Essen-Rüttenscheid. Nach einem Jahr Corona-Pause folgt eine Neuauflage des Rü-Oktoberfestes in Essen. Eine andere Veranstaltung bleibt aber auf der Strecke.

In München ist das Oktoberfest abgesagt, nicht so in Essen. Mitte September werden wie früher die Zelte auf dem Flughafengelände aufgeschlagen. Verlierer der großen Feste ist die Gourmetmeile Rü Genuss pur. Sie bleibt ein weiteres Mal auf der Strecke. Aber der Reihe nach.

Veranstalter zum Rü-Oktoberfest: „Ohne Masken, ohne Abstandsregeln“

Da zum 1. September wieder Großveranstaltungen erlaubt werden, „wollen wir die Chance auch nutzen“, sagt Gastronom und Organisator Thomas Terdisch. Schließlich gehe es auch um ein Stück Normalität, das in das Leben der Menschen einziehen solle. Dass er und sein Kollege Sven Morsbach ein gewisses Risiko auf sich nähmen, stehe außer Frage. Niemand wisse so wirklich, wie es mit Corona weitergehe und ob die jetzigen Vorgaben Bestand haben werden.

Aber nach der aktuellen Tendenz zeige die Inzidenzkurve nach unten und das lasse hoffen. Und wenn Oktoberfest gefeiert werde, dann auch so wie in all den Jahren zuvor. „Ohne Masken und ohne Abstandsregeln, alles andere würde dem Charakter der Feier entgegenstehen.“ Terdisch und Morsbach, die gemeinsam die Veranstalterfirma BRT betreiben, sehen gute Chancen, unter anderem die Auflagen auch deshalb beiseite lassen zu können, weil sie mit innovativen Konzepten arbeiten wollen. Dreh- und Angelpunkt soll die Belüftungstechnik bilden, genauere Details möchten die beiden aber momentan noch nicht verraten, weil noch Gespräche mit Herstellern geführt werden.

Thomas Terdisch (l.) und Sven Morsbach: Auch wenn ein gewisses Risiko besteht, das Oktoberfest wollen sie wieder auf die Beine stellen.
Thomas Terdisch (l.) und Sven Morsbach: Auch wenn ein gewisses Risiko besteht, das Oktoberfest wollen sie wieder auf die Beine stellen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das Oktoberfest, das schon vor Jahren vom P2-Gelände zum Flughafen Essen-Mülheim gezogen ist, nachdem sich Anwohner beschwert hatten, startet am 17. September und bietet bis zum 16. Oktober insgesamt neun Veranstaltungstage. Dabei handelt es sich um vier Wochenenden und einen Donnerstagabend mit der so genannten Blaulichtparty. Hier kommen Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Kliniken und Rettungsdiensten umsonst hinein. Alle anderen Besucher zahlen Eintritt.

Schon eine Menge an Anfragen erhalten

Das Ticket für einen Oktoberfestabend kostet 19 Euro, wenn man Tische reservieren will, fallen zusätzliche Gebühren an. An den Samstagen und Sonntagen geht das Fest ab 17 Uhr los und Schluss ist um 24 Uhr. Shuttle-Busse der Ruhrbahn bringen die Bürger von Rüttenscheid zum Flugplatzgelände. Für diejenigen, die noch Gutscheine aus dem vergangenen Jahr besitzen, als das Volksfest wegen Corona nicht stattfinden konnte, gibt es eine vorgelagerte Zeitschiene, um Karten zu buchen. Die beginnt am 25. Juni und dauert bis zum 8. Juli. Danach ist der Verkauf für alle Oktoberfestfans freigegeben.

Es gebe schon eine Menge Anfragen, sagen Terdisch und Morsbach, ob aber wie sonst ein solcher Run auf die Karten stattfindet, da halten sie sich mit der Einschätzung zurück. „Man weiß einfach nicht, wie die Menschen sich bei dem Gedanken verhalten, wieder einen Abend lang in einem Zelt zu sitzen.“ Die beiden Gastronomen hoffen indes, dass es auch dieses Mal wieder rappelvoll wird. Für 3500 Leute ist Abend für Abend Platz, wenn die Original Rüttenscheider mit Schlagern, Oldies und Stimmungshits loslegen, Getränke und Speisen – von der Haxe bis zum Hähnchen – nicht zu vergessen.

Absage für Gourmetmeile Rü genuss pur

Noch gibt es keine Neuauflage der Gourmetmeile Rü Genuss pur. Zu viele Gründe sprechen für die Veranstalter dagegen.
Noch gibt es keine Neuauflage der Gourmetmeile Rü Genuss pur. Zu viele Gründe sprechen für die Veranstalter dagegen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Keine Chance geben die Gastronomen indes dem zweiten Fest, das ebenfalls von BRT auf die Beine gestellt wird, gemeint ist das Gourmetfest Rü Genuss pur. Es erneut abzusagen, sei eine sehr schwere Entscheidung gewesen. Doch gleich drei Gründe sind es, die eine zehnte Auflage am ersten August-Wochenende verhindern. Es fehlt an Gastronomen, an Sponsoren und an akzeptablen Regeln.

Zu wenig Wirte zeigten bislang Bereitschaft, mitzumachen. Rund 20 waren es in den zurückliegenden Jahren. Terdisch vermutet, dass die Gastro-Betriebe nach der langen Lockdown-Zeit zunächst einmal wieder in ihr übliches Fahrwasser zurückkehren wollen und ihnen der Sinn noch nicht nach Extras stehe. Zudem herrsche in der Branche auch ein erheblicher Personalmangel, vor allem bei den Aushilfskräften.

Äußerst mau sehe es auch bei den Sponsoren aus. Der Hauptpartner, ein Geldinstitut, wolle zwar bei der Stange bleiben, aber ansonsten gestalte sich die Suche schwierig. Schließlich bringen die Veranstalter auch die geltenden Corona-Vorgaben ins Spiel. Die Obergrenze bei der Besucherzahl müsste bei 1000 liegen. Das Fest lockte in der Vergangenheit Tag für Tag 5000 Gäste an. Zudem wären Zugangskontrollen erforderlich und Abstandsregeln einzuhalten. All das würde dem Charme des Festes doch sehr entgegenstehen, sagt Terdisch. Die Absage ist für Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) sehr bedauerlich. „Ein großer Verlust. Es ist das schönste Fest in Essen.“ Die Hoffnungen ruhen nun auf 2022, um dann bei der zehnten Gourmetmeile an der Rüttenscheider Brücke auftischen zu können.