Essen. Discos dürfen seit zwei Wochen öffnen. Nun schließen sie schon wieder wegen steigender Inzidenz. Ein Stimmungsbild aus dem Essener Club „19 Down“

Erst vor zwei Wochen hat die NRW-Landesregierung Betreibern von Clubs und Diskotheken wieder die Öffnung erlaubt. Bastian Herzogenrath, Betreiber des „19 Down“ in Rüttenscheid, war einer der ersten, der von der Stadt grünes Licht bekam und bereits am vergangen Wochenende wieder an den Start gehen konnte. Rund 150 glückliche Gäste standen auch an diesem Samstag nach fast anderthalbjähriger Partypause zum ersten – und vorerst auch schon wieder zum letzten Mal – auf der Tanzfläche. Weil die Corona-Zahlen wieder steigen, gilt ab Montag landesweit erneut die Inzidenzstufe 1. Clubs und Diskotheken müssen schließen.

„Das reicht jetzt mal. Wir haben lange genug verzichtet“

Essen- Clubs dürfen wieder öffnen – Betreiber winken noch ab Nicht jeder hat an diesem Abend für die Regelungen Verständnis. Edith Materla war seit anderthalb Jahren nicht mehr feiern und genießt die Normalität. „Endlich wieder Leute sehen und ein normales Leben haben“, schreit die 35-Jährige gegen die Masse an. Sie hat für die erneute Schließung kein Verständnis. „Das reicht jetzt mal. Wir haben lange genug verzichtet“, sagt die Besucherin aus Gladbeck. Im Club muss keine Maske getragen werden. Die meisten Besucher stört das nicht. Partygast Ernest Berisha äußert jedoch Bedenken. „Für mich fühlt sich das gar nicht so normal an. Ich habe schon etwas Angst – so viele Leute auf engem Raum“, gibt der 30-jährige Mülheimer zu.

Partygäste vermissen das Tanzen und Feiern

Ordnungsamt und Polizei statteten dem Rüttenscheider Club am Wochenende einen unangekündigten Kontrollbesuch ab.
Ordnungsamt und Polizei statteten dem Rüttenscheider Club am Wochenende einen unangekündigten Kontrollbesuch ab. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Um überhaupt wieder öffnen zu können, hat Clubbetreiber Bastian Herzogenrath nicht nur in neue Lüftungen investiert, sondern auch ein Hygieneschutzkonzept zur Genehmigung bei der Stadt vorlegen müssen. Ordnungsamt und Polizei kommen am Abend dann auch noch einmal unangekündigt zur Kontrolle vorbei, überprüfen erneut Ausweise, Registrierung, Test- oder Impfnachweise, die der Türsteher auch schon am Eingang hat sehen wollen. Im Club stehen an jeder Ecke Desinfektionsständer. Mehrfach am Abend wird die Bar, die Toiletten und alle Oberflächen desinfiziert.

Der Partystimmung tut das an diesem Abend keinen Abbruch. „Wollen wir heute ein bisschen eskalieren?“, fragt der DJ und die Masse beginnt zu grölen und zu tanzen. „Es ist einfach nur toll: laute Musik, Spaß haben, Kopf ausschalten. Wir freuen uns riesig, selbst auf die Fußschmerzen morgen vom Tanzen“, erzählt die 19-Jährige Nele Schönfuß. Besucher Alex Helf geht selten in Diskotheken. „Ich bin ja schon etwas älter. Aber heute wollte ich die einmalige Chance nutzen“, erzählt der 30-Jährige aus Oberhausen. Gerade für die junge Generation findet er es schade, dass die Clubs nach so kurzer Zeit doch wieder schließen müssen. „Ich kann es aber verstehen. Man muss eben nach den Inzidenzwerten gehen.“

Betreiber hat extra investiert und ärgert sich nun über die Schließung

Der Betreiber des „19 Down“ hat dafür mittlerweile kein Verständnis mehr. „Andere dürfen mit 150 Leuten privat feiern ohne Tests und ich darf nicht für 150 Leute öffnen – trotz Hygienekonzept“, sagt Bastian Herzogenrath. Er hat auch extra in eine neue Luftfilteranlage für 20.000 Euro investiert. „Nur deshalb habe ich die Genehmigung von der Stadt bekommen. Manche Diskos konnten ja gar nicht aufmachen“, erzählt der 33-Jährige.

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Auch für seinen zweiten Club, das Solid am Girardethaus, hatte er eine Filteranlage gekauft. Dort will er in nächster Zeit auch renovieren. „Ich pokere jetzt einfach darauf, dass es irgendwie weitergeht.“ Nächste Woche verwandelt sich sein Club dann wieder in ein Nachtcafé. Diese Idee hatte er in der Zwischenzeit als Club-Alternative umgesetzt, um sich wie viele andere Clubbesitzer irgendwie über Wasser zu halten.