Essen. Das markante „Eick-Haus“ soll deutlich aufgestockt werden. Stadt und Eigentümer haben einen Entwurf vorgelegt, für den es nicht nur Lob gibt.

Das so genannte „Eick-Haus“ an der Kettwiger Straße 1 am Eingang der Essener Innenstadt soll völlig neu gestaltet werden. Jahrzehntelang war dort der Herrenausstatter „Anson’s“ zu Hause; seit dem vergangenen Jahr hat dort eine Filiale des Bekleidungshändlers Sinn seinen Sitz.

Die Stadt Essen hat jetzt den Sieger-Entwurf eines Architektenwettbewerbs veröffentlicht, den der Eigentümer des Gebäudes, die Hamburger DWI Gruppe, und die Stadt ausgelobt hatten. Gewonnen hat das Essener Büro „Brüning Rein“. Der Entwurf, urteilte die Jury aus Vertretern von Stadt, DWI, Politik, Architekten, und Essen Marketing, sei „visionär und hervorragend durchgearbeitet.“ Die Initiatoren der Facebook-Gruppe jedoch, die sich für einen Wiederaufbau der historischen Essener Innenstadt einsetzen, sprachen in einer ersten Reaktion von einer „vertanen städtebaulichen Chance“.

Das Eick-Haus am Willy-Brandt-Platz zählt zu den wichtigsten Gebäuden in der Essener Innenstadt, weil es dem Tor zur City sein Gesicht verleiht. Es heißt „Eick-Haus“, weil der erste Mieter des Gebäudes das Einrichtungshaus Eick war. Es wurde zwischen 1913 und 1915 errichtet und hatte bis zum Zweiten Weltkrieg ein markantes Pagodendach, das später nie wieder aufgebaut wurde. Die Fassade des Gebäudes steht seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz.

Eick-Haus war im Jahr 2018 verkauft worden

Im Sommer 2018 hatte die Hamburger DWI Gruppe das Haus aus niederländischem Privatbesitz übernommen und umfassende Veränderungen angekündigt. Nach den damaligen Plänen will die DWI die unteren Etagen weiterhin für Einzelhandel nutzen, in den oberen Stockwerken sollen „hochwertige Büros“ geschaffen werden.

Das Eick-Haus beherbergt mittlerweile eine Filiale von Sinn. Jahrzehnte war dort „Anson’s“ zu Hause. Jetzt steht fest, wie es künftig aussehen soll – es bekommt einen imposanten Aufsatz aufs Dach.
Das Eick-Haus beherbergt mittlerweile eine Filiale von Sinn. Jahrzehnte war dort „Anson’s“ zu Hause. Jetzt steht fest, wie es künftig aussehen soll – es bekommt einen imposanten Aufsatz aufs Dach. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Sanierungsbeginn sollte ursprünglich im Jahr 2022 sein. Ob dieser Zeitplan gehalten werden kann, ist nun eher fraglich. Die Planungen für den Umbau würden jetzt erst beginnen, hieß es am Freitag seitens der DWI.

Damit könnte auch das Bekleidungshaus Sinn die Chance bekommen, länger im Eick-Haus zu bleiben. „Wir werden zeitnah mit der DWI Gespräche darüber führen“, bestätigte der Chef des Handelsunternehmens, Friedrich Göbel auf Nachfrage. Ursprünglich läuft der Mietvertrag bis Januar 2022.

Wie stark sich unterdessen die tatsächliche Realisierung an dem jetzt vorgelegten Architekten-Entwurf orientieren wird, bleibt abzuwarten. Fakt scheint aber, dass der Eigentümer die vorhandene Grundstücksfläche des Gebäudes entsprechend wirtschaftlich ausnutzen will. Auch zur Kettwiger Straße hin sind, wie im Konzept zu sehen, abgestufte Aufstockungen denkbar.

Altstadtverfechter üben Kritik: „Viel zu protzig“

Essens Planungsdezernent Martin Harter betont, dass dieser Sieger-Entwurf „mit Prägnanz und seinem respektvollen Umgang mit der historischen Substanz einen klar erkennbaren Auftakt zur Essener Innenstadt ausbildet.“ Die Architekten erklären, dass der angedachte Glas-Aufsatz sich an der Höhe des früheren Pagodendachs orientiert. Die „filigrane, gläserne Aufstockung sei eine Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart.“

Die historische Aufnahme zeigt das Eick-Haus mit seinem markanten Pagodendach.
Die historische Aufnahme zeigt das Eick-Haus mit seinem markanten Pagodendach.

Dem wiederum kann Andreas Gräff, Mitstreiter der Facebook-Gruppe „Essener Altstadt - Für den Wiederaufbau“, so nicht folgen. „Man hätte sich natürlich gewünscht, wenn das Gebäude sein markantes Pagodendach nach historischem Vorbild wieder bekommen hätte, aber auch eine Neuinterpretation beispielsweise aus Glas hätte man sich vorstellen können“, sagte Gräff. Den nun vorgestellten Entwurf bezeichnete er als „viel zu protzig“. Der Glasaufbau würde das historische Gebäude völlig überlagern.

Sollte dieser Entwurf umgesetzt, würde sich der Eingang zur Essener Innenstadt in den kommenden Jahren deutlich verändern: Denn auch das benachbarte ehemalige Galeria-Kaufhof-Gebäude soll neu 2023 als „Königshof“ neuen Glanz erhalten – und an frühere Zeiten erinnern.

Das frühere Kaufhaus soll eine geschwungene Fassade erhalten, das an das ehemalige „Defaka“-Gebäude erinnert, das früher an Ort und Stelle stand. Dabei soll es eine Natursteinfassade geben. Geplant ist kein neues Kaufhaus, sondern eine Markthalle im Erd- und Untergeschoss, darüber Büros und Multifunktionsflächen.

So soll künftig das Galeria-Kaufhof-Gebäude aussehen.
So soll künftig das Galeria-Kaufhof-Gebäude aussehen. © KOERFER-GRUPPE