Essen. 65 von 200 Kilometern Radweg in Essen weisen Sicherheitsmängel auf. Das zeigt eine Untersuchung der Stadt. Der ADFC nennt drei Hauptprobleme.
Zugeparkte Radwege, fehlende Ampeln, schlechte Verkehrsführung, gefährliche Wege: Das sind die ersten Ergebnisse einer Untersuchung, die die Stadt bei einem externen Ingenieurbüro in Auftrag gegeben hat.
Radfahrer und Autos werden gezählt
Grundsätzlich werden bei der Evaluation das etwa 200 Kilometer lange Hauptroutennetz und besonders die drei Fahrradstraßenachsen unter die Lupe genommen. Zwischenergebnisse zeigen: Auf rund 75 Kilometern des Hauptroutennetzes muss die Radverkehrsführung nachgebessert werden, auf etwa 65 Kilometern wurden Sicherheitsmängel festgestellt; Wurzeln heben die Fahrbahndecke an, Poller sind leicht zu übersehen, Parkplätze sind so angelegt, dass Fahrradfahrer von geöffneten Autotüren getroffen werden könnten.
Für die Untersuchung werden Radfahrer und Autos gezählt, und sowohl die Radler als auch Autofahrer befragt. Zudem ließ die Stadt das gesamte Streckennetz genau unter die Lupe nehmen, insbesondere die Breite und die Beschaffenheit der Radwege. Im nächsten Schritt sollen noch detailliertere Auswertungen erfolgen und schließlich sollen die Probleme auch behoben werden.
Auf der Rüttenscheider Straße wird zusätzlich das Ausmaß des Durchgangsverkehrs erfasst und in Geschäften nach der Bewertung der Fahrradstraße gefragt. Die Ergebnisse sollen mit den Resultaten der Befragung aus dem vergangenen Jahr verglichen werden. Die Untersuchungen laufen noch bis Ende Juni, abschließende Ergebnisse sollen bis September vorliegen.
Verkehrsführung muss auf 75 Kilometern nachgebessert werden
Während diese Ergebnisse noch sehr allgemein gehalten werden, bemängelt der ADFC, dass es in Essen keine echte Fahrradstraße gibt. Durchgangsverkehr sei überall erlaubt, autofrei sei nicht eine einzige. Das führe nach Angaben des Vorsitzenden Mirko Sehnke zu drei Hauptproblemen, die er anhand von einzelnen markanten Beispielen im Stadtgebiet erklärt:
1. Parken: Einige Fahrradstraßen werden immer wieder zugeparkt. Dazu gehören die Straße „Zum Oberhof“ in Steele und die Straße „Hangetal“. Dadurch werde es für Fahrradfahrer oft unübersichtlich und auch gefährlich. Das Parken auf Fahrradwegen und auch auf Schutzstreifen ist zwar verboten, auf Fahrradstraßen sieht die Lage aber anders aus, wie aus der Straßenverkehrsordnung hervorgeht: „Ein Parken in der Fahrradstraße kann gestattet sein, wenn diese auch für andere Verkehrsteilnehmer freigegeben wurde. Einschränkungen werden wie auf anderen Straßen entsprechend durch Verkehrsschilder ausgewiesen“, heißt es dort. Sehnke will für die Situation am Hangetal die Rechtsabteilung des ADFC zurate ziehen. Die Verwaltung verspricht, dass die Stelle im Zuge der Evaluation genau geprüft und gegebenenfalls nachgebessert werde.
Als weiteres Beispiel nennt Bezirksvertreter Marc Zietan (Grüne) die Manderscheidtstraße in Stoppenberg. Dort parken Lkw oft nebeneinander und versperren somit den Rad-Schutzstreifen, der dort auf der Hauptroute Richtung Hallopark führt. Das Ordnungsamt hat nach Angaben der Stadt im April verstärkt an dieser Stelle kontrolliert und will das auch weiter tun.
2. Verkehrsführung: An einigen Stellen könnte man die Verkehrsführung verbessern, findet Sehnke und nennt auch für diesen Aspekt drei markante Beispiele im Stadtgebiet. Erstens: In Stoppenberg werde die Radachse C komplett unterbrochen, weil den Planern bisher schlicht noch keine gute Idee eingefallen sei, den Autoverkehr von der Schwanhildenstraße bis zur Straße Im Mühlenbruch zu umgehen. Zweitens: Wer durch die Bäuminghausstraße in Altenessen fahren wolle, stehe dort - obwohl es eine Fahrradstraße ist - oft im Autostau, weil Fahrer den Weg als Abkürzung zur Gladbecker Straße nehmen. Und drittens hält er es ebenfalls für ungünstig, dass die Fahrradfahrer die Achse A nur dann komplett befahren können, wenn in Holsterhausen gerade kein Wochenmarkt ist, die Route führt nämlich direkt darüber.
3. Regeln: Marc Zietan betont, dass viele Autofahrer die Regeln auf Radstraßen schlicht nicht kennen. Es bedürfe mehr Öffentlichkeitsarbeit und Flyer, die den Anwohnern ausgehändigt werden. So könne klar gemacht werden, dass Fahrradfahrer Vorrang haben, auch nebeneinander fahren dürfen und ein Überholen von Autos mit gesichertem Abstand manchmal nicht möglich ist: „Dann muss der Autofahrer hinter dem Fahrrad bleiben“, so Zietan, der auch daran erinnert, dass nicht schneller als 30 km/h gefahren werden darf.
All diese Probleme kommen auf der wohl prominentesten Fahrradstraße der Stadt zusammen: Der Rüttenscheider Straße. Zietan: „Der Radverkehr kann nicht profitieren, wenn es zu viel Autoverkehr gibt.“ Sehnke nennt die Zustände dort schlicht „chaotisch“.