Essen. Zur Fußball-EM laden in Essen Kneipen und Restaurants zum Public Viewing ein. Wie der Auftakt mit Corona-Auflagen verlief und was noch kommt.

Fröhlich und gut gelaunt feierten Fußballfans beim Public Viewing in einigen Essener Kneipen und Restaurants den EM-Auftakt. Für ausgelassene Partys war allerdings kein Platz. Da schoben Hygieneregeln einen Riegel vor. Jubel musste gedämpft verlaufen.

Besucher sind froh, Fußball in Biergartenatmosphäre erleben zu dürfen

Public Viewing hatten Mitarbeiter des türkischen Konsulats vor einigen Tagen noch gar nicht auf dem Zettel. Als sie aber hörten, dass die Bar Carlo in Stadtwald dazu einlud, habe man sich kurzfristig zur Anmeldung entschlossen, erzählt einer aus der Gruppe. Denn ohne vorherige Reservierung war ein Besuch im Biergarten am Stadtwaldplatz nicht möglich, berichtet Betreiber Carlo Altintas, der selbst türkische Wurzeln hat. Corona lasse da keine andere Wahl. Man müssen eben wissen, aus wie vielen Haushalten die Leute kommen, die an einem Tisch sitzen. Mehr als fünf unterschiedliche dürften es nämlich nicht sein, berichtet der Gastronom.

Wer einmal Platz genommen hatte, der war auch gehalten, möglichst an seinem Tisch zu bleiben. Kontakte vermeiden, Abstand bewahren gilt nach wie vor. Sich bewegen, nun ja, diese Aufgabe fiel an dem Abend ohnehin anderen zu. Gebannt verfolgten Dutzende von Gästen das Spiel Italien gegen die Türkei auf den Monitoren und die Fans legten zumindest nach außen hin eine große Gelassenheit an den Tag. „Wir sind einfach froh, den Beginn der EM unter freiem Himmel erleben zu können“, sagte Cihan Kora (23) und sein Nachbar Rafet Alijevec (24) konnte da nur zustimmen. Vor wenigen Wochen hätte daran doch noch keiner geglaubt. Die beiden frotzeln viel, wie es wohl um die Siegeschancen der türkischen Elf bestellt sein mag. Einer der beiden hält eher eine 0:3 Niederlage für möglich. Dass er damit Recht behalten würde, sollte der Abend noch zeigen.

Nach langem Lockdown kurzfristig Public Viewing organisiert

Der Biergarten in Stadtwald lockte zahlreiche Fans an.
Der Biergarten in Stadtwald lockte zahlreiche Fans an. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Während sich einige Gäste kurzentschlossen in Carlos Bar für einen Besuch gemeldet hatten, startete Altintas selbst mit seinen Planungen schon erheblich früher. Die Inzidenz sank, die Chancen auf Public Viewing stiegen, also legte der Gastronom los. „Vorgänger Ted Terdisch hat hier reihenweise solche Veranstaltungen organisiert, also ein erprobter Standort“. Aktintas stelle das Team für den Abend zusammen und sorgte auch für eine Sicherheitskraft, die sich den ganze Zeit aber im Hintergrund hielt.

Szenenwechsel. Im Biergarten von Capobianco al fiume in Steele hatten sich ebenso einige Fans vor dem Monitor versammelt. Die Werbetrommel habe man noch nicht so richtig gerührt, das solle in den nächsten Tagen folgen, heiß es hier. Nach der langen Zeit des Lockdowns komme es jetzt vor allem darauf an, den Betrieb wieder hochzufahren. Die EM habe zudem gerade erst begonnen und es gebe noch einige Spiele zu sehen. Wer wolle, der könne sich die Begegnungen hier anschauen. Der Monitor stehe bereit.

Mit der Tricolore zur Feier im Irish Pub

Vor dem Bildschirm hatten sich auch im proppenvollen Fritzpatrick’s Pub an der Rüttenscheider Straße eine Reihe von Gästen versammelt, Italien-Fans zeigten im wahrsten Sinn des Wortes Flagge und hatten die Tricolore mitgebracht. Doch wie andernorts mussten auch sie ihre Begeisterung zähmen. Laute Schreie, Jubelrufe, selbst beim dritten Tor für ihre Mannschaft, waren nun mal nicht angesagt.

Die Leute bringen jedoch, wie Gastronomen berichten, Verständnis für die Regeln auf. Zu groß dürfte wohl die Sorge sein, die wieder gewonnenen Freiheiten aufs Spiel zu setzen. Das passt auch zum Bericht der Polizei: Sie hatte zwar zusätzliche Kräfte im Einsatz, doch es sei alles ruhig geblieben.

Rudelgucken bei Spielen der deutschen Elf im Grugapark

Wie geht es mit dem Public Viewing weiter? Beispielsweise will der Betreiber der Bar Carlo alle Spiele mit deutscher und türkischer Beteiligung zeigen. Veranstalter Thomas Siepmann hat den Musikpavillon im Grugapark als EM-Arena ausgeguckt: Die Spiele der deutschen Elf sollen dort bis zu 1000 Fans verfolgen können. Auftakt ist demnach am Dienstag, 15. Juni, um 21 Uhr, wenn Löws Team auf Frankreich trifft. Über 100 Biertische sollen im Pavillon ihren Platz finden. Sie lassen sich nur online buchen. Wenn die Inzidenz landesweit stabil niedrig bleibt, wäre auch kein Test erforderlich, Mindestabstände müssen allerdings eingehalten werden. Wer übrigens privates Rudelgucken organisiert, sollte bedenken, dass derzeit - bei einer Inzidenz unter 35 - man private Veranstaltungen/Parties mit maximal 50 Gästen in Räumen abhalten darf, draußen liegt die Obergrenze bei 100 Besuchern.