Essen. Rund 2000 Männer und Frauen, die keinen festen Wohnsitz haben oder in einem Flüchtlingsheim leben, erhalten eine Spritze – und zwar nur eine.
Rund 2000 Männer und Frauen ohne festen Wohnsitz sowie die Bewohnerinnen und Bewohner von Asylheimen bekommen ab dieser Woche eine Corona-Impfung. Das kündigt die Stadtverwaltung an.
Geimpft wird in mobilen Teams des Impfzentrums. Solche mobilen Teams waren schon Ende Dezember unterwegs, als die Impfungen in den Altenheimen begannen. Die Mitarbeiter der Teams fahren vor die Heime, Notschlafstellen und andere Einrichtungen, in denen sich Menschen ohne festen Wohnsitz regelmäßig aufhalten. Benutzt wird ein Vakzin des Herstellers Johnson & Johnson. Dieser Impfstoff macht nur eine einzige Impf-Behandlung nötig. Es müssen nicht - wie bei den anderen Vakzinen – zwei Spritzen in wochenlangem Abstand voneinander verabreicht werden.
Obdachlose zu festen Terminen zu bewegen, ist schwierig
Seit Tagen versuchen Einrichtungen, die sich um Obdachlose kümmern, ihre Klientel zu informieren und feste Termine zu vereinbaren, damit möglichst viele Betroffene behandelt werden können. „Das ist sehr schwierig, weil Verabredungen von Suchtkranken häufig nicht eingehalten werden“, berichtet zum Beispiel Frank Langer von der „Suchthilfe direkt“, die sich unter anderem um 800 Männer und Frauen in Essen kümmert, die als „Substituierte“ bezeichnet werden. Sie bekommen unter Aufsicht Ersatz-Stoffe wie Methadon zur Verfügung gestellt, die den gleichen Effekt wie gefährliche Drogen haben, aber weniger gesundheitsschädlich sind.
Suchtkrank sind und bleiben diese Patienten trotzdem. „Bei ihnen dreht sich alles um die Beschaffung des Stoffes, da spielen Verabredungen keine Rolle“, berichtet Langer. Sie seien auch nicht, anders als man landläufig annehme, per Handy zu erreichen. „Viele Drogensüchtige haben kein Handy, weil sie es längst für den nächsten Schuss verkauft haben.“
Süchtige oder Obdachlose sind besonders gefährdet
Süchtige, Prostituierte und Obdachlose laufen besondere Gefahr, sich mit Corona anzustecken. Die Maskenpflicht oder Abstandsregeln halten diese Menschen kaum ein. Informationsdefizite kommen erschwerend hinzu. Und in den Heimen der Asylbewerber gibt es, so heißt es aus dem Impfzentrum, durchweg große Vorbehalte gegenüber der Behandlung mit einer Impf-Spritze. Entsprechend haben Mediziner, die der arabischen, türkischen und persischen Sprache mächtig sind, zuletzt massive Aufklärungsarbeit unter den Geflüchteten geleistet. Das Ziel: Möglichst viele Kandidaten sollen zu einer Impfung bewegt werden. Dass in den Heimen beengte Wohnverhältnisse herrschen und sich dort deshalb das Virus besonders schnell ausbreiten könnte, liegt geradezu in der Natur der Sache.
Die derzeit geltende Ausgangssperre von täglich 22 bis 5 Uhr gilt übrigens für Obdachlose nicht. Sie müssen sich allerdings an ihrem Schlafplatz aufhalten und dürfen nicht durch die Straßen ziehen.