Essen. Im Rahmen der „Literatour 100“ kommen zwei renommierte Schriftsteller nach Essen: Lina Atfah liest in Steele und Dirk Kurbjuweit in Kettwig.

Das Netzwerk „literaturgebiet.ruhr“ lädt am 7. August zu einem besonderen Festival ein: Unter dem Motto „Literatour 100“ gastieren 29 Künstlerinnen und Künstler an 26 Orten zwischen Moers und Hamm, Recklinghausen und Hattingen. In 42 Veranstaltungen treten die Akteure jeweils an bis zu drei verschiedenen Stationen auf. In Essen sind an diesem Tag zwei von ihnen zu erleben: Lina Atfah in Steele und Dirk Kurbjuweit in Kettwig.

Die aus Syrien stammende Lyrikerin und Schriftstellerin Lina Atfah hat 2019 ihr erstes Buch in Deutschland veröffentlicht. Der Gedichtband, „Das Buch von der fehlenden Ankunft“, ist als zweisprachige Ausgabe auf Arabisch und Deutsch erschienen. Dafür wurde die in Wanne-Eickel lebende Autorin mit dem „LiBeraturpreis 2020“ ausgezeichnet.

Verse erzählen von Flucht und Verbrechen, aber auch arabischen Mythen

Die syrische Autorin Lina Atfah liest im Kulturzentrum Grend am 7. August Passagen aus ihrem Gedichtband „Das Buch von der fehlenden Ankunft“.
Die syrische Autorin Lina Atfah liest im Kulturzentrum Grend am 7. August Passagen aus ihrem Gedichtband „Das Buch von der fehlenden Ankunft“. © Funke Foto Services GmbH | Bastian Haumann

Ihre Gedichte geben Eindrücke aus ihrer Heimat Syrien wieder: Verse, die von Flucht, Vertreibung und Verbrechen, aber auch von arabischen Mythen und alten Geschichten erzählen. Die in der Stadt Salamiya aufgewachsene Schriftstellerin erlebte im jungen Alter von 16 Jahren erste Drangsalierungen eines politischen Regimes, das keine Kritik zulässt. Nach einer Lesung wurde sie vom Geheimdienst einem sechsstündigen Verhör unterzogen und stand danach unter ständiger Beobachtung. Nachdem sie immer mehr in Konflikt mit dem Assad-Regime geriet, floh die Studentin 2014 nach Deutschland.

Die Organisatoren des Steeler Kulturzentrums Grend haben die 32-Jährige eingeladen, Passagen aus ihrem zweisprachigen Gedichtband vorzutragen. Die um 19 Uhr beginnende Lesung wird von Bozena Badura moderiert, die als freie Literaturkritikerin und -wissenschaftlerin im Ruhrgebiet und am Niederrhein wohnt und arbeitet. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Arabisch statt.

Dirk Kurbjuweit kommt mit „Haarmann“ nach Kettwig

Dirk Kurbjuweit ist Leiter des Hauptstadtbüros des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Aufgewachsen ist er in Berlin und Kettwig. In Kettwig liest er am 7. August aus seinem Buch „Haarmann“.
Dirk Kurbjuweit ist Leiter des Hauptstadtbüros des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Aufgewachsen ist er in Berlin und Kettwig. In Kettwig liest er am 7. August aus seinem Buch „Haarmann“. © dapd | Michael Gottschalk

In Kettwig wird am 7. August Dirk Kurbjuweit zu Gast sein. Eingeladen hat ihn der Förderkreis der Stadtteilbücherei Kettwig. „Wir freuen uns sehr, dass wir einen heimischen Autor für die Aktion der 100 gewinnen konnten“, sagt Erich Schmidt-Dransfeld, Vorsitzender des Förderkreises. Denn: Der als „Zeit“- und „Spiegel“-Reporter einer breiten Leserschaft bekannte Kurbjuweit wuchs unter anderem in Kettwig auf, ging aufs hiesige Theodor-Heuss-Gymnasium (THG).

Die Lesung (19 Uhr) wird deshalb auch von Walter Jahnke moderiert, der vielen Kettwigern als ehemaliger Deutschlehrer und stellvertretender Schulleiter des THG noch ein Begriff ist. Schmidt-Dransfeld: „Die Besucher können einen ausgesprochen interessanten Abend zum Thema Literatur erwarten und sind aufgefordert, mit zu diskutieren.“

Die dunkle Seite der wilden 1920er Jahre ergründet

Dirk Kurbjuweit liest aus „Haarmann“. Die Unterzeile des Buches lautet recht unauffällig „Ein Kriminalroman“. Dahinter verbirgt sich jedoch die literarische Verarbeitung der spektakulärsten Serienmorde der deutschen Kriminalgeschichte: den Taten des Psychopathen Fritz Haarmann.

Hier gibt es die Tickets

Die Lesung mit Dirk Kurbjuweit wird vom Förderkreis der Stadtteilbücherei Kettwig organisiert. Sie findet um 19 Uhr im Saal der Freien ev. Gemeinde Kettwig, Steinweg 7, statt. Tickets/Anmeldung per E-Mail an .

Lina Atfah gastiert um 19 Uhr im Kulturzentrum Grend, Westfalenstraße 311, in Steele. Veranstalter sind Literatürk-Festival, Kulturzentrum Grend e.V. und Theater Freudenhaus. Eintritt frei; Anmeldung im Grend oder per E-Mail an .

Autor Kurbjuweit erzählt von der schwierigen Arbeit des aus dem Ruhrgebiet stammenden Ermittlers Robert Lahnstein in Hannover und ordnet die Ereignisse zugleich in die zeitgeschichtlichen Bezüge im Deutschland der Weimarer Republik ein. Eindringlich ergründet er die dunkle Seite der wilden 1920er Jahre, zeigt ein Zeitalter der traumatisierten Seelen, der politischen Verrohung, der massenhaften Prostitution auf.

Gefördert vom Land NRW, Regionalverband und Kunststiftung

Die Lesung findet im Saal der Freien Ev. Gemeinde Kettwig statt. Die 56 Plätze werden im Schachbrett-Muster angeordnet sein. „Falls wir ausgebucht werden, eröffnen wir eine Warteliste und reagieren dann gegebenenfalls mit einem zweiten Termin“, kündigt Erich Schmidt-Dransfeld an.

Mehr Informationen zur Literatour 100 gibt es unter www.literaturgebiet.ruhr/literatour100. Sie wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Regionalverband Ruhr und der Kunststiftung NRW gefördert.