Essen-Werden. Die Arbeit der ambulanten Hospizgruppe Werden ist wegen Corona fast zum Erliegen gekommen. Trotzdem wollen die Helfer für die Betroffenen dasein.

Die ambulante ökumenische Hospizgruppe steht Schwerstkranken und Sterbenden bei, in Fischlaken, Heidhausen und Werden, aber auch in Kettwig. Ob im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen oder daheim. Doch zurzeit sind die Helfer aufgrund der Pandemie zur Hilflosigkeit verdammt. Das nagt an den Ehrenamtlichen.

Menschen leiden unter den Einschränkungen durch das Virus

Hedwig Reinhard leitet die Hospizgruppe: „Zunächst wollten wir Corona mit Vorsichtsmaßnahmen begegnen und hatten ein Hygienikerin des Uniklinikums eingeladen. Sie sollte unsere Ehrenamtlichen schulen. Doch dann spitzte sich alles zu.“ Direkte Kontakte wurden unmöglich: „Die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen haben uns nicht mehr hereingelassen.“

Es gab Telefonate und einen Ostergruß per Postkarte: „Eine schöne Geste.“ Doch die Menschen leiden unter den Einschränkungen durch das Virus. Auch die Ehrenamtlichen, sagt Hedwig Reinhard: „Sie wissen, dass die Not am größten ist. Und doch können sie nicht helfen, dürfen nicht helfen.“

Das nach der Förderin Dorle Streffer benannte Hospiz an der Dudenstraße in Werden. Direkte Kontakte zu den Bewohnern sind aufgrund der Corona-Pandemie derzeit untersagt.
Das nach der Förderin Dorle Streffer benannte Hospiz an der Dudenstraße in Werden. Direkte Kontakte zu den Bewohnern sind aufgrund der Corona-Pandemie derzeit untersagt. © Julia Tillmann

Es gibt überraschend viele freudige Momente

Beate Salomon-Bock betont: „Es braucht die Nähe.“ Sie die Koordinatorin für 30 ehrenamtliche Begleiter. Das Engagement für lebensverkürzend Erkrankte kann belastend sein. Schlimm, wenn für den Sterbenden noch Rechnungen offen sind. Wenn etwa Streit mit den Kindern noch nicht beigelegt wurde. Das lastet auch auf denen, die die Situation begleiten.

Es gibt aber auch überraschend viele freudige Momente. Wenn etwa der Sterbende zu einem Gottvertrauen findet: „Diese Menschen wirken erlöst, sie gehen viel friedlicher.“ Wenn man noch einen Wunsch erfüllen kann wie eine letzte Fahrt zum Meer. Das sind Gänsehautmomente und machen die Arbeit so wertvoll für beide Seiten. Alle zwei Jahre wird ein halbjähriger Vorbereitungskurs durchgeführt, Anfang 2021 stünde der nächste an.

Zusammenarbeit der Helfer lebt von Nähe

Was sollte ein Begleiter in spe denn so mitbringen? Hedwig Reinhard blick fest: „An oberster Stelle steht Empathie. Dazu ein offenes Ohr, ein feines Gespür. Sich zurücknehmen können, das Ganze reflektieren. Probleme auch benennen und Konflikte aushalten.“ Im Grenzbereich zwischen Leben und Tod ergeben sich extrem schwierige Gemütslagen, weiß Beate Salomon-Bock: „Man sollte den Stressfaktor nicht unterschätzen. Auch ein Ehrenamtler darf sagen, dass er eine Auszeit benötigt.“

Beratung und Vermittlung im Palliativnetzwerk

Der Verein zur Förderung der Ökumenischen Hospizgruppe Werden ermöglicht die Arbeit im ambulanten Dienst und im Christlichen Hospiz an der Dudenstraße. Die Vorsitzende Hedwig Reinhard ist unter 40 12 44 oder reinhard.hospizarbeit-werden@gmx.de zu erreichen.

Die Koordinatorin der Hospizgruppe, Beate Salomon-Bock, berät Angehörige und vermittelt Ansprechpartner über das Palliativnetzwerk. Sie ist im Büro in der Dudenstraße 14 und unter 32 03 50 24 zu erreichen (montags und freitags von 8 bis 11 Uhr, mittwochs von 14 bis 17 Uhr). Anfragen bitte per E-Mail an ambulante-hospizgruppe@hospizarbeit-werden.de stellen.

Die beiden machen sich wirklich Sorgen um ihre Leute. Die monatlichen Gruppenabende fallen aus und die Supervision in Kleingruppen. Das ist mit Videokonferenzen nicht zu lösen. Zusammenhalt lebt von Nähe. Sich einfach mal in den Arm nehmen und sagen: „Ich habe genau die gleichen Zweifel wie Du.“

Weiter Ansprechpartner für Angehörige bleiben

Vieles war geplant für die so wichtige Gruppendynamik: Ein „Oasentag“ mit gemeinsamen Frühstück und einem inhaltlichen Schwerpunkt. Diesmal sollte ein Pantomime das Thema „Humor geht immer“ erarbeiten. Ein Besuch der anrührenden Ausstellung „Pia sagt Lebewohl“ in der DASA Dortmund, die von Pia erzählt, die mit dem Tod ihrer geliebten Oma fertig werden muss. Ein Wochenende wegfahren. Ob dies alles in diesem so besonderen Jahr stattfinden kann?

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Beate Salomon-Bock stellt klar: „Ein Großteil unserer Arbeit ist die Unterstützung der Angehörigen. Auch wenn wir Corona geschuldet eingeschränkt sind: Wer einen Schwerstkranken in der Familie hat und nicht weiter weiß, soll mich bitte anrufen oder in mein Büro im Hospiz Werden kommen.“

Noch fehlen konkrete Vorgaben des Verbandes

Wie geht es weiter? Was sind die Perspektiven? Auf Hedwig Reinhards Schultern lastet große Verantwortung: „Welches Risiko können wir zumuten? Wir müssen doch unsere Begleiter und die zu Begleitenden schützen. Das Virus macht da keinen Unterschied.“ Sie wartet hier auch auf konkrete Vorgaben des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes.

Solange eine Kontaktsperre bestehe, werde sie nichts ändern. Auch nicht bei vorsichtigen Lockerungen: „Wir möchten nicht in Konkurrenz treten zu den Angehörigen. Deren Besuch bei den Schwerstkranken geht immer vor.“

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