Essen-Rüttenscheid. Groß war die Freude an einer Schule in Essen-Rüttenscheid über einen geplanten Ausbau. Doch jetzt soll alles anders kommen, das sorgt für Unmut.

Böse Überraschungen gab es in jüngster Zeit beim Ausbau der Cranachschule in Holsterhausen oder der Grundschule in Dilldorf: Beide Vorhaben werden deutlich teurer als gedacht. Im Fall der Rüttenscheider Käthe-Kollwitz-Schule tritt die Stadt nun mitten in den Planungen auf die Bremse. Sie befürchtet, bevor ein Stein auf den anderen gesetzt ist, zu hohe Kosten. Die Nachricht sorgt für Unmut.

Eingeschossiger Bau würde 2,4 Millionen Euro kosten

Groß war die Freude bei der gesamten Schulgemeinde, als man sich im November vergangenen Jahres nach vielen Gesprächsrunden endlich auf ein Fahrplan für die Erweiterung der Grundschule verständigt hatte. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Verwaltung war ein Konzept abgesegnet worden, das einen stufenweisen Ausbau vorsieht. Zunächst sollte lediglich ein Trakt mit nur einem Erdgeschoss entstehen - mit Speiseraum, Ausgabeküche, Haustechnikräumen und Toiletten. Weitere Etagen würden dann je nach Bedarf gebaut, um vor allem für die Offene Ganztagsbetreuung Platz schaffen, so der Plan. Der sah zudem den Einbau eines Aufzuges vor, um die Schule barrierefrei auszustatten.

Danielle Buck: Eltern haben Sorge, ob es bei den Plänen bleibt.
Danielle Buck: Eltern haben Sorge, ob es bei den Plänen bleibt. © Buck

Nun hat die Verwaltung aber noch einmal sehr genau nachgerechnet, wie teuer denn schon allein diese eine Etage würde. Die Summe am Ende der Zahlenkolonnen sorgte dann wohl für ein Umdenken: 2,4 Millionen Euro müsste die Stadt für den Bau zahlen. In den ursprünglichen Kalkulationen waren rund 900.000 Euro veranschlagt. Die Gründe für die gestiegenen Kosten liegen, so Stadtsprecher Patrick Opierzynski, in mehreren Faktoren begründet. Dazu zählen eine vollständige Erneuerung der Hauskanalanschlüsse, neue Glasfaseranbindung und schließlich auch eine Tragkonstruktion für die spätere Aufstockung. Das Plus an Platz, das mit dem Erdgeschoss geschaffen werde, stehe mit 350 Quadratmetern in keinem angemessenen Verhältnis zu den Ausgaben. Das Vorhaben sei „nicht wirtschaftlich“, so der Sprecher.

Stadt will jetzt eine Kompaktlösung umsetzen

Gnadenfrist für Hausmeisterhäuschen

Das Hausmeisterhäuschen erhält nach dem neuen Konzept der Verwaltung noch eine Gnadenfrist. Der Abriss würde danach erst in den Sommerferien des kommenden Jahres erfolgen.

Mit der Wahl eines solchen Zeitpunktes würde auch der Schulbetrieb nicht beeinträchtigt, heißt es in einer Mitteilung des Presseamtes.

Mir dem Ausbau sollen die beengten Verhältnisse in der Schule ein Ende finden, Platz für zusätzliche Klassen wird dadurch nicht geschaffen. Der offene Ganztag soll allerdings weitere Räume bekommen.

Nun also soll der Anbau in einem Rutsch gleich dreistöckig entstehen. Den Berechnungen der Stadt zufolge belaufen sich die Kosten dann auf 4,7 Millionen Euro. Mit dem Geld wird auch fast das dreieinhalbfache an Platz im Verhältnis zu dem ersten Modell geschaffen, nämlich 1200 Quadratmeter. Auf dieses Vorgehen haben sich die zuständigen Fachbereiche geeinigt, erklärte der Sprecher.

Allerdings muss nun das gesamte Beteiligungsverfahren noch einmal neu aufgerollt werden. Sprich die Bezirksvertretung, Ausschüsse und Rat bekommen die veränderten Pläne auf den Tisch, um aufs Neue über die Käthe-Kollwitz-Schule zu diskutieren. Die Verwaltung werde die Unterlagen entsprechend vorbereiten, so Opierzynski. Der Rat soll dann noch vor Jahresfrist das Projekt durchwinken. Die Ausschreibung der Arbeiten soll im Januar erfolgen, Baumfällungen im Christinenpark zwei Monate später. Die Arbeiten sollen im Herbst 2022 starten und Ende des Jahres 2024 könnten Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte Einzug halten.

Der Abriss des Hausmeisterhäuschens soll nun erst im nächsten Jahr erfolgen.
Der Abriss des Hausmeisterhäuschens soll nun erst im nächsten Jahr erfolgen. © Körner

Während nun die Fachleute im Rathaus weiter die Pläne schmieden, kommt in der Elternschaft Sorge auf, berichtet Danielle Buck. Sie gehört der Initiative „Keine Bude 3000 – Neubau an der KKS“ an, die sich seit langem für den Abriss des alten Hausmeisterhäuschens einsetzt, um dort den Anbau zu errichten. Zunächst würden mit dem neuen Konzept, so Buck., alle Zeitpläne über den Haufen geworfen, denn eigentlich sollten schon in Kürze die Bauarbeiten starten. Noch viel größerer seien aber die Bedenken, ob bei einem nochmaligen Durchlauf durch die Gremien auch die komplette Umsetzung der Pläne garantiert werden könne, inklusive der Barrierefreiheit. Die Rüttenscheiderin hofft, dass es bei den bisherigen Zusicherungen bleibt und dem Vorhaben „höchste Priorität“ eingeräumt wird.

Parteienvertreter zeigten sich von dem Umschwenken der Verwaltung überrascht. Angesichts der Dringlichkeit des Ausbaus sollte das neue Verfahren eigentlich zügig abgewickelt werden, so Malte Lantin, Sprecher der Grünen in der Bezirksvertretung II. Ebenso warnt auch Barbara Hofmann (SPD), 2. stellvertretende Bezirksbürgermeisterin, das Projekt auf die lange Bank zu schieben. Denn der neue Schulentwicklungsplan zeige gerade für Rüttenscheid einen großen Mangel an Plätzen auf. Man müsse aber erst einmal ein genaues Bild zu verschaffen. Bezirksbürgermeister Hans-Peter Huch will bei einem in Kürze geplanten Treffen mit Schuldezernent Muchtar Al Ghusain sowohl über die Zukunft der Käthe-Kollwitz-Schule als auch die Forderung nach einer weiteren Grundschule für Rüttenscheid sprechen.