Schönebeck. Wachablösung auf dem Posten des Kinderbeauftragten im Stadtbezirk IV. Die Themenliste des Wahl-Schönebeckers Christian Müller ist lang.

Wachablösung auf dem Posten des Kinder- und Jugendbeauftragten im Stadtbezirk IV: Christian Müller heißt der neue Mann, der Erika Küpper, die nun in die Bezirksvertretung wechselte, beerbt. Ihr Nachfolger ist im Quartier längst kein Unbekannter, wie ein Blick auf seine Vita beweist.

Der 47-Jährige Wahl-Essener zog vor elf Jahren nach Schönebeck, wo der Vater dreier Kinder in einem „deutsch-italienischen Haushalt“ lebt, wie er sagt. Zuvor hatte der gelernte Schlosser aus Datteln im Kreis Recklinghausen, der später Theologie in Münster studierte, als pastoraler Referent in Marl gearbeitet. In der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) leitete er Gesprächsrunden, war in Seniorentreffs und auch in der Kinder- und Jugendarbeit tätig.

„Die SPD hat in unserer Familie eine lange Tradition“

Christian Müller macht sich auf die Suche nach ehrenamtlichen Spielplatz-Paten.
Christian Müller macht sich auf die Suche nach ehrenamtlichen Spielplatz-Paten. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ein Mann vom Fach also, der nach seinem Umzug nach Essen auch Akzente in anderen Bereichen setzte. „Als ich nach Essen kam, schloss ich mich sehr schnell dem SPD-Ortsverein Schönebeck/Bedingrade an“, erzählt Christian Müller. „Die Sozialdemokratie hat in unserer Familie eine lange Tradition. Mein Vater und auch mein Großvater waren schon in der Partei. Für mich war das so etwas wie Heimat in einer fremden Stadt.“

Bereits ein Jahr später wechselte er in den Vorstand, erst als Beisitzer, dann als Hauptkassierer. Mittlerweile ist Christian Müller der Vorsitzende der SPD Schönebeck-Bedingrade und zudem Beisitzer im SPD-Unterbezirk. „Das aktive Gestalten unserer Umwelt und das Engagement für die Menschen die darin leben hat mich schon immer interessiert“, sagt er, der zuletzt auch für den Stadtrat kandidierte.

Suche nach Spielplatzpaten

Bei der letzten Zählung der Stadt Essen verfügte der Stadtbezirk IV über 77 Spielplätze – so viele wie sonst in keinem anderen Stadtbezirk. Rund die Hälfte der Spielplätze sind jedoch in einem schlechten baulichen Zustand oder schlecht gepflegt.

Christian Müller, der neue Kinder- und Jugendbeauftragte der BV IV, sucht daher Spielplatz-Paten. Also Menschen aus dem Stadttteil, die ehrenamtlich ein Auge auf die Spielstätten werfen und Mängel melden. Interessenten können sich melden unter E-Mail: Christian.Mueller@spd-essen.de

Doch auch wenn er nicht berufen wurde, so tat dies seinem Elan keinen Abbruch: „Kommunalpolitik ist für mich nicht die unterste Ebene der Politik, sondern das Fundament unserer Demokratie.“

Suche nach Kitaplätzen wird sich künftig im Stadtbezirk IV weiter verschärfen

Erika-Küpper sitzt nun in der Bezirksvertretung IV: „Die Bevölkerungsprognosen der Stadt haben sich nicht bewahrheitet. Es gibt künftig mehr Kinder in unserem Stadtbezirk als erwartet.“
Erika-Küpper sitzt nun in der Bezirksvertretung IV: „Die Bevölkerungsprognosen der Stadt haben sich nicht bewahrheitet. Es gibt künftig mehr Kinder in unserem Stadtbezirk als erwartet.“ © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Nun hat Müller also das Amt des Kinder- und Jugendbeauftragten inne. Seine Vorgängerin Erika Küpper hatte den Job zwischen 2004 und 2020 gemacht, widmet sich nun neben ihrer Aufgabe im Stadtteilparlament weiterhin dem „Borbecker Netzwerk Kindergesundheit e.V.“, dessen Vorsitzende sie ist. Im Jahr 2009 hatte sie den Verein gegründet, der bis heute zu 24 Kindergesundheitskonferenzen im Stadtbezirk eingeladen hat und mit Projekten die gesunde Entwicklung von Kindern fördert.

