Essen-Werden. Seit der Pandemie ist die Begleitung der Menschen auf dem letzten Weg im Hospiz Essen-Werden schwieriger geworden. Warum Spenden so wichtig sind.

„Was können wir tun, dass es den Menschen hier so gut geht wie nur irgendwie möglich?“ Diese Frage bewegt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Christlichen Hospiz Werden in ihrer täglichen Arbeit, ist oberstes Ziel ihres Bemühens. Doch seit dem Ausbruch der Pandemie ist die Begleitung der Menschen auf ihrem letzten Weg schwieriger geworden. Eine beträchtliche Spende einer Werdener Apotheke war nun erfreulicher Anlass, um im Dorle-Streffer-Haus über die Arbeit der Einrichtung unter den auch finanziell erschwerten Corona-Bedingungen zu sprechen.

Extrem schwierig sei es geworden mit dem sonst so verlässlichen Zulauf an Spenden, sagte Geschäftsführer Franz K. Löhr: „In normalen Zeiten steht unter vielen Traueranzeigen, dass statt Blumen oder Kränzen doch lieber ein guter Zweck bedacht werden solle. Da wird ganz oft ein Hospiz genannt. Diese Erwähnungen in den Anzeigen sind verschwunden. Das ist völlig weggebrochen.“ Die Organisationen, die regelmäßig Gelder gäben für das Hospiz, konnten weder Clubtreffen noch Benefizveranstaltungen durchführen: „Auch die Einnahmen des Fördervereins sind eingebrochen.“

Eine gute finanzielle Ausstattung ist wichtig für Hospize

Löhr hätte sich sehr gewünscht, dass der Staat die Krankenkassen unterstützt hätte, indem er zumindest für die Zeit der Krise den fünfprozentigen Eigenanteil übernimmt: „Für die Volkswirtschaft wäre der Betrag verschwindend gering, aber für uns Hospize eine beachtliche Summe. Doch wir haben mit unserem Anliegen keine Resonanz gefunden, man hätte deutlich mehr Druck aufbauen müssen.“ Löhr seufzt, die Wirtschaft habe da wohl bessere Lobbyarbeit geleistet.

Scheckübergabe in der Kapelle des Dorle-Streffer-Hauses: Anastasia Kotsopoulou Vavitsa, Ansgar Eichhorn, Sabine Richter und Stefanie Groß von der Werdener Roland-Apotheke mit Andrea Swoboda und Franz K. Löhr vom Hospiz (v.l.).
Scheckübergabe in der Kapelle des Dorle-Streffer-Hauses: Anastasia Kotsopoulou Vavitsa, Ansgar Eichhorn, Sabine Richter und Stefanie Groß von der Werdener Roland-Apotheke mit Andrea Swoboda und Franz K. Löhr vom Hospiz (v.l.). © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Dabei wäre eine gute finanzielle Ausstattung so wichtig: „Wir möchten jedem das geben, was er braucht. Dazu dienen entsprechende Gerätschaften. So können wir einen Menschen komplett aufrichten, so dass er stehen kann. Wir haben eine ganz besondere Badewanne mit Musik, Licht und Sprudlern, die wir kippen können.“ In der finalen Situation könne auch eine Liege mit ins Zimmer gestellt werden für die engsten Angehörigen. Alle Mitarbeiter seien speziell ausgebildet, die Küche der Stiftung St. Ludgeri liefere das Essen und werde ausdrücklich gelobt, sagte Pflegedienstleitung Andrea Swoboda: „Unsere Gäste sind durchweg zufrieden.“

Werdener Apotheke spendet Geld aus Schutzmasken-Verkauf

Ansgar Eichhorn von der Roland-Apotheke an der Heckstraße in Werden war beeindruckt: „Ich habe mich bisher noch nicht so intensiv mit Arbeit des Hospizes beschäftigt. Es vereint optimale Versorgung mit einer würdevollen Umgebung.“

Als die Bundesregierung die Apotheken mit der Verteilung von FFP2-Schutzmasken für Risikopatienten beauftragt habe, sei auch ein Eigenanteil von zwei Euro beschlossen worden, berichtete Eichhorn. „Wir haben überlegt, dass wir das Geld einem karitativen Zweck zukommen lassen wollten. Das Hospiz hat sich da angeboten, weil es fest verankert ist im Stadtteil. Es sind unglaublich viele Spenden zusammen gekommen. Ich persönlich fand das wirklich rührend. Wir haben den Betrag noch auf 7000 Euro aufgerundet.“

Förderverein ermöglicht ökumenische Hospizarbeit

Der Verein zur Förderung der Ökumenischen Hospizgruppe Werden ermöglicht die Arbeit im ambulanten Dienst und im Christlichen Hospiz an der Dudenstraße im Stadtteil Werden. Die Jahresmitgliedsbeiträge des Fördervereins belaufen sich auf mindestens 30 Euro für eine natürliche Person und 15 Euro für jedes weitere Familienmitglied, für juristische Personen wie Firmen sind es 260 Euro. Die Fördervereins-Vorsitzende Hedwig Reinhard ist unter 0201 401244 oder per Mail an reinhard.hospizarbeit-werden@gmx.de zu erreichen. Spenden sind steuerlich absetzbar. Kontakt zum Hospiz ist unter www.hospiz-werden.de möglich.

In Ruhe und Würde Abschied nehmen auch in der Pandemie

Ganz besonders nah ging es Franz K. Löhr, dass im Lockdown Sterbende in Krankenhäusern und Alteneinrichtungen nicht besucht werden durften und den letzten Weg ohne den Beistand ihrer Liebsten antreten mussten. Und auch Eichhorn berichtet: „Ich habe selbst einen Verwandten verloren in der Zeit. Da durften nur fünf Leute zur Beerdigung.“

Dankbar wies Löhr darauf hin, dass im Hospiz Werden durch das strikte Beachten der Hygiene-Regeln von Anfang an der Griff zu drastischen Maßnahmen vermieden wurde: „Wir konnten es den engsten Angehörigen ermöglichen, ihren Lieben beizustehen, in Ruhe und Würde Abschied zu nehmen.“ Sonst würden zweimal im Jahr die Angehörigen eingeladen zu Kaffee und Kuchen in die ehemalige Kapelle, so Löhr: „Da setzt man sich zusammen und spricht über die Verstorbenen. Das hilft ungemein, geht aber in der Pandemie natürlich nicht, das können wir auch nicht nachholen.“