Essen-Altendorf. Um den Ehrenzeller Platz in Essen-Altendorf wieder attraktiver zu machen, startet die Stadt einen Kunstwettbewerb. Die Bürger küren den Gewinner.

Der Ehrenzeller Platz soll schöner und attraktiver für die Menschen in Altendorf werden. Dieses Ziel hat sich die Stadt schon seit Jahren auf die Fahne geschrieben. Ein Plan, der bislang jedoch nicht aufging. Trinkerszene und Razzien von Polizei oder Ausländerbehörde gehören immer wieder zum Erscheinungsbild. Jetzt nimmt man einen neuen Anlauf mittels eines Künstlerwettbewerbs, dessen Gewinner nun mit Hilfe der Bürger gefunden werden sollen.

Vor knapp zehn Jahren investierte die Stadt Essen immerhin 1,59 Millionen Euro, um den Ehrenzeller Platz in Altendorf attraktiver zu gestalten. Damals im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“. Doch die Bemühungen haben bislang nicht gefruchtet – ganz im Gegenteil. Immer wieder sorgte der Ehrenzeller Platz für negative Schlagzeilen: Drogenhandel, Raserszene, Clan-Razzien, dazu aggressives Verhalten der wenigen Besucher, die sich überhaupt auf dem Platz verirren. Und dies sind nur sehr wenige.

Die soziale Kontrolle lässt zu wünschen übrig und nimmt stetig an

Schmierereien, besonders an den Sitzbänken, sorgen für ein Image der Verwahrlosung auf dem Ehrenzeller Markt.  
Schmierereien, besonders an den Sitzbänken, sorgen für ein Image der Verwahrlosung auf dem Ehrenzeller Markt.  

Das Kardinalargument der Menschen vor Ort, den Ehrenzeller Platz zu meiden, ist die fehlende soziale Kontrolle. Die hat zuletzt noch stärker gelitten, seit die Neue Arbeit der Diakonie ihren Radladen und auch ihr Bistro, das vor zehn Jahren eröffnet wurde, aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch wegen personeller Probleme - das Jobcenter verlängerte die Verträge der Mitarbeiter nicht - schließen musste.

Und so fristet der Platz, der eigentlich Mittelpunkt und Verweilort des Stadtteils sein soll, ein karges Dasein. Dieses Dilemma wird auch durch die zwei Markttage in Altendorf nachdrücklich dokumentiert, denn selbst am Samstag verlieren sich nur drei Beschicker auf dem Platz. Das Publikumsinteresse sinkt verständlicherweise stetig. Auch der Versuch, dem Platz durch weitere Aktionen, beispielsweise den Altendorfer Gesundheitstagen, Leben einzuhauchen, scheiterte krachend. Das Interesse ging auch dort nahezu gegen Null.

Der Ehrenzeller Platz macht trotz Umgestaltung einen verwahrlosten Eindruck

Flyer dient als Stimmzettel

Um die Siegerin oder den Sieger des Wettberwerbs zu ermitteln, sind nun die Bürger aus dem Quartier rund um den Ehrenzeller Platz aufgerufen. Diese können ab Mittwoch 4. August, bis einschließlich Sonntag, 15. August, über die Entwürfe der sieben Kulturschaffenden abstimmen und entscheiden, welcher umgesetzt werden soll.

Die Abstimmung erfolgt durch Flyer, welche als Stimmzettel fungieren. Diese werden ab Mittwoch an die umliegenden Anwohnerinnen und Anwohner verteilt und sind im Stadtteilbüro „Treffpunkt Altendorf“, Kopernikusstraße 8, erhältlich.

Die Stimmzettel können bis Sonntag, 15. August, an den folgenden Orten im Briefkasten eingeworfen werden: „Treffpunkt Altendorf“; Stadtteilbüro Blick-Punkt 101, Haus-Berge-Str. 101; Allbau-Punkt, Hüttmannstraße 9; „kreuz&quer“, Schmitzstraße 27.

Der Entwurf mit den meisten Stimmen erhält den Zuschlag. Alle Konzepte und Entwürfe mit Bildern finden Interessierte auf den Bildschirmen am Allbau-Punkt sowie online auf www.essen.de/wettbewerbehrenzellerplatz

Der Platz macht trotz der damals aufwendigen Umgestaltung einen ungepflegten Eindruck. In den Jahren 2011 und 2012 wurden beispielsweise die Rückenflächen der Sitzbänke aus grauem Beton gefertigt. Diese Flächen wurden in der Vergangenheit jedoch Ziel zahlreicher Schmierereien und größere Schriftzüge.

Auch die Kletterwand auf dem Ehrenzeller Platz wurde im November 2012 bei einem Lichterfest eingeweiht. Heute dient sie den Kindern eher als Torwand.
Auch die Kletterwand auf dem Ehrenzeller Platz wurde im November 2012 bei einem Lichterfest eingeweiht. Heute dient sie den Kindern eher als Torwand. © FFS | Christine Holthoff

Bei den Versuchen diese zu entfernen, stieß man schnell an Grenzen. Was dazu führte, dass immer neue Schmierereien auftauchten und dem Platz mittlerweile ein Image der Verwahrlosung einbrachten. Wobei sich auch der Eindruck fehlender sozialer Kontrolle weiter verstärkte.

Sieben Kunstschaffende gaben Entwürfe ab

Diesem Image will die Stadt durch den Künstlerwettbewerb zum Thema „Perspektiven“ nachhaltig entgegenwirken. „Erfahrungen in anderen Städten zeigen, dass künstlerisch gestaltete Flächen seltener mit Graffitis überzogen werden“, lauteten damals die Beweggründe der Stadt. Insgesamt sieben Künstlerinnen und Künstler haben ihre Entwürfe für die Gestaltung der Wände und Betonelemente am Ehrenzeller Platz eingereicht. Nun soll der Sieger mit Hilfe des Bürgervotums ermittelt werden.

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Investiert wird jetzt eine überschaubare Summe: Zur Umsetzung des Entwurfs stehen dem gekürten Kunstschaffenden 8500 Euro zur Verfügung. Der Auftrag beinhaltet die Konzeption, das Material, die Umsetzung des Konzeptes an den Beton-Körpern sowie die Vor- und Nachbereitung. Alle anderen Teilnehmer des Wettbewerbs erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 Euro.

Um den Sieg bewerben sich: Ingo Ahlborn und David Hufschmidt (Demon & Top Notch), Robert Kaller, Marc de Bruijne, Maria Dresar, Pascal Maßbaum, Dieter Sawatzki und Gigo Propaganda.

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Im April 2020 patrouillierten Mitarbeiter der Zentralen Ausländerbehörde am Ehrenzeller Platz. Es war ein Großeinsatz und Razzia der Polizei, Ordnungsamt und ZAB.
Im April 2020 patrouillierten Mitarbeiter der Zentralen Ausländerbehörde am Ehrenzeller Platz. Es war ein Großeinsatz und Razzia der Polizei, Ordnungsamt und ZAB. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska