Essen. Die Stadt Essen verimpft Johnson & Johnson nur noch an über 60-Jährige. Mehr als 200 Impftermine für Flüchtlinge und Obdachlose wurden abgesagt.

Rückschlag für die Impf-Aktion von Obdachlosen und Flüchtlingen: Die Stadt Essen hatte diese Gruppen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft, weil hierbei nur eine Impfung notwendig ist. Da es jedoch Bedenken gibt, den Impfstoff bei unter 60-Jährigen zu verwenden, hat die Stadt mehr als 200 bereits vereinbarten Termine abgesagt und die Aktion gestoppt.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) habe bisher erklärt, dass unter 60-Jährige eine Johnson & Johnson-Impfung „nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz“ erhalten könnten, sagt Gesundheitsdezernent Peter Renzel. Daran hatte sich die Stadt bei bisherigen Impfaktionen etwa in Flüchtlingsunterkünften gehalten. „Weitere Impfaktionen für die Zielgruppen mit Personen unter 60 Jahren wurden in letzten Wochen aus juristischer und virologischer Sicht zunehmend kritisch diskutiert.“ Da auch die STIKO nun empfehle, das Vakzin möglichst nur an über 60-Jährige zu verimpfen, habe die Stadt in Absprache mit Impfzentrum und Uniklinik umgesteuert.

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Die Wohlfahrtsverbände, die die Betroffenen für eine Impfung gewonnen hatten, wurden per Mail über die Absage der Impftermine informiert. Ersatztermine kann die Stadt mangels alternativem Impfstoff noch nicht nennen. Als bedauerlich empfinden das die Helfer, die teils erst Überzeugungsarbeit leisten mussten. So erzählt ein Ehrenamtlicher von einer syrischen Familie, die anfangs Sorge gehabt habe, „dass Flüchtlinge einen schlechteren Impfstoff bekommen“. Wenn ihr Termin nun wegen Bedenken gegen den Impfstoff abgesagt werde, „wird ihr Vertrauen wieder erschüttert“.

Renzel versteht die Enttäuschung, setzt aber darauf, „dass wir mit der Zielgruppe im Gespräch bleiben“. Das leisteten Vereine und freie Träger sowie das Info-Mobil der Stadt. Die Impfkonferenz habe nun entschieden, dass die insgesamt 1500 Johnson & Johnson-Dosen an über 60-jährige verimpft werden sollen, die von Covid-19 genesen seien. Die Termine sollen in gut zwei Wochen online buchbar sein.