Essen. Im Essener Stadtteil Frillendorf hat eine Rad-Werkstatt eröffnet, die sich auf E-Bikes spezialisiert hat. Davon profitieren nicht nur Radler.

Seit dieser Woche gibt es in Essen die erste Fahrrad-Werkstatt, die sich ausschließlich auf E-Bikes spezialisiert hat. Sie wird betrieben von der Beschäftigungsgesellschaft „Neue Arbeit“ der Diakonie und sitzt an der Manderscheidtstraße in Frillendorf. Das dort ansässige Gewerbegebiet liegt direkt zwischen zwei gut besuchten Rad-Routen; der beliebte Aussichtspunkt „Am Hallo“ ist nicht weit, und die Langemarckstraße, die zur Manderscheidtstraße führt, hat einen abgesetzten Rad-Streifen und kann – trotz vieler Autos – gut befahren werden.

Fahrradfahrer müssen wochen- und monatelang auf Termine in Werkstätten warten

Weil die Zahl der E-Bikes im Essener Stadtgebiet zuletzt massiv gestiegen ist und weiter steigt und Rad-Werkstatt-Termine bei Händlern in der Regel mit vielen Wochen und Monaten Wartezeit verbunden sind, ist damit zu rechnen, dass die Werkstatt großen Zulauf erfahren wird. „Wir nehmen den örtlichen Händlern nichts weg – im Gegenteil, es ist davon auszugehen, dass sie froh sind, dass es uns gibt“, sagt Michael Stelzner, der Geschäftsführer der Beschäftigungsgesellschaft.

Öffnungszeiten, Erreichbarkeit, Standort

Die neue E-Bike-Werkstatt ist zunächst zu folgenden Öffnungszeiten erreichbar: montags bis freitags jeweils von 9 bis 13.30 Uhr; 14.30 bis 17.30 Uhr. Adresse: Manderscheidtstraße 85, 45141 Essen.

Terminvereinbarung telefonisch: 0201 52326-420 (Nummer der Werkstatt „Freilauf“; E-Mail an freilauf@neue-arbeit-essen.de.

Die „Neue Arbeit“ der Diakonie hat sehr lange, bevor das Fahrrad und später das E-Bike in Essen als ernstzunehmendes Verkehrsmittel betrachtet wurde, mit Rad-Werkstätten ihre Geschäftsfelder vergrößert. 1987 eröffnete man an der Gerlingstraße (Ostviertel) die Werkstatt „Freilauf“. Die Idee: Arbeitslose, die zurück in einen regulären Job sollen, sollen mit einfachen Reparatur-Tätigkeiten wieder an eine geregelte Beschäftigung gewöhnt werden. Und: Reparierte Räder sollten zu erschwinglichen Preisen verkauft werden an Bürger, die sich kein neues leisten können. „Das ging schnell rapide bergauf“, erinnert sich Stelzner. Die Werkstatt wuchs, zog 2011 um in die Langemarckstraße, und zwischendurch eröffnete man auch so genannte Rad-Stationen – bewachte Räume, in denen Pendler ihre Räder aufbewahren und Reparatur-Leistungen in Anspruch nehmen können.

Die bestehenden Rad-Stationen am Hauptbahnhof (Nordseite) und in Kupferdreh erfreuen sich jedenfalls größter Beliebtheit und sind immer ausgebucht. „Zusammengenommen beschäftigen wir mit dem Thema Fahrrad derzeit über 100 Männer und Frauen in Job-Maßnahmen“, berichtet Stelzner. Allein in der Werkstatt „Freilauf“ arbeiten fünf hauptamtliche Anleiter, die meisten sind gelernte Zweirad-Mechaniker; sie sind für die sinnvolle Einbindung der Teilnehmer verantwortlich. Die jetzt neu gegründete E-Bike-Werkstatt kommt zunächst mit einem hauptamtlichen Anleiter und fünf Job-Suchenden aus. „Das langfristige Ziel ist, den Teilnehmern einen sozialversicherungspflichtigen Beruf zu ermöglichen – oder auch eine Ausbildung.“ Denn Zweiradmechaniker oder mittlerweile -mechatroniker sind stark gefragt wegen des Fahrrad- und E-Bike-Booms.

Das Rad eignet sich gut für soziale Beschäftigungsmaßnahmen

Wer als Arbeitssuchender eine Chance in einer Job-Maßnahme in der Rad-Werkstatt bekommt, entscheidet das Job-Center. „Eine gewisse Technik-Affinität und Interesse am Rad muss natürlich da sein“, sagt Stelzner.

Auch über die „Neue Arbeit“ hinaus ist das Thema Fahrrad offenbar gut geeignet, um sozial orientierte Arbeitsmaßnahmen langfristig zu etablieren: So bekannte der passionierte Radfahrer und Gesundheits-Dezernent Peter Renzel, der zur Eröffnung der Rad-Werkstatt vorbeischaute, sein privates E-Bike regelmäßig in der Werkstatt der städtischen Tochterfirma GSE untersuchen zu lassen. Die GSE betreibt an der Wittenbergstraße in Rüttenscheid ein Rad-Geschäft mit angeschlossener Werkstatt; dort werden vor allem Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen beschäftigt.

Die neue E-Bike-Werkstatt der Diakonie will sich außerdem profilieren in Sachen Müllvermeidung. „Wir nehmen alte E-Bikes an, machen sie wieder flott und verkaufen sie zu einem günstigen Preis“, kündigt deren Geschäftsführer Michael Stelzner. Er warnt mögliche Kunden jedoch vor überzogenen Erwartungen: „In der Fahrrad-Industrie gibt es derzeit häufiger lange Wartezeiten bei der Beschaffung von Ersatzteilen. Da können auch wir dann nichts machen.“