Essen-Werden. Das Stadtbad in Essen-Werden wurde von der Ruhr überflutet. Der WTB als Betreiber macht sich große Sorgen. Diese Schäden sind bereits sichtbar.

Alle Uhren stehen still. Um 10.45 Uhr musste am Donnerstagmorgen der Strom abgeschaltet werden, denn plötzlich hieß es „Land unter“ an der Werdener Körholzstraße. Das Erdgeschoss des 50 Jahre alten Stadtbades war von der nahen Ruhr geflutet worden. Am Wochenende (und wohl noch die ganze Woche über) ist Aufräumen angesagt. Der Trupp freiwilliger Helfer ist geradezu entsetzt über die Schäden, die von den Wassermassen verursacht wurden. Über allem schwebt die bange Frage: Was bedeutet das in letzter Konsequenz?

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Das Sport- und Gesundheitszentrum (SGZ) wollte eigentlich nach den Schulferien wieder mit vollem Programm loslegen. Das hätte gut getan nach dem langen Lockdown, wird nun so aber nicht stattfinden können. Susanne Weppelmann vom SGZ berichtet: „Am Mittwochabend war das Schwimmbad noch voll belegt, auch am nächsten Morgen schien zunächst alles ruhig und die ersten Kurse liefen. Doch dann ging es blitzschnell. Am Haupteingang sprudelte Grundwasser aus dem Gully und durch die Hintertür drang das Ruhrwasser ein.“

Für die elektronischen Sportgeräte gab es keine Rettung

Für die Geräte im Kraftraum gab es aber keine Rettung.
Für die Geräte im Kraftraum gab es aber keine Rettung. © S. Weppelmann

Sehr schnell lief die Eingangshalle voll. Sofort wurden die im Kraftraum trainierenden Sportler evakuiert, für die Geräte gab es aber keine Rettung: „Das Wasser hat der Elektronik geschadet.“ Die Aktenordner der Geschäftsstelle konnten noch soeben in die im ersten Stockwerk befindlichen Umkleiden und damit in Sicherheit gebracht werden. Brigitte Schmitt macht eine kurze Aufräumpause. Der WTB-Vorsitzenden ist anzusehen, dass sie den Schock noch gar nicht verarbeitet hat: „Dass es uns so hart trifft, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können.“

Der Verein führt das Bad für die Stadt Essen, nur so konnte vor 24 Jahren die Schließung verhindert werden. Jetzt blickt man mit Sorge auf die Haustechnik: Immerhin stand sie fast einen Meter unter Wasser. Was ist mit dem im Lockdown neu eingebauten Heizbrenner? Schaltschrank, Lüftungs- und Chloranlage und Notstromaggregat – droht gar ein Totalschaden? Wie soll die Stadt als Eigentümer des Hallenbades das stemmen?

Wirkliche Schadenshöhe ist noch nicht absehbar

Die Aufräumarbeiten gehen weiter.
Die Aufräumarbeiten gehen weiter. © S. Weppelmann

Schwimmmeister Jörg Ladage zuckt mit den Schultern: „Ich bin kein Prophet. Aber das ist teils 50 Jahre alte Technik. Ich fürchte, da geht kein Elektriker dran. Wer übernimmt dann die Gewährleistung? Wir müssen erst einmal abwarten, was der Gutachter sagt.“

Die wirkliche Schadenshöhe ist also noch gar nicht abzusehen und Brigitte Schmitt mag jetzt über drohende Konsequenzen nicht nachdenken: „Wir hoffen, dass wir zumindest unsere Büromöbel weiter nutzen können.“

In der Gymnastikhalle, die zum benachbarten Gymnasium gehört, ist der Schwingboden hin. Bei jedem Schritt blubbert Wasser nach oben. Hier muss alles rausgerissen werden. Nebenan sei auch der Keller vollgelaufen und die Haustechnik des Gymnasiums wohl nicht mehr zu retten. Auch das werde richtig teuer.

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Schwimmkurse können erst mal nicht stattfinden

Susanne Weppelmann blickt betrübt. Sie ist echt besorgt: „Aufgrund des Hochwassers können jetzt so viele Kinder ihre Schwimmkurse nicht weiterführen. Dabei ist Schwimmfähigkeit dermaßen wichtig. Wir hatten durch den Lockdown eine lange Warteliste und eigens kurzfristig Intensivkurse an den Start gebracht mit bis zu vier Einheiten pro Woche. So konnten wir 60 Kinder für Seepferdchen-Kurse neu aufnehmen, zwölf Kinder für den Seeräuber und zwölf Kinder fürs Bronzeabzeichen.“

In den 1990er Jahren drohte die Schließung

Nach nur 13-monatiger Bauzeit erlebte das Werdener Stadtbad am 24. März 1971 eine fröhliche Eröffnung. In den 1990er Jahren gab es aber dramatische Besucherrückgänge und empfindliche Einbußen bei den Ticketverkäufen. Die Stadt schuf zunächst eine Tandemlösung mit dem Kupferdreher Bad, sogar eine Schließung stand im Raum.

Doch die Werdener kämpften leidenschaftlich um ihr Bad. Am 1. Januar 1997 ging die Betriebsführung an den Werdener TB, die Stadt Essen blieb Eigentümer des Gebäudes. Seitdem schwebte aber immer das Damoklesschwert einer möglicherweise nicht zu finanzierenden Kompletterneuerung der Haustechnik über dem Bad.

Dankbar sei sie dafür, dass es in Werden keine Opfer zu beklagen gebe, sagt Brigitte Schmitt: „Anderswo sind Menschen gestorben, viele haben ihr Heim und ihre Arbeitsstätte verloren.“ Dagegen seien die berechtigten Sorgen um das Stadtbad doch relativ. Mut machen ihr auch die vielen helfenden Hände: „Wir sind glücklich darüber, dass wir hier so ein tolles Team haben, welches sofort tatkräftig mit angepackt hat.“

Brigitte Schmitt hofft auf einen guten Ausgang. Jörg Ladage mahnt aber schnelle Entscheidungen an: „Das Wichtigste ist jetzt, dass uns geholfen wird von der Politik.“