Essen. . Anlässlich des Weltfrühchentages wirbt die Uni-Kinderklinik für ihren „Bunten Kreis“, der zu früh Geborene bis ins Kinderzimmer begleitet.

Zu einer Routineuntersuchung beim Gynäkologen hatte Sandra Schaffner sich angemeldet. Nichts deutete vorher auf Komplikationen hin. „Doch dann hat mein Arzt festgestellt, dass das Kind im Mutterleib nicht mehr versorgt wird. Also hat er mich in die Uniklinik eingewiesen“, erinnert sich die junge Mutter Sandra Schaffner.

Mit einem Gewicht von 675 Gramm kam ihre Tochter Clara dort in der 27. Schwangerschaftswoche zur Welt. Womit sie zu den zehn Prozent der Kinder zählt, die als zu früh geboren gelten. An der Uni-Kinderklinik ist man auf derlei Risikogeburten vorbereitet. Eltern haben im Vorfeld Gelegenheit, die Intensivstation kennen zu lernen, um die Angst vor der Apparatemedizin zu verlieren. Ausführlich wird über Risiken und Therapiemöglichkeiten aufgeklärt.

„Unser Konzept“, sagt Professor Ursula Felderhoff-Müser, Leiterin der Uni-Kinderklinik, ist bundesweit einzigartig. „Die Betreuung reicht vom Krankenhaus bis ins Kinderzimmer.“ Für die umfassende häusliche Nachsorge gründete sich an der Uniklinik der so genannte „Bunte Kreis“; beschäftigt sind dort speziell qualifizierte Kinderkrankenschwestern. Bereits vor der Klinik-Entlassung lernen sie die Eltern kennen, werden von behandelnden Ärzten über die Krankengeschichte des Kindes aufgeklärt. „So haben wir Ansprechpartner und fangen nicht bei Null an, wenn wir die Eltern zum ersten Mal besuchen“, sagt Margarete Reimann, die den Bunten Kreis Essen leitet.

Krankenkasse lehnt Anträge häufig ab

Das Wachstum und die Hautfarbe des Kindes kontrollieren, Temperatur messen und wiegen, das zählt zum Pflegestandard. „Ebenso wichtig ist es aber, mit den Eltern zu reden.“ In Claras Fall etwa drohte eine Darm-OP. „Letztlich mussten die Ärzte den Eingriff nicht vornehmen. Aber der Schock über die Nachricht sitzt bei Eltern tief. So etwas vergisst man nicht und ist umso mehr in Sorge, wenn man mit dem Kind nach Hause geht.“ Zwei Monate betreute der Bunte Kreis Clara Schaffner. Eine Zeit der Gespräche und der Pflegebegleitung, die für Eltern und Kind wichtig war.

Eine Arbeit jedoch, die der Bunte Kreis nur mit Spenden leisten kann. „Wir stellen bei Entlassung eines Kindes, bei dem die Nachsorge sinnvoll ist, zwar immer Anträge“, sagt Margarete Reimann, „doch häufig werden die von den Krankenkassen abgelehnt“. Eltern allein zu lassen kommt für das engagierte Team dennoch nicht in Frage – lieber werben sie, wie anlässlich des Weltfrühchentages am morgigen Sonntag, für ihr Anliegen, um Spenden für den Bunten Kreis zu bekommen.