Essen. Ein Fahrrad muss nicht teuer sein. In Essen gibt es genug Möglichkeiten, einen gebrauchten Drahtesel mit Garantie schon für weniger als 100 Euro zu kaufen. Eigene Flohmärkte wie in anderen Großstädten sucht man in der Stadt allerdings vergebens.

Wer gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann auch mit wenig Geld ohne Probleme von A nach B kommen. Es muss ja nicht immer das teure Gefährt mit modernster Ausstattung sein. In Essen gibt es genügend Möglichkeiten, sich ein gebrauchtes Rad anzuschaffen. Wenngleich der Markt hier im Vergleich zu anderen Großstädten recht begrenzt ist.

Die größte Auswahl an gebrauchten Drahteseln bieten zwei Läden der Diakonie. In der Fahrradwerkstatt Freilauf an der Langemarkstraße in Stoppenberg kostet ein Tourenrad mit Dreigangnabenschaltung ungefähr 75 Euro – es gibt dort aber auch Räder, die besser ausgestattet sind und mehr als 200 Euro kosten. Kinderräder bekommt man ab rund 40 Euro. Die Auswahl variiert. „Wir können nur das anbieten, was uns geschenkt wird“, sagt Peter Wefing, Abteilungsleiter im Bereich Zweirad bei der „Neuen Arbeit“ der Essener Diakonie. Derzeit sind knapp fünfzig Räder auf Lager.

Geschenktes Material wird in der Werkstatt hergerichtet und mit Garantie verkauft. An der Reparatur arbeiten bis auf wenige Ausnahmen Menschen, die Hartz IV erhalten und einem Ein-Euro-Job nachgehen. Sie bekommen bei der Diakonie eine Qualifizierung zum Fahrradmechaniker. Laut Wefing werden so regelmäßig Leute in reguläre Arbeit vermittelt. Nach dem gleichen Konzept funktioniert auch der RadLaden Altendorf auf der Ehrenzeller Straße. Er wird ebenfalls von der Diakonie betrieben und bietet gebrauchte Räder an, allerdings in kleinerem Umfang.

Die Preisspannen sind groß

Eine weitere Möglichkeit, an ein günstiges Gebrauchtrad zu kommen, bieten kleine Händler mit einer eigenen Werkstatt. Beispiele dafür sind Zweirad Schulte in Kettwig, das Fahrradhaus Schlitzer in Rüttenscheid oder der Zweiradpartner Hoff & Hartwig in der Innenstadt. Für diese Läden sind die Räder aus zweiter Hand ein Nebengeschäft, meist werden sie bei Neuanschaffungen in Zahlung genommen, hergerichtet und mit Garantie weiterverkauft. Die Preisspannen sind groß, wer will kann zwischen 50 und 500 Euro zahlen.

Händler Fabian Schulte aus Kettwig sieht in Essen eine seit Jahren konstante Nachfrage nach Gebrauchträdern, kennt jedoch einen großen Konkurrenten. „Die Nachfrage ist immer da“, sagt Schulte. „Das Internet macht aber die Preise kaputt. Dort bekommt man aber auch oft nur Schrott.“

Fahrradflohmärkte sucht man vergebens

So genannte Fahrradflohmärkte, wie es sie in Düsseldorf, Münster oder Frankfurt regelmäßig gibt, sucht man in Essen vergebens. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat vor einigen Jahren mal eine solche Veranstaltung auf die Räder bekommen – die Resonanz sei aber gering gewesen. „Es gibt hier in der Stadt eben keine richtige Fahrradtradition“, sagt der Jörg Brinkmann, der ADFC-Vorsitzende in Essen. Doch er erhalte zunehmend Anfragen nach günstigen Gebrauchträdern, vor allem von Studenten.

Mit Sicherheit spielt dabei auch die geringere Angst vor Diebstahl eine Rolle. Wenn das Rad weniger als 100 Euro gekostet hat, kann man es vielleicht schon eher ohne große Bedenken auf dem Campus oder vor dem Bahnhof stehen lassen. Peter Wefing von der Diakonie nennt das „einen passiven Diebstahlschutz.“ Hundertprozentig helfe der aber nicht, „auch gebrauchte Räder werden immer öfter geklaut“.

Schnäppchen im Fundbüro

Zwei Mal im Jahr bietet auch das Fundbüro der Stadt den Schnäppchensuchern die Gelegenheit, günstig an einen Drahtesel zu kommen. Bei den Versteigerungen gehen im Schnitt etwa 50 Fahrräder über den Auktionstisch. Für die aktuelle Saison wird es aber nicht mehr reichen. Die nächste Versteigerung wird erst wieder im Herbst stattfinden. Der genaue Termin steht zeitnah auf der Internetseite der Stadt oder in dieser Zeitung.