Essen. Erkrankte Babys sind oft von der Mutter getrennt - dabei brauchen sie Nähe. Die Uniklinik Essen bietet für sie nun besondere Mutter-Kind-Zimmer.

Nähe, Hautkontakt, Vertrautheit – das sind für einen Säugling so grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung und Schlaf. Doch Kinder, die viel zu früh oder schwer erkrankt auf die Welt kommen, müssen oft lange im Krankenhaus untersucht, behandelt und überwacht werden. Das ist mit einer schmerzlichen Trennung von den Eltern verbunden, die es schwerer macht, eine Bindung aufzubauen. Darum hat die Universitätsmedizin Essen nun zwei neue Mutter-Kind-Zimmer auf der Wöchnerinnen-Station eingerichtet: Dank eines Monitoring-Systems bleiben die Kinder im Blick des medizinischen Personals – und an der Seite der Mutter.

Wenn die Eltern da sind, wird das Kind schneller gesund

„Von kinderärztlicher Seite ist es für die Gesundung besser, wenn die Eltern anwesend sind – am besten rund um die Uhr“, sagt Prof. Dr. Ursula Felderhoff-Müser, Direktorin der Kinderklinik I an der Universitätsmedizin Essen. Sie freue sich daher, dass nun auch Mütter von Frühchen oder erkrankten Kindern mit ihren Babys zusammenbleiben, Vertrauen aufbauen können. Die Zimmer sind mit einem Monitoring-System ausgestattet und an die Neonatologie angebunden, die auf die Behandlung von sehr kleinen Frühgeborenen, Kinder mit Fehlbildungen sowie Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften spezialisiert ist. „So kann man das Kind, das bei seiner Mutter ist, über den Monitor mitbetreuen.“

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Eltern, die nicht die ganze Zeit bei ihren kranken Kindern sein können, erleben das als belastend, haben größere Angst um sie. „Ich hätte mir nicht vorstellen können, mein Kind nicht direkt bei mir zu haben. Sie abzugeben, wäre schlimm gewesen“, erzählt etwa Vicky Pawlik (31), deren Tochter Ende Mai in der Uniklinik zur Welt gekommen ist. Annabelle ist kerngesund, doch Vicky Pawlik freut sich, dass nun auch die Mütter kranker Babys die gleiche Nähe erleben dürfen: „Man möchte die Tochter doch kennenlernen, Hautkontakt haben, Händchen halten, sie ständig ansehen, mit ihr sprechen, eine Bindung aufbauen.“

Wohlfühlatmosphäre für werdende und frischgebackene Eltern

Die neuen Mutter-Kind-Zimmer mit Monitoring-System wurden auf der Wöchnerinnen-Station der Universitätsmedizin Essen eingerichtet. Ermöglicht hat das die Stiftung Universitätsmedizin mit großzügiger Unterstützung durch die National Bank AG und die Sparkasse Essen.

Die Frauenklinik der Universitätsmedizin hat jetzt die Sanierung des Bereichs der Geburtshilfe abgeschlossen: Der Vorraum des Kreißsaals wurde umgebaut, ein neues Farbkonzept, gemütliche Sitzelemente und eine Buffetinsel sollen im Frühstücks- und Wartebereich eine „Wohlfühlatmosphäre“ für die Familien schaffen. Finanziert wurde der Umbau durch die Stiftung Universitätsmedizin unter Leitung des Instituts für Patienten-Erleben.

Und nicht nur der Bindungsaufbau gelinge besser, auch das Stillen werde durch die konstante Nähe erleichtert, sagt Ursula Felderhoff-Müser. Das Mutter-Kind-Zimmer sei eine „große Entlastung für alle Beteiligten“. Eine Entlastung, die möglichst vielen Familien zugute kommen soll. Einige Babys aber werde man leider auch zukünftig zunächst von den Eltern trennen müssen, etwa wenn sie so klein und unreif sind, dass sie beatmet werden müssen.

Werdende und frisch gebackene Eltern sollen sich wohlfühlen

Ermöglicht wurde die Einrichtung der Mutter-Kind-Zimmer durch die Stiftung Universitätsmedizin, und die hat auch die Sanierung des Bereichs Geburtshilfe in der Frauenklinik finanziert: Freundliche Farben und ein gemütlicher Frühstücks- und Wartebereich sollen dafür sorgen, dass sich werdende und frisch gebackene Eltern wohlfühlen. Kein kleiner Unterschied, findet Ursula Felderhoff-Müser: „Nur wer sich wohlfühlt, kann gesund werden.“

Die junge Mutter Vicky Pawlik sagt, sie habe sich vom Kreißsaal bis zur letzten Minute in der Uniklinik gut aufgehoben gefühlt, vor allem Dank des Personals, das sich bestens um sie und ihre Tochter gekümmert habe. „Aber es macht etwas mit einem, wenn die Umgebung schön ist. Es hilft zum Beispiel, wenn man nervös ist.“