löwental vorbeizuschauen. „Bei Banken geht das nicht“, hebt der Inhaber hervor. Dass dieser Service ein klein wenig mehr kostet als ein herkömmliches Bankschließfach, sei allerdings auch richtig. „Bei der Preisgestaltung liegen wir aber im Vergleich mit unseren Mitbewerben im Mittelfeld.“
Die Namensfindung sei übrigens aus dem Kreis der Beschäftigten gekommen, sagt Jörg Möller zum Abschluss und klärt die Bedeutung auf: „Claudere heißt im Lateinischen verschließen, einschließen. Claudemus bedeutet: Wir werden einschließen.“