Nun sieht die Seniorin nicht nur Christian Müller, sondern auch die Bezirksvertretung IV vor großen Herausforderungen: „Wir haben im Bezirk eine Trendumkehr in der demografischen Entwicklung. Wir haben mehr Kinder. Noch im Jahr 2015 habe die Stadt einen schrumpfenden Stadtteil und dauerhaft niedrige 650 Geburten im Jahr prognostiziert. „Doch die neue Prognose von 2018 sieht uns in den nächsten zehn Jahren bei 790 bis 800 Geburten.“ Sei die Standortsuche für neue Kitas ohnehin schon problematisch gewesen, dürfte sie sich künftig noch verschärfen.

Leergezogene Ladenlokale als mögliche Standorte für Kitas

Christian Müller ist sich der Schwere der Aufgabe durchaus bewusst. „Ich habe selbst drei Kinder, die sowohl die Kita als auch die Grundschule und eine weiterführende Schule besuchen. Möglicherweise sind leergezogene Ladenlokale oder aufgegebene Kleingewerbe eine zusätzliche Lösung für neue Kitastandorte.“

Für den Spielplatz an der Bonnemannstraße in Schönebeck wurden bereits Paten gefunden: Florian Berger (links sitzend) mit Sohn Moritz, davor v. l. Erika Küpper, Spielplatztpatin Nina Berger, Sabine Gröhlich (Grün und Gruga), Petra Plewe-Probst (Kinderbüro Jugendamt), Henning Muth (Kinderschutzbund, Spielmobil) sowie Bauleiter Benjamin Reichelt (Grün und Gruga) 
Für den Spielplatz an der Bonnemannstraße in Schönebeck wurden bereits Paten gefunden: Florian Berger (links sitzend) mit Sohn Moritz, davor v. l. Erika Küpper, Spielplatztpatin Nina Berger, Sabine Gröhlich (Grün und Gruga), Petra Plewe-Probst (Kinderbüro Jugendamt), Henning Muth (Kinderschutzbund, Spielmobil) sowie Bauleiter Benjamin Reichelt (Grün und Gruga)  © Ruediger Hagenbucher

Auch beim Schulbau sehen beide deutliche Defizite. „Es muss auch auf vorhandene Schulgrundstücke zurückgegriffen werden“, sagt Müller, beispielsweise im Nordwesten auf die ehemalige Walter-Pleitgen-Schule im Neerfeld in Frintrop. Schon allein wegen der sechs notwendigen Eingangsklassen.“. Doch da sei Christian Müller als neues Mitglied im Planungsausschuss an der richtigen Stelle, wie Erika Küpper sagt. Und wenn schon über Schule gesprochen wird, dann liegt Müller besonders die Digitalisierung am Herzen.

Die Hälfte der Spielplätze im Stadtbezirk sind marode oder ungepflegt

Generell will er aber ein „Kümmerer“ für die Jugend sein. „Ich werde aktiv den Kontakt suchen. Beispielsweise Veranstaltungen planen, um zu erfahren, was die Kinder und Jugendlichen hier im Bezirk bewegt und wie sie mit dieser schwierigen Situation während der Pandemie umgehen.“

Dann dreht er sich um und blickt auf die noch neuen Spielgeräte auf dem Spielplatz der Kirchengemeinde St. Antonius Abbas. „So wie hier sollte es überall aussehen“, sagt Müller, „doch geschätzt die Hälfte der Spielplätze im Bezirk ist marode oder zumindest schlecht gepflegt.“ Schon deshalb will er künftig verstärkt Spielplatzpaten gewinnen, will ein Sprachrohr für die Ehrenamtlichen sein und ein „Vermittler in Richtung Verwaltung“. „Denn ihre Erfahrung sollte immer auch in die Planung und Maßnahmen einfließen.“