Essen. Zwei Grundschulen im Essener Norden müssen einen lang geplanten Umzug verschieben. Hunderte Kartons müssen wieder ausgepackt werden.

Keinen guten Start in die Sommerferien haben zwei Grundschulen im Essener Norden erwischt: Der Johann-Michael-Sailer-Schule und der Schillerschule in Schonnebeck wurde wenige Tage vor dem Ferienstart ein lange geplanter Umzug abgesagt – jetzt müssen Lehrer und Eltern alle Kartons in den Ferien wieder auspacken, mindestens 100 Stück.

Bei den genannten Schulen handelt es sich um die „Schiefen Schulen“ von Essen – sie sind beide in einem historischen Gebäude an der Immelmannstraße untergebracht, das seit Jahrzehnten eine massive Schräglage aufweist. Auf die Gebäudebreite von etwa 60 Metern berechnet, steht die Schule etwa 1,70 Meter schief – und das seit Jahrzehnten. Man geht davon aus, dass Boden-Absenkungen durch den Bergbau daran schuld sind. Die Folgen: Türen fallen von selbst zu, Stifte rollen von den Tischen, und Schüler sowie Lehrer klagen immer wieder über Schwindel und Kopfschmerzen. Zwischenzeitlich verfügte der Betriebsärztliche Gesundheitsdienst, dass Schwangere nicht mehr in dem Gebäudekomplex arbeiten dürfen.

Zwei neue Grundschulen für den Bezirk geplant

Die Stadt entschied deshalb, dass beide Schulen ausziehen sollen; das Gebäude soll abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden; zwei neue Grundschulen für den Stadtbezirk VI sind beschlossene Sache. So steht es auch im neuen Schulentwicklungsplan.

Auf einem Bolzplatz in der Nähe des Geländes soll deshalb eine Übergangslösung entstehen: ein mehrstöckiger Containerbau, der für mindestens sechs, eher sieben Jahre als Ersatz dienen soll, bis die neuen Gebäude errichtet sind. Die Pläne für den Container sind längst fertig; auch Landschaftsarchitekten wurden bemüht, das ganze Gelände ansprechend zu gestalten - mit Spielgeräten und reichlich Grün.

Schulleiterin beschwert sich

„Immer wieder hieß es, der Umzug steht, alles bleibt im Zeitplan“, berichtet Nicole Brandenberg, die Leiterin der Schillerschule. Sämtliche Lehrer, Erzieher und Eltern packten deshalb in den vergangenen Wochen alle Bücher und Materialien in Umzugskartons. Bis dann in der Mitte der vergangenen Woche die überraschende Nachricht kam: Der Umzug ist abgesagt. Jetzt muss alles wieder ausgepackt und eingeräumt werden. „Einen geplanten Umzug nur wenige Tage vorher abzusagen, wenn die komplette Schule schon auf gepackten Kisten sitzt, ist ein Unding und zeugt nicht von herausragender Projektorganisation“, beschwert sich ein Vater.

Die Stadt erklärt, dass der Brandschutz schuld ist an der plötzlichen Absage und der deutlichen Verzögerung, die jetzt kurzerhand eintritt. Nachdem die Stadt die Errichtung der Container in einem Bieter-Verfahren ausgeschrieben hatte, hätten nicht alle Anbieter die geforderten Brandschutznachweise abgeliefert. „Das Vergabeverfahren hat sich deshalb verzögert, die Frist musste mehrfach verlängert werden“, heißt es seitens der Immobilienwirtschaft. Deshalb könnten die provisorischen Gebäude nun nicht, wie geplant, Mitte August nach dem Ende der Sommerferien bezogen werden.

Neuer Termin in den Weihnachtsferien?

Ein neuer Termin für den Umzug steht noch nicht fest; ein „verlässlicher Zeitplan ist angefordert“, heißt es. Mitte November könnte demnach der Umzug stattfinden – also mitten in der Schulzeit. „Was ein Ding der Unmöglichkeit ist“, sagt Nicole Brandenberg resigniert. Sie rechnet damit, dass der Umzug jetzt frühestens in den Weihnachtsferien stattfinden kann.

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